van Dülmen 1994

Dülmen, Richard van:
Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit.
Dritter Band: Religion, Magie, Aufklärung.
München: Beck 1994.

Der Klappentext stellt den Band wie folgt vor:

Im dritten und abschliessenden Band seiner Kulturgeschichte des Alltagslebens der frühen Neuzeit wendet sich der Historiker Richard van Dülmen der grossen religiösen Bewegung der Reformation, der Magie, dem Volksglauben und dem gewaltigen geistigen Wandlungsprozess der Aufklärung des 18. Jahrhunderts zu.

Gegenüber den geistesgeschichtlichen Untersuchungen wird hier vor allem die Frage gestellt: Wie haben Reformation und Aufklärung auf die Menschen und ihre Lebenverhältnisse gewirkt? Es zeigt sich, dass wir viele unserer Urteile revidieren müssen. So hat sich etwa noch bis ins 18. Jahrhundert eine Fülle populärer Frömmigkeitsformen - zum Beispiel Votivtafeln und Marienverehrung - aber auch magischer Lebenspraktiken erhalten. Selbst an den Fürstenhöfen spielten Astrologie und Magie eine nicht unbedeutende Rolle.

Was ist, so wird weiter gefragt, im Übergang von der Reformation zur Aufklärung etwa in der Bildung geschehen? Wir werden eingeführt in die frühe Geschichte des Schulsystems: Was wurde an den Schulen gelehrt, wer waren die Lehrer, welche Schultypen hat es gegeben? Wir erfahren, dass Schule und Erziehung bis hinein in die Zeit der Aufklärung keineswegs der Befreiung aus staatlicher oder kirchlicher Bevormundung dienten, sondern gezielt zur Stabilisierung traditioneller gesellschaftlicher Strukturen eingesetzt wurden.

So auch später. Zwar hat die Aufklärung des 18. Jahrhunderts sich mit ihrem Programm, den Menschen aus seiner "Unmündigkeit" gegenüber Autoritäten herauszuführen, und das Leben jenseits aller Traditionen nach den Prinzipien der Vernunft zu bilden, an alle Menschen gewandt - sie blieb aber dennoch beschränkt auf eine relativ kleine bürgerliche Elite. So wurde an der Geschichte der Menschen die Kluft zwischen Aufklärungsutopie und Lebenswirklichkeit sichtbar. Die Vernunft wurde zum Instrument der Herrschaft. Ihr gegenüber standen Weltbild und Lebenspraxis des einfachen Volkes, das noch lange in magischen und religiösen Vorstellungen gelebt hat.

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In unserem Zusammenhang ist insbesondere das zweite Kapitel von grösstem Interesse. Es trägt die Überschrift "Volksmagie und religiöse Praxis". Darin enthalten ist ein umfangreicher Abschnitt über "Volksfrömmigkeit und religiöse Praxis" (S. 56-78).

Hingewiesen sei auch auf das Literaturverzeichnis (S. 314-331).

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