Nun ist sie auf dem Tisch! Wie angekündigt, veröffentlichte Wissenschaftssenator Erhardt in den ersten Märztagen seine "schwarze Liste" zur berlinweiten Reduktion von Doppel-und Mehrfachangeboten. Weitere 136,7 Millionen sollen die Berliner Univers itäten gemeinsam bis zum Jahre 2003 "strukturell" einsparen, davon bis zu 90 Millionen in der Medizin. Vom "Rest" von über 46 Millionen bekommt diesmal die HU den größten Teil, die FU aber auch noch einmal über 5 Millionen a b. Zusammen mit den Sparvorgaben aus dem Hochschulstrukturplan von rund 75 Millionen und zusätzlichen Kürzungen von bisher über 50 Millionen ist die FU dadurch die mit Abstand am stärksten vom Sparzwang getroffene Hochschule.
Vier Fächer hat der Senator an der FU im Visier: Evangelische Theologie und Wirtschaftspädagogik sollen völlig aufgegeben, Ethnologie und Sportwissenschaft jeweils halbiert werden. Quantitativ bedeutet dies den zusätzlichen Wegfall von 11 Professuren, 19 Stellen Mittelbau und 11 Stellen sonstiges Personal. "Völlig verfehlt", war eine der ersten Reaktionen des Dekans Gobrecht aus dem besonders von den Vorschlägen betroffenen Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften II. Die Evangelische Theologie, berühmt und geprägt vor allem durch das Wirken von Helmut Gollwitzer, gehöre zu den profilbildenden Kleinen Fächern. Auch eine Halbierung der wissenschaftlich wichtigen und stark nachgefragte n Ethnologie sei nicht zu rechtfertigen.
Nach einer ersten Einschätzung der Hochschulleitung sind die Vorschläge differenziert zu beurteilen. Das Fach Evangelische Theologie müsse in jedem Falle präsent bleiben, und die Ethnologie sei - auch im internationalen Maßstab - keineswegs übermäßig ausgestattet. Die Sportwissenschaft soll schon nach dem Hochschulstrukturplan fast halbiert werden, so daß eine weitere "Halbierung auf Null" nicht in Betracht kommen könne. Bei der Wirtschaftspädagogik gibt es bereits Planungsüberlegungen im Fachbereich zugunsten einer Konzentration an der HU. "Darüber und über eventuell 'sinnvollere' Alternativen wird in der Entwicklungsplanungskommission, im Akademischen Senat und mit den betroffenen Fächern noch näher zu sprechen sein", meint FU-Präsident Gerlach; gleichzeitig dürfe aber von den Universitäten gemeinsam nichts unversucht bleiben, um das Parlament zu einer Korrektur seiner Haushaltsentscheidung zu bewegen, die zu einem weiteren Abbau von Studienplätzen deutlich unter 100.000 führe.
Erhardts Vorschläge haben zunächst allerdings ohnehin nur Empfehlungscharakter, weil erst das Abgeordnetenhaus selbst mit sogenannten Auflagenbeschlüssen die genaue Verteilung der Einsparsumme auf die einzelnen Universitäten vornehmen kann. Über deren "Umsetzung" durch Einstellung von Studiengängen und Auflösung von Fachbereichen haben nach dem Hochschulgesetz aber ausschließlich die Akademischen Senate und die Kuratorien zu entscheiden.
FU:N
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