Vorwort

Autor: Dieter Vorsteher

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Vor drei Jahren (vor der friedlichen Revolution in der DDR, Anm. d. Erfassers) konnte man davon ausgehen, daß die Nachkriegszeit zur Mitte der fünfziger Jahre beendet, daß der Kalte Krieg spätestens seit zwei Jahrzehnten vorbei gewesen sei. Seine bedrohlichen Szenarien hatte er zu Beginn der fünfziger Jahre entworfen. Die Epoche des Kalten Krieges besaß keine Aktualität, lediglich nostalgische Rückblenden auf die Gründungsphasen von Bundesrepublik wie DDR konnten dem Thema abgewonnen werden. Der politische Erdrutsch vom Herbst 1989 veränderte schlagartig die Perspektive. Als die internationale Politik feststellte, der Kalte Krieg sei vorbei, wurde deutlich, in einer Epoche gelebt zu haben, die erst jetzt als eine vorübergehende Nachkriegsordnung zu Ende ging. Erst jetzt entstand eine verbindliche Friedensordnung für das Nachkriegseuropa. Innerhalb weniger Monate zerbarst die große gesellschaftliche Alternative des Sozialismus in den Staaten Osteuropas, verrauchte die so lange als bedrohlich empfundene Gefahr eines revolutionären Weltkommunismus gleich einem "Papiertiger". Die Wende in Osteuropa war nicht Aufbruch in einen neuen Sozialismus, sondern der letze Schritt eines lange währenden Zerfalls.
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Der Kalte Krieg, von der internationalen Politik für beendet erklärt, war in Europa nicht nur ein unblutiges Ideenspiel, sondern er forderte seine Opfer und übergab am Ende ein wirtschaftlich, landschaftlich und mental "verwüstetes" Schlachtfeld. Dieses aufzuräumen erfordert auf beiden Seiten nicht nur finanzielle Opfer, sondern auch Verständnis der Ursachen und Vorgänge.

All diese Überlegungen waren Anlaß, sich auf eine Ausstellung "Deutschland im Kalten Krieg" einzulassen. Die Periodisierung von 1945 bis 1963, so wie wir sie hier vornahmen, behandelt die uns heute noch prägende Epoche des Ost-West-Konfliktes. Sie spannt den Bogen von der Potsdamer Konferenz, auf der eine weitgehende Übereinkunft zwischen den Protagonisten des Konfliktes bestand, bis zum "Wandel durch Annäherung" in der Deutschlandpolitik, ein Ziel das Egon Bar 1963 formulierte. Die Ausstellung möchte die heutigen Erben des Kalten Krieges in eine deutsch-deutsche Nachdenklichkeit einüben. Dabei wünschen sich die Veranstalter, Fehlwahrnehmungen zu behindern und Zerrbilder gerade zu rücken.
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1996 Reimo Tiedemann