Von Aerobic bis Wirbelsäulengymnastik

20.000 Studierende nehmen am Hochschulsport der FU teil



Deutsche Hochschulmeisterinnen 1995: Die Hockeymannschaft der FU-Studentinnen und ihr Trainer Hans Bastian.

Die Uhr bleibt stehen auf 10,07 sec. Ein erleichtertes Lächeln geht über das Gesicht von Carl. Wieder einmal hat er in dem mit 20.000 Zuschauern gefüllten Stadion die College-Meisterschaften von Kalifornien gewonnen. Geschafft! Der Studienplatz und das Stipendium für das nächste Studienjahr sind durch diesen Sieg über 100 m sichergestellt - sportliche Alltagsrealität für studierende Leistungssportler/innen in den USA; Wunschvorstellungen oder Luftschlösser für Leistungssport treibende Studierende an deutschen Universitäten und Hochschulen. Der Gegensatz könnte größer nicht sein. Dort 20.000 Zuschauer, die ihre "Aushängeschilder" im Leistungssport feiern, hier weitgehend Ignoranz gegenüber sportlich erfolgreichen Studierenden, dafür aber 20.000, die sich im Breitensport selbst Woche für Woche sportlich betätigen.

Hochschulsport in Berlin ist eben auch mehr als die Teilnahmemöglichkeit an etwa 40 unterschiedlichen Hochschulmeisterschaften im Jahr: Voraussetzungen und Möglichkeiten für das eigene Sporttreiben der großen Masse der Hochschulmitglieder zu schaffen, ist die wesentliche Aufgabe der Zentraleinrichtung Hochschulsport.

Zu Beginn des Wintersemesters haben wir wieder sowohl ein sehr differenziertes und umfassendes Semestersportprogramm mit 650 Veranstaltungen - von Aerobic bis Wirbelsäulengymnastik - als auch ein spezielles Winterfreizeitenprogramm vorgelegt, die allen Interessierten vielfältige und unterschiedliche Betätigungsmöglichkeiten anbieten. Obwohl diese Sportprogramme auf Bundesebene keinen Vergleich zu scheuen brauchen, soll nicht verheimlicht werden, daß es in einigen Bereichen Engpässe und Mängelverwaltung gibt. Hierfür lassen sich eine Reihe von Begründungen finden, die ihre Ursachen in fehlenden universitären Sportanlagen, mangelnder personeller Ausstattung und unzureichenden Finanzmitteln haben. Und doch - Hochschulsport ist nur ein kleiner, aber durchaus interessanter Teilaspekt im Aufgabenfeld der Universität. In diesem Sinne muß man das in den letzten Jahren entstandene Angebot und die zahlreichen Sportmöglichkeiten als einen Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Studienplatzes FU bewerten. Unter den gegebenen Möglichkeiten glauben wir, einen vernünftigen Ausgleich zwischen den breitensportlich orientierten und den im Wettkampf- und Leistungssport engagierten Hochschulangehörigen gefunden zu haben.



Die Eishockey-Mannschaft der FU


Im Rahmen ihrer Möglichkeiten und auf der Grundlage der strukturellen Voraussetzungen an bundesdeutschen Hochschulen fördert die FU in besonderem Maße den Wettkampfsport. Die FU selbst richtet jedes Jahr eine Reihe von Hochschulmeisterschaften im Rahmen des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes aus. Die FU war z.B. in diesem Jahr Austragungsort der Deutschen Hochschulmeisterschaften der Studentinnen und Studenten im Hockey. Die FU-Teams nutzten den Heimvorteil: Sie errangen beide Titel.

Die Akzeptanz durch die Aktiven - sicherlich in Abhängigkeit von den sportartspezifischen Bedingungen - zeigt, daß die bundesdeutsche Art des universitären Wettkampfsports auch ihren eigenen Charme hat und zum Alltag des studentischen Lebens gehört , auch wenn sie keine Studienvergünstigungen beinhaltet.

So übernimmt z.B. die FU die Fahrtkosten, das Meldegeld und die Kosten für Unterbringung der Teilnehmer an Deutschen Hochschulmeisterschaften - verglichen mit den meisten anderen bundesdeutschen Hochschulen keine Selbstverständlichkeit. Allerdings wird auch von allen Aktiven ein Eigenbeitrag vorausgesetzt. Studienbedingte Vergünstigungen können weder in Berlin noch anderswo geboten werden. Insofern ist der neidvolle Blick nach Amerika durchaus zu verstehen.

Dr. Harald Binnewies

Der Autor leitet die Zentraleinrichtung Hochschulsport der FU


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