Bebildertes Stichwortskript zum Vorlesungsteil 4:
Mittleres Paläozoikum (Kambrium, Ordovizium)

von Reinhold Leinfelder, LMU

Hinweis: dieses Stichwortskript beinhaltet erst wenige, z.T. stark verkleinerte Abbildungen.
Verwenden Sie die Schwarzweiß- (pdf, 3,3 MB) und Farb-Abbildungen (pdf, 4,2 MB) zu diesem Kapitel zur weiteren Erläuterung.

4. MITTLERES PALÄOZOIKUM (Kambrium, Ordovizium)

Übersicht:

4.1 Entwicklung der Lebewelt

4.1.1 Aquatisches Leben

nach Oberordovizium-Krise:

a) keine volle Erholung:

b) Erholung und Radiation:

oft zonierte Riffkomplexe, Entwicklung von Pionierstadien mit vielen Rugosa zu zonierten KOmplexen (vgl. Tafelzeichnung).

Diverse Anpassungsstrategien der Rifforganismen an erhöhte Sedimentationsraten, erhöhte Wasserenergie, evtl. Symbiose mit Zooxantellen erfunden >> im Vergleich zum Kambrium und Ordovizium Ausdehnung der besiedelbaren Riffmilieus.

auch Riffmounds, z.t. mit Algen und Bryozoen; häufig Stromatactis. Vgl. Beiblätter und Dias.

c) neue Gruppen: (z.T. mit Wurzeln im Altpaläozoikum)

4.1.2 Landbesiedlung

4.1.2.1. Pflanzen

(Präkambrium nur Bakterien, Ordovizium evtl. Algen in Sümpfen, evtl. Flechten (Symbiose Pilze-Algen), kein Humus).

funktionelle Voraussetzungen:

vor bzw. parallel zur Erfindung der Gefäßpflanzen:

Prototaxiten (U. Devon): Riesenalgen (oder Pilze oder Flechten?) und vergleichbare Formen: in Küstengebieten (unterschiedlich interpretiert, z.T. relativ tief, z.T. im Supratidalbereich, d.h. immer wieder trocken fallend, z.T. sogar ganz auf Festland?. Haben sich auf Land nicht durchgesetzt, wieder ausgestorben bzw. ganz in marine Bereiche zurückgegangen (Hinweis: einige Braunalgen heute auch im Gezeitenbereich).

1. adaptiver Durchbruch: Erfindung der Gefäße (O. Silur):

2. adaptiver Druchbruch: Entwicklung von Samen

Vorstufe: zwei Sporenarten - M. Devon: große weiblich (brauchen mehr Energie).

Samen ab Oberdevon: stärker wasserunabhängig; Pollen -> v.a. Windbestäuber.

sog. Sporenfarne, Pteridophyten

ab Oberdevon holzige Stämme, z.B. Archaeopteris (Samenfarnbaum): erster Baum.

Dominanzverhältnisse in etwa:

4.1.2.2 Landtiere

Unterdevon: Rhynie-Kieselschiefer Schottland:

nichtmarine Arthropoden: Skorpione, flugunfähige Insekten, Spinnenverwandete (evtl. seit O. Silur?). Erste überlieferte Landtiere im Rhynie-Schiefer. (Bakterien waren sicherlich noch viel früher.)

Oberdevon: Ostgrönland: Old Red: Süßwasser:

Ichtyostega: "missing link" zwischen Quastenflosser und Amphibien:

Ursache des Landgangs weil sicher nicht, weil Land trockener wurde, sondern weil seit evtl. bereits 80 Mio a Landpflanzen vorhanden waren, d.h. neue Nahrung, Insekten etc.

Amphibien erst wichtig im Karbon / Perm.


4.2 Paläogeographische Entwicklung im Silur / Devon

4.2.1 Generelle Trends

Abb. aus Stanley (1987), (leicht verändert)

4.2.2 Regionale Beispiele

4.2.2.1 Norderde: Laurussia/Laurasia: Nordamerika

Übersicht: vgl. Beiblätter 32, 36, globale Karten von Scotese und Golonka in Farbskript. vgl. Tafelzeichnung

Golonka-Karte des Obersilurs

Oberdevon-Karte von Golonka
(vergrößerte und weitere Karten des Mi-Paläozoikums von Golonka siehe Farbskript)

Nordeuropa:

Ränder von Laurussia:

Sedimentabfolgen: (vgl. Beiblätter)

Tipp: Paläogeographische Rekonstruktionen des westl. Nordamerika von Ronald Blakey

Silur W | Silur ganz W | Devon W | Devon ganz W

(zusammengesetzt Karten im Farbskript)

weitere Karten von R. Blakey siehe hier.














4.2.2.2 Prototethys-Kompression in Zentraleuropa

(Prototethys hier als nicht näher spezifizierter Vorläufer der Tethys bzw. verschiedenster Teil- und Reliktozeane verwendet).

Problem: noch keine generell akzeptierte Lehrmeinung vorhanden:

  1. frühere Interpretation: Schwellen und Senken ("Geosynklinalen")-Gliederung, bis nach Iberien korrelierbar (Lotze und andere)
  2. Interpretation von Ziegler 1988 (vereinfacht): Avalonia klein, nur Nordamerika, ggf. Südportugal. Weitere Terrane (Kantabrien, Ostalpen). Moldanubikum ist paläozoisch-kaledonischer Anwachsteil von Baltika, welcher in den Backarcbereich einer nach S einfallenden Gondwana-Subduktion fällt. Dadurch Rhenoherzynikum und Saxothuringikum als kontinentale Dehnungsbecken erklärbar (siehe unten).
  3. Globale Interpretationen von Scotese oder Golonka erkennen die Bedeutung von Avalonia (auch für Europa), scheiden jedoch kein Armorica aus (Scotese), bzw. lassen zentraleuropäische Terrane zu spät an Avalonia andocken
  4. Bachtadse und Tait erkennen die Bedeutung von Armorica, welches sich hinter (südl.) Avalonia rasch nach N bewegt. Franke und andere fordern das Vorhandensein eines Rhenoherzynische, Saxothuringischen und MCM-Ozeans. (hinweis: diese Arbeiten sind älter als die unter 3 genannten Rekonstruktionen, fanden bislang in globale Rekonstruktionen nur untergeordnet Eingang).

Nachfolgendes soll Ihnen helfen, die unterschiedlichen Interpretationen zu verstehen.

vgl. Beiblätter:

Klassische Gliederung (Beiblatt 37 oben, Zusatzbeiblatt 2) (und ihre Zuordnung zu Terranen, Zusatzbeiblatt 3) von N nach S:

Rot: Avalonia, Blau Armorica (nach neueren Untersuchungen gehört auch S-Portugal zu Avalonia, siehe nachfolgende Abbildung). MCM Ocean: Massiv-Central-Moldanubischer Ozean.

Aktuell: Farbabbildungen zu oben. Klicken Sie auf die nachfolgende Abbildung. (aus Franke 2002)

Nachfolgende Skizze gibt Ihnen Details zur Konfiguration sowie zur Sedimentation. Klicken Sie in die Abbildung, um zusätzliche Erläuterungen zu erhalten (diese öffnen sich in einem Zusatzfenster).

Vgl. Blatt 37: alte Korrelation.

aus Franke (2002)

Vergleichen Sie mit den Ziegler-Europakarten (Kurspasswort notwendig):

Unterschiede zu Ziegler-Rekonstruktionen (Auswahl):

(aus Krebs, verändert).

Faziesentwicklung und -geometrie im Devon des Rhenoherzynikums. Riffkomplexe sind als "Massenkalke" bekannt.

Wollen Sie gleich weiter zum entsprechenden Kapitel im Karbon? Dort finden Sie auch neueste Forschungsergebnisse (2003) zu den Terranen zwischen Armorica und Gondwana.






4.2.2.3 Restliche Welt

Beispiel Australien:

Devon-Stromatoporen-Tabulaten-Riffe ebenfalls an Frasne/Famenne-Grenze abgestorben, danach noch Algenriffe.

Wichtig: denn an vielen anderen Stellen der Welt könnte Riffsterben auch nicht globale Ursachen haben (Orogenese: Eintiefung bzw. Zuschüttung (Europa); amerikanischer Schelf; Mi/O-Devon zu flach: evaporite.

Weiteres Devon (oft mit Riffen)


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letzte Änderungen 13.04.2003 durch R. Leinfelder