Israelis, Palästinenser und Deutsche forschen gemeinsam
Trilaterales Wunder
Als eines der ersten beiden Projekte in einem Sonderprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Förderung der wissenschaftlichen Kooperation zwischen Deutschland, Israel und Palästina ist jetzt ein Vorhaben zur Entwicklung neuer molekularb
iologischer und pathologischer Methoden für die Diagnostik und Gentherapie von Tumoren bewilligt worden. Die Koordination dieses Vorhabens hat Prof. Volker A. Erdmann von der Freien Universität Berlin. Die DFG hat zunächst für zwei Jah
re 1,1 Millionen DM bewilligt. An dem Projekt sind neben der Freien Universität das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg, die Hebräische Universität und das Hadassah Universitäts-Hospital in Israel sowie auf palästinensis
cher Seite das Rafidin Chirurgie Hospital in Nablus beteiligt.
Das Sonderprogramm der DFG, das die wissenschaftliche Kooperation, aber
auch den Friedensprozeß fördern soll, will nur Spitzenprojekte
fördern, damit - so DFG-Präsident Frühwald - "der Verdacht eines politisch-sozialen Entwicklung
shilfeprogramms gar nicht erst aufkommen kann".
Noch vor wenigen Monaten waren grenzübergreifende Projekte dieser Art bestenfalls denkbar, aber - politisch - nicht machbar. Kein Wunder also, da‡ Prof. Abraham Hochberg (Jerusalem) das Projekt "einen Traum" nennt und Dr. Farouk Hammad (Nab
lus) von einem "trilateralen Wunder" spricht.
Bei dem jetzt bewilligten Vorhaben soll das Fachwissen der beteiligten Arbeitsgruppen so zusammengefa‡t werden, da‡ mit den neuesten Methoden der Molekularbiologie, Pathologie und telemolekularen Pathologie die Diagnose und Therapie von Blasentumoren verb
essert werden kann. So basiert das Projekt z.B. auf jüngsten Entdeckungen israelischer Wissenschaftler, da‡ eine kleine Zahl von humanen Genen nicht den traditionellen Vererbungsregeln des Genetikers Mendel folgen. Diese Gene werden als "imprint
ed" Gene bezeichnet. Eines dieser Gene, H 19 genannt, liefert die Information für eine Ribonukleinsäure (RNA), die von den Zellen nur in humanen Embryonen hergestellt wird. Diese H-19 RNA wird z.B. in Blasentumoren produziert und kann somit
von den Forschern zur Erkennung dieser Tumoren genutzt werden. Der Fortschritt in dieser Diagnostik lä‡t inzwischen auch den Einsatz von Computern zu. Um Ergebnisse möglichst rasch zwischen den Laboratorien in Jerusalem, Nablus, Heidelberg und
Berlin austauschen zu können, wird derzeit in Kooperation mit einer israelischen Firma an der Entwicklung eines Netzes für telemolekulare Pathologie gearbeitet. Dabei können entsprechende Erfahrungen auf dem Gebiet der Chirurgie aus Nablus
und aus der Humanpathologie aus Heidelberg eingebracht werden. Die Arbeitsgruppe von Prof. Erdmann konzentriert sich auf das Gebiet der RNA-Technologien.
Wesentliches Ziel des Forschungsverbundes ist es also, die Diagnose der H19-Genprodukte zu verbessern und die Biologie dieses Gens auf molekularer Ebene zu verstehen, um letztlich eine wirksame Gentherapie für den Blasentumor zu entwickeln.
fup
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