Olaf Krachts Moderationsstil war alles, nur nicht moderat. Als Redeschlachtführer der RTL-Sendung "Der heiße Stuhl" hetzte er alle gegen einen und einen gegen alle. Die Sendung ging 1989 "on air" und sollte laut Kracht Schluß machen "mit dem Abfrage-Journalismus".
Letztes Jahr allerdings war dann auch Schluß mit dem heißen Stuhl. "Die Sendung hatte sich überlebt", so Kracht. Jetzt kümmert sich der 32jährige vor allem um seine in Mühlheim an der Ruhr ansässige Produktionsfirma "ok!-Kommunikation", die u.a. Imagefilme für Industrieunternehmen dreht. Zu Krachts Kunden gehört beispielsweise eine große Fluggesellschaft, für die er einen 17minütigen PR-Film produzierte. Nebenbei brütet der Firmenchef über ein paar neuen Fernsehideen und ganz nebenbei denkt er gelegentlich an seine Abschlußarbeit .
ok! macht jetzt PR
Kracht ist nämlich an der FU seit dreieinhalb Jahren bei den Publizisten für den Aufbaustudiengang "Journalisten-Weiterbildung" eingeschrieben. Doch es ist ihm nicht so wichtig, das Studium zu Ende zu bringen. Dem Journalisten ging es vor allem darum, "in Turbo-Form verschiedene Bereiche wissenschaftlichen Arbeitens kennenzulernen".
Kracht ist ein wissenschaftlicher Spätzünder: Nach dem Abitur zog es ihn zunächst in die Praxis. Dem Volontariat beim Münchner Merkur folgte die Gesellenzeit als Nachrichtenredakteur bei RTL.
Für seinen Studiengang hat er ein dickes Lob: Insbesondere die Dozenten seien "engagierte, einfallsreiche Leute, die den Stoff locker präsentieren". Trotzdem ist wohl nicht zu erwarten, daß Olaf Kracht die Moderation eines Wissenschaftsmagazins übernehmen wird.
Brenda Strohmaier