Dr. Eduard Blossfeld: "Ein wenig überqualifiziert bin ich schon."
Dr. Eduard Blossfeld hat einen ungewöhnlichen Arbeitsplatz: 15 Meter unter der Erde, hinter zwei dicken Stahltoren, in einem Raum mit rußgeschwärzten Wänden und einem großen Explosionskrater in der Mitte. Hier, im Keller der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), testet Blossfeld pyrotechnische Erzeugnisse aller Art, das heißt Signalfeuerwaffen, Bühnen- und Showtechnik sowie Silvesterknaller. Auch im Freien wird gelegentlich gesprengt. Große Sprengladungen zünden die Feuerwerker allerdings im Grunewald oder in Horstwalde. Blossfeld überprüft die Produkte auf Transportsicherheit, Wärmebeständigkeit und die Gefahr ungewollter Explosion. Bei seinen Tests bleiben zumeist auch die Stahlrohre, in denen die Substanzen zur Detonation gebracht werden, nicht unversehrt. "Eine exakte Wissenschaft ist das nicht", gibt Blossfeld denn auch zu.
Sein 1954 in Jena begonnenes Chemiestudium setzte Blossfeld nach seiner Flucht aus der DDR drei Jahre später an der FU fort, wo er als Kriegsvollwaise ein Stipendium erhielt. Er studierte zunächst am Chemischen Institut im Otto-Hahn-Bau und erlebte den Umzug des Fachbereiches in die Fabeckstraße. Mit dem Diplom in anorganischer Chemie in der Tasche ging er zum Hahn-Meitner-Institut, um auf dem Gebiet der Kernchemie zu promovieren. "Von heute aus gesehen ein großer Fehler", meint er, " denn während damals die Kernchemie ein vielversprechender Forschungszweig zu sein schien, ist die Euphorie mittlerweile verflogen".
Nach Tätigkeiten für Osram und den TÜV München entschloß sich Blossfeld schließlich vor zwanzig Jahren, dem Ruf der BAM nach Berlin zu folgen.
"Ein wenig überqualifiziert bin ich schon", meint er, "sehr viel aus meinem Studium kann ich nicht anwenden. Aber in welchem Beruf ist das schonuneingeschränkt möglich?" Einige seiner Kommilitonen hat er bei seinem Arbeitgeber jedenfalls wiedergetroffen.
Birgit Bohn