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Ornamentik

Generell ist zu sagen, daß die Ornamentierung der mittelalterlichen Feldsteinkirchen äußerst spärlich ist. Es haben sich kaum Friese, Lisenen oder plastischer Bauschmuck erhalten, bzw. war schon primär nicht angebracht worden. Die wenigen Ornamentierungen der mittelalterlichen Dorfkirchen werden in den folgenden Abschnitten kurz diskutiert.

Ornamentsteine

An den spätromanischen Kirchen der Lausitz wurden in den letzten Jahren einige bisher nicht bekannte Ornamentierungen gefunden (Bönisch & Bönisch, 1994). Auch an Kirchen des Teltow fanden sich einige wenige Ornamentierungen (z.B. Schachbrettsteine, Kugelmotive). Die zeitliche Einstufung dieser Ornamente ist aber bisher nicht gelungen, daher sind Rückschlüsse auf das Alter der Kirchen natürlich ebenfalls nicht möglich. Besonders die Bedeutung der Schachbrettsteine ist nicht bekannt. Die Schachbrettsteine sind z.T. in sekundärer (und tertiärer?) Verbauung. Dies bedeutet, daß ihre Besonderheit erkannt worden war. Sie sind allerdings in unterschiedlich alten Kirchen verbaut. Die Kirche in Hönow/Barnim ist in spätromanischer Zeit entstanden; die Kirche in Rotberg ist wohl dem späteren 14. Jahrhundert zuzuordnen. Sie wurden z.T. als Steinmetzzeichen gedeutet. Dies ist aber unwahrscheinlich, da sie in manchen Gegenden überhaupt nicht vorkommen, dafür sind in einer Kirche - Grunow/Barnim - gleich sechs Schachbrettsteine verbaut. Die Verbreitung reicht von der Niederlausitz über den Teltow und Barnim bis in die Uckermark und Neumark. Stammen sie aus vorchristlicher Zeit und wurden als Zeichen der Überwindung der vorchristlichen Religion deutlich sichtbar in den Kirchen verbaut? Hatte das Schachbrettmuster nur regional eine Bedeutung (etwa der Machtbereich der Sprewanen). War es vielleicht doch ein mittelalterliches Symbol. Es symbolisiert die Spielsucht und findet sich als Motiv in manchen gotischen Weltuntergangsbildern.

Schachbrettstein an der Südostecke der Kirche von Rotberg (nach Osten zeigend). Die Felder sind mit ca. 13 cm Kantenlänge relativ groß. Er hat allerdings eine relativ geringe Felderzahl. Ein weiterer Schachbrettstein an einer Teltower Dorfkirche ist in der Dorfkirche in Kleinbeeren in sekündärer (oder tertiärer?) Verbauung eingemauert. 

Kugelornament
 
 

Näpfchen-Steine

In der Kirchenmauer der Dahlewitzer Dorfkirche ist ein Stein mit Näpfchen-Strukturen verbaut worden, der sogenannte Riesenstein von Dahlewitz (nach "Dahlewitz in Wort und Bild"). Der Sage nach wurde ein Riese, der auf dem Kienitzer Berg lebte, vom Zorn gepackt, als er sah, wie die Dahlewitzer ihre Kirche bauten. Er nahm einen großen Stein und schleuderte ihn auf die Kirche. Natürlich verfehlte der Stein die Kirche. Aber die Fingerabdrücke des Riesen sind noch heute darauf zu erkennen. So weit die Sage. Die Verfasser deuten den Stein als slawischen Kultstein. Die Kultstätte soll sich auf dem Kienitzer Berg befunden haben. 

Solche Näpfchensteine finden sich bereits an bzw. vor den Stadttoren von Troia und Hattusa in Kleinasien (nach "Troia Traum und Wirklichkeit", 2001). Ulrich (2001) beschreibt "Schälchensteine" von pommerschen Dorfkirchen. Er deutet sie als kultische Relikte der Bronzezeit. Diese Strukturen sind aber so unspezifisch, so dass auch mehrere Deutungen zutreffen könnten. "Näpfchensteine" könnten durchaus vorchristliche Kultsteine gewesen sein, die nach der Christianisierung als Zeichen der Überwindung des Heidentums in die Kirchenmauern oder wie im Falle Dahlewitz in die Friedhofsmauer eingemauert worden sind. Sie könnten jedoch auch noch in christlicher Zeit benutzt worden sein. Die Näpfchen wurden mit Öl oder Talg gefüllt und während des Gottesdienstes angezündet. 
Eine andere Bedeutung haben die sogenannten "Näpfchen-Strukturen" an den Portalen von Backsteinkirchen. An der einzigen Backsteindorfkirche des Teltow in Kleinmachnow haben wir keine "Näpfchen-Strukturen" gefunden. Sie sind somit wohl als vorreformatorisch einzugrenzen. 

Lisenen

Die mittelalterlichen Dorfkirchen in Pretzien und Düben (Fläming) haben eine Lisenengliederung an der Apsis. An keiner der Dorfkirchen des Teltow haben wir bisher Reste von Lisenen feststellen können.

Friese

Bisher haben wir keine ursprünglichen Friese an den Dorfkirchen des Teltow gefunden; alle zu beobachtenden Friese sind barocke (oder jüngere) Putz- oder Ziegelfriese.

Sockel

Die Sockel der mittelalterlichen Kirchen von Niedersachsen und Westfalen sind oft divers strukturiert. An den Dorfkirchen des Teltow sind sie allesamt schmucklos, falls welche überhaupt in Ansätzen vorhanden sind. Meist sind die Fundamente aus unbearbeiteten Feldsteinen etwas breiter als das aufgehende Mauerwerk.

"Hundetrappen"

In etlichen Kirchen haben wir im Fußboden eingelassene Fliesen mit "Hundetrappen" gefunden (z.B. in Diedersdorf und Kiekebusch). Eigentlich sind sie keine Ornamentik i. e. S., aber es sind Verzierungen von Fliesen und werden deshalb hier erwähnt. Das Anbringen von sog. "Hundetrappen" in einer Kirche hat anscheinend mit einer Sage zu tun, die in der Beschreibung der Diedersdorfer Kirche abgedruckt ist. 
"Wenn früher ein Baumeister eine Kirche erbauen sollte, so ließ er sich zuweilen von dem Teufel dabei helfen. Der forderte dann als Lohn die Seele des lebenden Wesens, das zuerst in die Kirche kam. War das Gotteshaus fertig, so schickte der listige Baumeister ein vierbeiniges Wesen zuerst hinein, einen Hund, eine Katze oder eine Ziege. Der Teufel, der hinter der Tür lauerte, fuhr mit dem armen Tier davon. An der Stelle, an der das Opfer sein Leben ausgehaucht hatte, war dann deutlich im Fußboden der Abdruck der Pfoten zu sehen. Später machten die Leute die Spur selber in die Backsteinfliesen und bauten diese in den Fußboden hinein, um an das Teufelsopfer zu erinnern. In der Kirche zu Diedersdorf war viele Jahrhunderte hindurch eine solche merkwürdige Fliese eingemauert, sie lag dicht unter der Kanzel und hatte zwei Hundetrappen. Ob hier ein Opfertier in den Klauen des Teufels verendet ist oder ob Menschen die Fliese nur als Erinnerung an das Teufelsopfer eingebaut haben, weiß man nicht mehr." (nach Krüger, 1996)

"Hundetrappe" an der Basis des Taufsteins in der Kirche von Kiekebusch.


Letzte Änderung: 16.4.2005


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 1999-2005