Bebildertes Stichwortskript zum Vorlesungsteil 9:
Känozoikum: Tertiär und Quartär

von Reinhold Leinfelder, LMU

9. Känozoikum

Weitere Abbildungen werden sukzessive hinzugefügt; Viele Zusatz-Abbildungen zu diesem Teil finden Sie im pdf-Schwarz-Weiß-Skript (pdf, 3.1 MB) sowie insb. unserem pdf-Farbskript, Teil 1 (Organismen) (pdf, 2,6 MB), Teil 2 (Klimaentwicklung) (pdf, 1,3 MB) und Teil 3 (regionale Beispiele) (pdf, 4.3 MB)



Gliederung des Tertiärs

(inoffizielle Begriffe in Klammer)

zur Quartärgliederung siehe später.

9.1. Organismen des Känozoikums

Marine Invertebraten:

Rifforganismen:

Bislang weitgehend unbesetzte Nische: Lockersande:

Mikroorganismen

Landpflanzen:

Vertebraten:

Austauschmöglichkeiten (s. auch Beiblatt 61)

  • Nordamerika - Eurasien
  • Paläozän über Grönland, Schottland: Thule-Landbrücke (Giant’s Causeway)
  • Bering-Landbrücke: Alttertiär, Neogen nur z.T. (v.a. in Kaltphasen)
  • Afrika – Eurasien: Hauptkollision im Miozän
  • N.Amerika – S.Amerika: Landbrücke von Panama erst ab Pliozän (ca. 3,5 Mio)
  • Europa – Asien: nicht zur Zeit der Turgai-Meeresstraße (östl. Ural), also nicht M.Eozän – Oligozän (aber Unterbrechungen der marinen Überflutung).



Marsupalier (Beuteltiere) in Kreide in Gondwana entstanden:

  • In Afrika verdrängt
  • In Südamerika ab Pliozän z.T. verdrängt, auch selten nach Nordamerika
  • In Australien, Tasmanien ab O.Kreide isoliert, dort keine Einwanderer, nahmen alle Nischen ein: Känguru, Beutelwolf, Beutelratten etc.

Ab Paläozän / Eozän bereits:

  • Insektivora (ab Pal.), Fledermäuse (ab Eo), Wale, (Pal), Primaten (ab Eo), Echte Carnivoren (ab Pal), Erste Pferde (o.Pal/u.Eo)
  • Pferdereihe: Entwicklung in Amerika, mehrfache Einwanderung nach Eurasien: Eozän, O.Oligozän/Miozän, Pliozän
    • U.a.: Palaeotherium/Hyracotherium (Eo) -> Miohippus (Oligo) -> Merychippus/Pliohippus/Hipparion (Mio) - > Equus (Plio)
    • Blattfresser, ab Miozän Grasfresser -> Zahnentwicklung
    • Zunehmend bessere Läufer (Savannen) -> Hufentwicklung

Einige Details zur Pferdeentwicklung. Trends:

  • Entwicklung der Körpergröße
  • des Gehims
  • der Vorder - und Hinterextremitäten und Mechanismus
  • der Zahnhöhe und Zahnkronenmuster

Hyracotherium (Eohippus)(Untereozän)--> fuchsgroß, dreizehig und vierfingrig, Buschschlüpfer --> Laubfresser (bzw. Blatt)

Miohippus (Oberoligozän)--> schafsgroß, alle Füße dreizehig, --> Laubfresser oder Blattäser --> fester und harter Boden begangen

Pliohippus (Mliozän) --> einzehig --> Hufen (Einhufer) --> Grasfresser, über Behring - Landbrücke nach Europa

Equus (Pleistozän) -> weltweit verbreitet; starb Ende der Eiszeit in N - Amerika aus. Einhufer, Zähne mit kompliziertem Schmelzfaltenmuster

  • Elefanten: Moeritherium (Eozän) -> Palaeomastodon (Oligo) – Mastodon/Dinotherium (Mio/Plio), Palaeoloxodus (Waldelefant) / Mammuthus (Steppenelefant) -> Elephas/Loxodonta

  • Diatryma : Riesenlaufvogel; gehört zu den flugunfähigen Ratiden (Laufvögel). Sie hatten keine Feinde und brauchten nicht wegzufliegen'! --> Fleischfresser 0 . Paläozän - M. Eozän ca. 2,5 m groß

Wichtigste Fundstelle: Messel (Eozän, lakustriner Ölschiefer), bei Darmstadt

Ab Oligozän:

Organismen des Quartär

Hominiden-Entwicklung:

Entstehung in Afrika:

Zur Menschenausbreitung und frühem "Human Impact" (Theorie)

weitere Abbildungen zu Kap. 9.1 im pdf-Farbskript, Teil 1 (3 MB).


9.2 Klimaentwicklung im Känozoikum (mit Aspekten der zukünftigen Entwicklung)

Die mesozoische Warmzeit hat ihre Ausläufer noch bis etwa ins Oligozän.

Bereits im späteren Eozän kommt es aber schon zu einem Temperaturrückgang --> südliche Faunenelemente zogen sich aus dem Norden zurück. --> Auf der Antarktis wächst die Vereisung der Polkappe.

Im höheren Oligozän kommt es zu einem starken Meeresspiegelabfall, der einhergeht mit der zunehmenden Vereisung der antarktischen Polkappe, dem Höhepunkt der alpidischen Orogenese und einer generellen Abkühlung. Zusätzlich kommt es noch zu Aussterbephasen der Globigerinen und des Nannoplankton.

Im 0. Oligozän und Miozän vvird es trockener, nicht unbedingt überall kühler.

Mit dem 0. Pliozän - Pleistozän beginnt schließlich das Eiszeitalter (3 Mio. a), welches eventuell bis heute andauert.

Abkühlungstrend durch Sauerstoffisotopen gut dokumentiert, aber viele Fehlerquellen (wichtig u.a. Korrektur für Vorhandensein bzw. Fehlen von Eiskappen). >> Abbildung (demnächst).

Mögliche Ursachen für die Klimaverschlechterung:

Ausgangssituation: O.Kreide - Alttertiär: Starkes Sea-Floor-Spreading und hoher Meeresspiegel.

1. Plattentektonische Ursachen:

a) Nachlassen des Spreadings -> Meeresspiegelfall -> kontinentaleres Klima: Abnahme des Treibhauseffektes (weniger H20 und CO2 in Atmosphäre)

b): Schließung des Meeresstraße von Panama (Pliozän, 3.5 Mio) -> Golfstromentstehung -> Feuchtes Wetter in Europa

c) Öffnung des nördlichen Nordatlantiks: Ausfließen kalten Wassers aus Polarmeer

d): circumpolarer kalter Ringstrom durch Abdriften von Australien

>> Aus c+d: polares kaltes Tiefenwasser fließt ab O.Oligozän äquatorwärts ->upwelling in niederen Breiten, an W-Küsten -> regionale Abkühlung auch dort.

e) Anhebung junger gefalteter Gebirge, darunter auch Tibet-Plateau (v.a. Mio/Plio):


2. Selbstverstärkungsphänomene:

3) Schwankung in solarer Einstrahlung

a) Milankowitch-Zyklen

b) Schwankung in Sonnenhelligkeit ? (u.a. via Sonnenfleckenaktivität berechenbar).

Quintessenz: die Klimasysteme sind zu komplex, um nur monokausal gesteuert werden; viele Faktoren spielen zusammen; die Quantifizierung ist jedoch häufig problematisch.

Klimasprünge (u.a. beim Übergang von Warm- zu Kaltzeiten)

Weitere Abbildungen zu Kap. 9.2 im pdf-Farbskript, Teil 2 (1.1 MB)

Hinweis: derzeit bewegt sich das Klimageschehen bereits außerhalb der aus dem jüngeren Känozoikum bekannten Schwankungen; damit werden Vorhersagen der zukünftigen Entwicklung zunehmend schwieriger. Besonders problematisch sind die raschen Skalen der anthropogenen Klimaänderung, welche den Kompensationssystemen (insb. dem Ozean) nicht genügend Zeit zum Puffern geben. Neben der genauen Untersuchung der jüngeren Erdgeschichte müssen auch Modelle aus Treibhauszeiten wie Jura und Kreide entwickelt werden, um mögliche zukünftige Änderungen erkennen zu können.

Zusatzliteratur zu Klima und Umwelt (Känozoikum und Zukunft):

aus der Reihe: Spektrum der Wissenschaft:
Verständliche Forschung: Biologie der Meere (1991)
Atmosphäre, Klima, Umwelt (1990)
Die Dynamische Welt der Ozeane: Spektrum Spezial 1/1998

Hansch (ed). Eiszeit, Mammut, Urmensch... und wie weiter?-
Museo 16/2000, Heilbronn.

Wefer, G. (ed.)(2002): expedition Erde. Beiträge zum Jahr der Geowissenschaften 2002.-249 S., AWS., mit vielen Einzelbeiträgen (beziehbar gegen Unkostenbeitrag via gwefer@marum.de)


9.3 Regionale Beispiele

9.3.1 Tertiär

Überblick: Europa im AIttertiär

Überblick: Europa im Jungtertiär

Alpen und Mediterrangebiete:

Grundlegende paläogeographische Änderung führt zu heutigem Relief

Im Mittelmeer vvird die Strukturbildung durch kleine Kontinentalblöcke (Mikroplatten) verkomplziert (z.B.Korsika, Sardinien, Adriamasse). --> Subduktionen, C)berschiebungen, Kollisionen --> führte auch zu lntraplattenreaktionen, Schollenrotationen.

Tektonik:

Mit der Hebung endet die Metamorphose :

1. Stadium: 100 - 70 Mio. a Frühstadium
2. Stadium: 45 - 35 Mio. a Hauptkristallisation
3. Stadium : 20 Mio. a postkinematische Kristallisation
--> Beryll - Adamello - , Rieserferner Pluton

Sedimente:

Im Mittelmeer vvird die Strukturbildung durch kleine Kontinentalblöcke (Mikroplatten) verkomplziert (z.B.
Korsika, Sardinien, Adriamasse). --> Subduktionen, C)berschiebungen, Kollisionen --> führte auch zu
lntraplattenreaktionen, Schollenrotationen.
1. Kollisionsphase : Brianconais wird überschoben (krm)

krm - Eozän in den Trögen kommt es zur Flyschsedimentation
Paläozän Laramische Phase

Eozän / U. Oligozän (pyrenäische Phase); schmaler nordpenninischer Ozean (Heivetikum) wird geschlossen ==> Flyschüberschiebungen in Pyrenäen, Apenin.

Miozän gesamter Raum wird gefaltet; 'Flysch -> gefaltet und abgeschert
Molasse --> gefaltet

Molasse war sowohl Vortiefe als auch Paratethysregion

Blau: marin; gelb: festländisch; grün: "Brackwasser-Molasse"

>> Abbildung zu Kohlevorkommen in bayerischer Molasse | >> Abbildung zu Öl- und Gasvorkommen in bayerischer Molasse

Rheintal und Mainzer Becken

Zeitlicher Unterschied zu Molassesedimentation: schon ab Eozän

Pleistozän: Rheinschotter, Mosbacher Sande etc.

O. Miozän, Pliozän : Dinotheriensande (festländisch)

U. Miozän Im Aquitan und Burdigal teilweise brackisch und teilweise marin
marin --- > Corbicula - Schichten
brackisch --> Hydrobien - Schichten
Der limnische Aspekt nimmt nach oben hin zu.

O.Oligozän brackisch - süß ==> Süßwasserschichten / Cyrenen - Schichten

M. Oligozän marin ==> Rupeltone und Meeressande (kommen von Norden) (z.B. Alzeyer Meeresrand)

Eozän Basiston im mittleren und nördlichem Graben; Bohnerze und darüber Süßwasserkalke (z.B. Planorbis - Kalke) im südlichen Graben
Messel : (Lutet) Ölschiefer aus sapropelitischem Vollfaulschlamm -> tiefer See, stagnierendes Milieu

Mittel - und Norddeutschland

außer Dan v.a. klastische Sedimente

vor marinem Bereich starke Senkung (im Gegensatz zu Mitteldeutschland, welches gehoben wurde); auch Salzablaugungswannen:

England, Frankreich:

früher: Germanogallisches Becken (O.Jura-Kreide) zog bis England

Zerfall im Tertiär:

Sedimente: Kalke, Sandsteine, Mergel

Fazies: marin bis festländisch; überflutung aus Atlantik und Nordsee.

marine Maxima:

  1. Lutet (Mi. Eozän): Pariser Grobkalk
    dazwischen Priabon: Montmartre Gips
  2. U./Mi-Oligozän (v.a. Rupel): Fontainbleau-Sande (Zeit der UMM)
  3. höh. U. Miozän (v.a. Burdigal): z.B. Orleannais-Sande/Mergel, keine sehr weitgehende Transgression (Zeit der OMM).


Ähnlich: SW-europäischer Kraton:


9.3.2: Regionale Beispiele Quartär:

Eiszeiten und Ausdehnungen siehe Beiblätter

Nordeuropa und Norddeutschland:

Glazial:

Interglazial / Holozän:

Vorstöße:

Abschmelzphasen des Holozäns: vgl. Blatt 65, 60, 62

Südliche Nordsee: Flandrische Transgression (kontinuierlich)

Ostsee und Vorland:

Mittel- und Süddeutschland:

Mittelmeer:

Sibirien: je kontinentaler, desto weniger Gletscher: Permafrost extrem tief: 300-1500 m -> Mammutkadaver.

Nordamerika: extrem stark vereist; v.a. Osten (wg. Atlantikfeuchte). Alaska nur Gebirge vergletschert. Teilweise mit europäischen Eiszeiten korrelierbar.

Tiefsee: wichtig für Datierung, Paläomagnetik, Paläotemperatur: z.B. Gürtelverschiebungen zirkumpolare Diatomeenschlämme vs. äquatoriale Globigerinenschlämme.


Vorschau:

Klima-Entwicklung, (siehe auch vorne):

In 10 Mio a:

In 30 Mio a: Los Angeles neben San Francisco (S. Andreas-Störung)

Die Welt in 250 Mio Jahren: Back to "Neo-"Pangaea?? (Scotese 1997)

Sehen Sie auch unsere Farb-pdf-Abbildungen, Teil 3 (3.8 MB) zu diesem Teil


Fenster schließen

 

Teil von www.palaeo.de/edu/histgeol
letzte Änderungen 13.04.2003 durch R. Leinfelder