Am 4. März 1678 wurde Antonio Vivaldi in Venedig geboren. Von seinem Vater, einem Violinisten an der St. Markus Kirche, erlernte er das Violinspiel. Allerdings beließ man es nicht bei dem musikalischen Training, denn die Eltern ließen ihren Sohn bald an den Kirchen San Geminiano und San Giovanni in Oleo zum Priester ausbilden. 1703 wurde Vivaldi zum Priester geweiht, doch weigerte er sich bald, die Messe zu lesen. Als offiziellen Grund dafür nannte Vivaldi das Brustleiden, an dem er seit seiner frühen Kindheit litt, doch es ist mehr als wahrscheinlich, daß seine inzwischen klar erkennbaren Ambitionen als Komponist und Virtuose eigentlich ausschlaggebend waren. Vivaldis professionelle Laufbahn ist trotz gelegentlicher kürzerer und längerer Unterbrechungen vor allem mit einer musikalischen Institution Venedigs verbunden gewesen: dem Ospedale della Pietà. Dabei handelte es sich um eines der vier berühmten venezianischen Waisenhäuser für Mädchen, in denen musikalische Begabungen intensiv gefördert wurden. Die musikalisch ausgestalteten Gottesdienste in diesen Ospedali kamen beinahe öffentlichen Konzerten gleich und gehörten nach den Berichten musikalisch interessierter Venedigreisender zu den Attraktionen des europäischen Musikbetriebs. 1703 erhielt Vivaldi hier seine erste Anstellung als Maestro di violino und leistete auch gleich in den ersten Jahren Beachtliches als Orchestererzieher. Den Beginn einer zweiten beruflichen Phase Vivaldis markieren die Jahre 1718 bis 1720: In dieser Zeit wirkte der Komponist als Leiter der weltlichen Musikaufführungen -Maestro di Capella da Camera- beim österreichischen Gouverneur in Mantua, Prinz Philipp von Hessen-Darmstadt. Als Landestrauer eintrat, brach Vivaldi das Dienstverhältnis ab und führte bis etwa 1731 eine für die Zeit ungewöhnlich freie Künstlerexistenz: Ein großzügiger Vertrag mit dem Ospedale sicherte ihm regelmäßigen Absatz von Konzerten (zwei pro Monat) bei äußerst reduzierter Anwesenheitspflicht. Dies erlaubte Vivaldi zum einen, Opernproduktionen in anderen Opernmetropolen, v.a. Rom und Florenz, zu betreuen; zuvor hatte sich seine Tätigkeit als Impresario und Opernkomponist auf Venedig und Vicenza beschränkt. Des weiteren unternahm Vivaldi nun auch größere Reisen in das europäische Ausland, die ihm Kontakte zu wichtigen Fürsten, Mäzenen und Verlegern eröffneten. Seine Konzertsammlung op. 8, welche die Jahreszeiten-Konzerte enthält, ist ein Ausdruck der internationalisierten Beziehungen sowie des europäischen Ruhms des Komponisten, und sie ist zugleich eine Demonstration von Vivaldis hohen künstlerischen Ambitionen: Gewidmet sind die Konzerte dem böhmischen Grafen Venzeslav von Morzin, gedruckt wurden sie um 1725 bei dem Verleger Le Cene in Amsterdam (ein Nachdruck folgte bereits um 1730 in Paris), und der Titel Il Cimento Dell’ Armonia / E Dell’ Invenzione (etwa: "gewagter Versuch von Harmonie und Einfall") verweist auf den besonderen Anspruch dieses Opus. In diese Zeit fällt auch die Freundschaft des Komponisten mit seiner Schülerin und späteren Primadonna Anna Girò, die ihn zusammen mit ihrer Schwester auf vielen Reisen begleitete. Um 1731 bekundete Vivaldi die Absicht, nun für immer in Venedig zu bleiben; er schränkte seine Reisetätigkeit im wesentlichen auf die Betreuung der Aufführungen seiner (wenig erfolgreichen) Opern für Verona und Ferrara ein. Doch auch auf dem im Gegensatz zur Oper für Vivaldi stets sicheren Gebiet der Konzertproduktion stellten sich Mißerfolge ein: Die Vertragsbedingungen für eine Neuanstellung am Ospedale della Pietà verschlechterten sich, die Verkaufspreise für seine Konzerte sanken. 1740 brach Vivaldi nochmals zu einer Reise über die Alpen auf, vermutlich um Opernpläne in Graz und Wien zu verfolgen. In Wien ereilte ihn allerdings am 28. Juli 1741 der Tod; sein Werk geriet in Vergessenheit und wurde erst im Laufe des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem erwachenden Interesse an dem Werk Johann Sebastian Bachs wiederentdeckt, der eine Reihe von Violinkonzerten Vivaldis für Tasteninstrumente bearbeitet hatte. |
C.N.