Einleitung
Als lebende Beobachter - man könnte auch sagen: als innere Zeugen des eigenen Lebens - übernehmen die Individuen im entstehenden Individualismus die Optik einer Fremdsicht auf sie selbst und ergänzen so ihre interfaziale Sphärenöffnung durch ein zweites Augenpaar, das nun merkmürdigerweise ihr eigenes noch einmal ist. Damit beginnt die Geschichte des Menschen, der allein sein können soll und will.
Peter Sloterdijk, Sphären I, Blasen
Mit dem Aufbrechen der Repräsentation, mit jener Transformation, die sich im Übergang von der Klassik hin zur Moderne vollzieht, erscheint, so Michel Foucault, eine neue Figur auf der epistemologischen Bühne: der Mensch.
Stand noch in der Klassik eine diskursive Formation im Zentrum des Denkens, welche in Gestalt der Repräsentation die gegenseitige Entsprechung der Dinge und des Denkens, der Natur und der menschlichen Natur entfaltete, kurz: den Zusammenhang des >Ich bin< und des >Ich denke< regelte, so tritt nun der Mensch in dieses Zentrum. Jedoch konstatiert Foucault mit dem Erscheinen des Menschen auch schon die Ankündigung seines Verschwindens. Dieses Verschwinden des Menschen deutet sich an in der zentralen Bewegung des modernen Denkens, welches sich in der Form eines Denken des Gleichen charakterisiert. Diese Bewegung - Foucault bezeichnet sie auch als eine Enthüllung des Gleichen - führt zu jenen Doppelungen des Menschen, die sich in der Überschrift des 9. Kapitels seines Buches Die Ordnung der Dinge ankündigen.
Das Denken des Gleichen wird im Laufe des Kapitels an vier Segmenten verdeutlicht, dem anthropologischen Viereck, wie Foucault am Ende des Kapitels ausführen wird. Es sind dies die Analytik der Endlichkeit, das Empirische und das Transzendentale, das Cogito und das Ungedachte sowie das Zurückweichen und die Wiederkehr des Ursprungs. In deren Durchführung lassen sich zwei zirkuläre Bewegungen erkennen: zum einen fällt jede einzelne Bestimmung, jedes einzelne Segment in einen zirkulären Prozeß des sich selbst begründenden Grundes; zum anderen fallen alle vier Segmente am Ende in einer kreisförmigen Gestalt zusammen, die sich aus der Wiederholung des Gleichen, genauer: aus der Wiederkehr ergibt.
Im folgenden soll es um eine Ausarbeitung dieser zwei zirkulären Formen gehen; und so um ein Denken, das sich in Wiederholungen einrichtet und verfängt. Desweiteren sollen in einem Rückblick auf das Betrachtete Fragen aufgeworfen werden, die sich aus der Abhandlung im Bezug auf die Aspekte der Zeit, sowie auf die Frage: Was ist der Mensch? ergeben.