Am 12. Juni wurde der Berliner Historiker und Politikwissenschaftler Georg Kotowski 75 Jahre alt. Er gehörte 1948 zur "Gründergeneration" der FU und ist seit 1961 Mitglied der Historischen Komission zu Berlin, viele Jahre als deren Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzender. 1963 wurde er Außerordentlicher, 1966 dann Ordentlicher Professor am OSI. Kotowski gehörte dem Berliner Landesparlament von 1958 bis 1969 und danach bis 1972 dem Deutschen Bundestag als Mitglied der CDU-Fraktion an.
Georg Kotowski mit Gratulantin Hanna Renate Laurien im Berliner Abgeordnetenhaus
Mitarbeiter der Historiker Friedrich Meinecke und Hans Herzfeld gewesen zu sein und als Studentenvertreter 1948 an der Gründung der FU mitgewirkt zu haben - das weist in eine Zeit des wissenschaftlichen Aufbruchs zurück, die für heutige Studenten fernen Legenden gleicht.
Durch seine Art, wissenschaftliche Toleranz an der FU auch in stürmischen Zeiten vorzuleben und an seine Studenten weiterzugeben, hat Georg Kotowski wesentlich dazu beigetragen, den Respekt vor einer "bürgerlichen Wissenschaft" zu wahren. Wer ihn kennt, weiß, daß er oft seine Kritik an Zeittendenzen scharf und sarkastisch formulieren kann. Doch stets hat er, auch in Prüfungen und Examensarbeiten, Meinungen respektiert, die nicht die seinen waren, wenn sie rational und nachvollziehbar begründet wurden. Nach seinem Abschied von der aktiven Politik hat er bis zur Emeritierung im Jahre 1988 und auch darüber hinaus bis heute als wissenschaftlicher Lehrer, als zugleich kritischer und verständnisvoller Gutachter und als Autor weitergewirkt. Die Historische Kommission und darüber hinaus die Berliner Wissenschaft und Politik verdankt ihm viel.
Jürgen Schmädeke