Margherita von Brentano-Preis

Ausgezeichnete Sisyphusarbeit


Präsident Gerlach überreichte Jutta Buchin den Preis der FU für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Frauenförderung.


Noch vor 100 Jahren waren Frauen von jeder regulären akademischen Ausbildung in Deutschland ausgeschlossen. Die Pionierinnen im ärztlichen Beruf absolvierten ihr Studium notgedrungen im Ausland. Und selbst danach wurden sie beruflich diskriminiert. Noch um 1900 durften die insgesamt 30 im Deutschen Reich praktizierenden Ärztinnen diese Berufsbezeichnung nicht führen. Daß die heutige Normalität des Berufsbildes "Ärztin" eine kurze Geschichte hat, ist nur noch wenigen bewußt. Zu diesen gehört Jutta Buchin, Angestellte in der Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin. Sie machte sich in ihrer Freizeit auf die Suche nach den Spuren der ersten Ärztinnen. Sechs Jahre durchstöberte sie systematisch u. a. Verzeichnisse, Medizinalkalender, Fachzeitschriften und Vereinsberichte. So rekonstruierte sie akribisch die Lebenswege von über 800 Ärztinnen, die bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Deutschland approbiert wurden, und dokumentierte ihre Sisyphusarbeit in einem Buch. Diese fand jetzt eine gebührende Anerkennung: Die FU verlieh Jutta Buchin am 21. Dezember den mit DM 20.000 dotierten Margherita von Brentano-Preis, der der Frauenförderung dient. Er wurde erstmals vergeben.

Von der Auswahlkommission wurde auch das von Eva Brinkschulte konzipierte Projekt "Weibliche Ärzte. Die Durchsetzung des Berufsbildes in Deutschland", das ebenfalls am Institut für Geschichte der Medizin entstand, gewürdigt. Die Ausstellung und das Begleitbuch basieren auf den Recherchen von Jutta Buchin.

Anerkennung für ihre Arbeit sprach die Kommission ebenso dem Projekttutorium "Die neuen und emanzipierten Frauen im Berlin der 20er und 30er Jahren" aus. Die Studentinnen untersuchten Biographien von Frauen, die in den 20er Jahren den sogenannten "Neuen Frauen" zugerechnet wurden, im Hinblick auf eine eventuell vorhandene kollektive Identität. Im Rahmen des Tutoriums entstanden neben einem Buch und einer Ausstellung auch ein Film, in dem einige noch lebende Zeitzeuginnen interviewt wurden.

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