"Ich habe kein Problem damit, eine Quotenfrau zu sein", verkündet Claudia Ulbrich. Seit letztem Wintersemester lehrt sie am Friedrich-Meinecke-Institut (FMI) Neuere Geschichte mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte. Die C3-Professur war eine eigens für Frauen ausgeschriebene Stelle.
Lehrt auch "Weibergeschwätz: Prof. Ulbrich | "Als Mann hätte ich es sicher leichter gehabt", erläutert die 46jährige ihr Quotenselbstbewußtsein. Nun ist Claudia Ulbrich die einzige Geschichtsprofessorin am FMI und lehrt, was die traditionellen männlichen Historiker e her weglassen. Im letzten Semester hielt sie etwa Seminare über die Frauen der Französischen Revolution und der Reformation, dieses Semester geht es im Seminar mit dem Titel "Weibergeschwätz" um die Macht, die Frauen über Sprache aus&u uml;ben können. Die Studierenden honorieren die lebensnahen Themen mit regem Besuch. Die Teilnahme von Männern an ihren Seminaren ist ausdrücklich erwünscht: Ulbrich möchte kein Nischendasein als Frauenforscherin führen. So i nteressieren die Saarländerin besonders Grenzen und deren Überschreitungen. Auf ihrer Publikationsliste finden sich nicht nur Arbeiten zu Geschlechtergrenzen, sondern auch zu Landesgrenzen, ihrem zweiten Forschungsschwerpunkt. |
Nach Lehramtsstudium und Promotion in Saarbrücken ging die Akademikerin an die Ruhr-Universität Bochum. Dort forschte sie über "Deutschland im Zeitalter der Franz& ouml;sischen Revolution". In ihrer Habilitation untersuchte sie den Zusammenhang von Macht, Geschlecht und Religion in einer dörflichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Die Arbeit erscheint demnächst beim Böhlau-Verlag in Wien. Der Verlag sort ist kein Zufall: Nach ihrer Habilitation in Bochum erhielt sie in Wien eine Gastprofessur; kurz darauf den Ruf an die FU. Trotz vollen Terminkalenders schafft sie es fast jede Woche, in die Heimat zu fahren, denn die Familie wohnt nach wie vor im Sa arland.
B. Strohmaier