"Freunde treffen, Tennis spielen und Kultur pur, das sind die drei Dinge, die mir viel bedeuten und die mir neben dem Beruf auch am meisten Spaß machen." Zeit jedoch hat die Juristin Edeltraut Töpfer dafür nur wenig, denn ihre Arbeit am Gericht bestimmt den Terminkalender mehr als alles andere.
Edeltraut Töpfer ist Richterin am Berliner Kammergericht und derzeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin zum Bundesgerichtshof in Berlin abgeordnet. In diesem Jahr kletterte sie die Karriereleiter noch eine Sprosse höher: Im Juni wurde die 45jährige zur Richterin am Berliner Verfassungsgericht gewählt und vereidigt. Damit trat sie die Nachfolge der im Mai verstorbenen Richterin Cornelia Hoene an.
"Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen, das ist die Grundvoraussetzung für meine Tätigkeit", erklärt die gebürtige Berlinerin ihre Freude am Beruf. Ausgestattet mit Organisationstalent und einer guten Kondition, aber auch Durchsetzungsvermögen, ist es nach Töpfers Ansicht möglich, die Vielzahl ihrer Ämter und Aufgaben bewältigen zu können. Die meiste Energie benötigt Töpfer für ihre Arbeit beim 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs, der 1997 nach Leipzig umziehen wird. Daneben engagiert sie sich noch in der Referendarausbildung und als Prüferin in den Staatsexamina.
"Je weiter man nach oben sieht, desto weniger Frauen erblickt man." Gesichtet: Edeltraut Töpfer
An ihre Studienzeit an der Freien Universität denkt sie gerne zurück, auch an die unruhigen Zeiten. "Besonders das Sommersemester 1969 ist mir immer in Erinnerung geblieben. Da sind wir nur mit Vorlage des Ausweises in die Lehrveranstaltung gekommen. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht." Für das Studium der Rechtwissenschaft hatte sie sich deshalb entschieden, weil diese Ausbildung ihrer Ansicht nach viele Berufswege offenließ.
Schon ihr Referendariat absolvierte Edeltraut Töpfer im Bezirk des Berliner Kammergerichts mit den Schwerpunkten Strafrecht und ·ffentliches Recht. Nach ihrem zweiten Staatsexamen wurde Töpfer erstmals Richterin in der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Berlin. Gleichzeitig wurde sie Lehrbeauftragte an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, wo sie bis heute in den Fächern Strafrecht, Allgemeines Verwaltungsrecht, Polizei- und Ordnungsrecht unterrichtet.
Neben allen beruflichen Freuden und Pflichten engagiert sich die Juristin auch in der Politik: Sie ist Mitglied im Landesvorstand der CDU-Frauenunion und Kreisvorsitzende der Frauenunion Zehlendorf. Vor den letzten Berliner Wahlen wurde ihr die Kandidatur für das Zehlendorfer Bürgermeisteramt angeboten. Das deutet sie als ein deutliches Zeichen dafür, daß die Union offen für Frauen ist und auch Quereinsteigerinnen eine Chance bekommen. Töpfer konnte das verlockende Angebot jedoch nicht annehmen, da sie gerade eine Woche zuvor zur Verfassungsrichterin gewählt worden war.
In einer Vorreiterrolle in puncto Frauen sieht sie sich nicht, und doch spricht einiges dafür: So setzt sich die Christdemokratin dafür ein, daß Frauen bei gleicher Qualifikation auch gleiche Berufschancen erhalten. Darüber hinaus fordert sie, daß Ansehen und Position von Hausfrauen und Müttern gestärkt werden und deren Arbeit eine bessere Unterstützung erfahren. "Heute muß eine Frau im Beruf immer noch doppelt so gut sein wie ihre männlichen Kollegen, um von ihnen akzeptiert zu werden", weiß Töpfer aus eigener Erfahrung. Auch in ihrer Berufssparte sei es eine traurige Tatsache: "Je weiter man nach oben sieht, desto weniger Frauen erblickt man."
Und was verheißt ein Blick nach vorn? Da will sie sich lieber überraschen lassen: "Auf jeden Fall bin ich für jede neue Herausforderung offen, sei sie nun juristischer oder politischer Art." Treu bleibt sie in jedem Fall ihrem Grundsatz: "Im Zweifel für den Angeklagten".
Monika Bloch