Rainer Eckert stand vor der Wahl: Spitzeln als IM der Staatssicherheit oder drei Jahre Zuchthaus. "Ich mache das nicht", sagte Eckert damals, vor nunmehr 23 Jahren, worauf die erfolglosen Anwerber entgegneten: "Auf Wiedersehen. Sie können gehen." Doch wohin? Eckert war wegen seines Eintretens für einen demokratischen Sozialismus gerade von der Humboldt-Universität verwiesen worden und stand vor dem Nichts.
Aber er gibt nicht auf. Nach dreijähriger "Bewährung in der Produktion" wird er schließlich erneut zum Studium zugelassen und darf es diesmal auch zu Ende bringen.
Nach dem Ende der DDR wird Eckert Assistent am Institut für Geschichtswissenschaften und untersucht den Einfluß der Staatssicherheit auf die Humboldt-Universität. Ein Thema, das nach seiner Meinung kaum Beachtung findet.
Seit zwei Monaten ist Eckert nun als Integrationsstipendiat der Humboldt-Stiftung an der Freien Universität. Fast ein Novum, denn "bislang gibt es kaum gemeinsame Projekte zwischen den Wissenschaftlern Ost und West", so Eckert. Mit den Stasi-Verstrickungen der West-Universität wird sich der "Ost-Experte" jedoch wenig beschäftigen. Unter der Ägide von Professor Peter Steinbach vom OSI will Eckert vielmehr die Zeit vornehmlich für seine Habilitation zur Lage und Stimmung der Arbeiter im Nationalsozialismus nutzen.
h.h.
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