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Die oberste Sprosse einer Karriereleiter zu erklimmen, bleibt den meisten Frauen verwehrt. Doch Karin Aust-Dodenhoff hat es geschafft und ist damit die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Seit Ende Juni ist sie die neue Präside ntin des Landesarbeitsgerichts Berlin.


Karin Aust-Dodenhoff


Bis dahin war es ein weiter und kein leichter Weg für die gebürtige Bremerin, die noch während ihrer Schulzeit nach Berlin umzog und 1966 das Studium der Rechtswissenschaften an der FU begann.

Während dieser Zeit arbeitet sie vier Jahre lang als studentische Hilfskraft. Zwischenzeitlich studiert sie zwei Semester französisches Zivilrecht an der Universität des Saarlandes und schließt 1972 ihre erste juristische Staatspr üfung ab. Es folgt ein dreijähriges Referendariat am Berliner Kammergericht und 1975 das zweite Staatsexamen. Nach bestandener Probezeit beim Arbeitsgericht Berlin erhält sie dann offiziell den Titel "Richterin am Arbeitsgericht".

Die Richterrobe hat mich schon immer gereizt, allenfalls Anwältin wäre eine Alternative gewesen", bekundet die Juristin, deren Weg weiter steil bergauf führt, überzeugt. 1988 wird Karin Aust-Dodenhoff zur Vorsitzenden Richterin am L andesarbeitsgericht ernannt und bereits sieben Jahre später krönt sie ihre juristische Bilderbuchlaufbahn mit dem "Chefposten" dieses Gerichts.

"Diese neue Aufgabe stellt eine ganz große Herausforderung für mich dar, da sie doch ganz andere Tätigkeiten beinhaltet, als das pure Richteramt", erklärt sie. Jetzt stehen hauptsächlich Verwaltungsaufgaben an. So ist sie für die Auswahl von einzustellenden Richterinnen und Richtern und für deren Beurteilung zuständig. Last but not least hat sie das Vorschlagsrecht bei Beförderungen. "Meine Aufgabe ist es, das Gericht nach außen zu repräsentieren und für den effizienten Gerichtsablauf auch in sachlicher Hinsicht Sorge zu tragen", faßt Karin Aust-Dodenhoff ihre Tätigkeit zusammen. Dazu gehört derzeit insbesondere die anstehende Einführung der Computertechnik mitsamt der p assenden Software. Für sie ist ihre Arbeit kein Beruf, sondern Berufung. Das ist wohl auch der Grund, warum sie ihre Pflichten so ernst nimmt und mit besonderer Sorgfalt erfüllt. Trotz ihres langen Arbeitstages, der in der Regel zwölf Stund en dauert, hat sie den Entschluß, das neue Amt anzunehmen, nicht bereut. "Die Entscheidung ist mir nur deshalb schwer gefallen, weil ich sehr gerne Prozeßrichterin war", ist ihre einzige Einschränkung. Auch nebenberuflich ist sie sehr akt iv, als Mitglied im Justizprüfungsamt (sie nimmt Staatsexamen ab) und Leiterin von Arbeitsgemeinschaften (Begleitende Maßnahmen während der Referendarzeit). Auch Schulungen und Vorträge gehören zu ihrem "Repertoire".

Ein bißchen sieht sich die Italienliebhaberin (sie hat eine besondere Schwäche für italienisches Essen, mag Land und Leute) auch in der Vorreiterrolle in puncto "Frau und Karriere". Was dieses Thema angeht, macht die heute 48jähri ge ihren Einfluß geltend, wo sie nur kann. "Ich will versuchen, Frauen an diesem Gericht zu helfen, ihren Beruf mit der Familie zu vereinbaren."

Von ihren männlichen Kollegen kann sie nur Gutes berichten: "Unsere Männer sind sehr für Gleichbereichtigung". Der Benachteiligung der Frauen in der Berufswelt ist damit jedoch noch nicht abgeholfen. Die Richterin engagiert sich deshalb als Mitglied im deutschen Juristinnenbund für die Rechte der Frauen inklusive einer verbesserten Gesetzgebung.


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