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Quastenflosser:

Kurzinformationen

 

Die Quastenflosserfische (wissenschaftlich Crossopterygii) sind eine sehr alte Tiergruppe. Man kennt sie fossil schon aus 380 Millionen Jahre alten Gesteinen der Devonzeit sowie aus allen folgenden Erdzeitaltern bis hin zur Kreidezeit. Die Quastenflosser galten als ausgestorben, bis 1938 im Indischen Ozean ein lebender Quastenflosser, Latimeria, gefangen wurde. Damit war erwiesen, da diese urtümlichen Knochenfische fast unverändert bis in die Jetztzeit überlebt haben. Latimeria gilt deshalb zu Recht als ein klassisches "Lebendes Fossil".

Vergleich der Skelette von zwei fossilen Quastenflosserfischen mit der noch heute im Indischen Ozean lebenden Latimeria. Coelacanthus aus Karbon bis Trias lebte vor etwa 300 bis 200 Millionen Jahren, Macropoma aus der Kreide ist etwa 100 Millionen Jahre alt. Typisch ist die namengebende "Quaste" am Ende der Schwanzflosse. (Aus E. KUHN-SCHNYDER, 1975).

Für die Evolutionsforscher sind die Quastenflosser von großem Interesse, da aus frühen Vertretern dieser Fische offenbar die ersten Landwirbeltiere, die Lurche, hervorgingen. Vom Skelettbau der paarigen Flossen lassen sich die vier Gliedmaßen der ersten Lurche herleiten. Die enge Verwandt- schaft der Quastenflosser mit den Lungenfischen läßt auf ihre Fähigkeit zur Lungenatmung schließen. Die Voraussetzungen zur Eroberung des Festlandes sind also schon bei den devonischen Quastenflosserfischen dokumentiert.

Vereinfachter Stammbaum der Landwirbeltiere und ihre Abstammung von devonischen Quastenflossern. Die frühen Amphibien, wie Ichthyostega, und mit ihnen alle späteren Wirbeltiere einschließlich des Menschen, können von ausgestorbenen Quastenflossern des Devons, den Rhipidistiern, abgeleitet werden.

Latimeria - der Fisch, den die Zeit vergaß

Der Fang eines lebenden Quastenflosserfisches vor der Küste Südafrikas im Jahre 1938 war für die Zoologie und Paläontologie eines der sensationellsten Ereignisse dieses Jahrhunderts, galt diese Tiergruppe doch als längst ausgestorben. Die erste Reaktion des Zoologen Professor J.L.B. SMITH von der Universität in Grahamstown, Südafrika, war: "Ich wäre kaum erstaunter gewesen, wenn mir auf der Straße ein Dinosaurier begegnet wäre." Er nannte den Fisch zu Ehren der Kustodin des Museums von East London in Südafrika, Miss MARJORIE COURTENAY- LATIMER, die diesen Fang als erste untersucht hatte, Latimeria. Erst 1952 gelang ein zweiter Fang vor der Inselgruppe der Komoren im Indischen Ozean, wo seither über 200 Quastenflosser gefangen wurden. In den letzten Jahren hat sich vor allem Professor HANS FRICKE vom Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen auf mehreren Tauchfahrten der Erforschung dieser bis 1,8 m großen Urzeitfische gewidmet und ihre Lebensweise und ihr Verhalten studiert. Sie leben in etwa 200 m Tiefe als nachtaktive Fischjäger an den Abhängen der Vulkaninseln der Komoren. Die wenigen hundert Exemplare, die es noch gibt, sind von der Ausrottung durch den Menschen akut bedroht.


letzte Änderung 30/12/98 durch R. Leinfelder Copyright