André Vratislavsky

Übungsgruppe vom 30.11./7.12.99

Entscheidbarkeit

Wir hatten eine Sprache als Menge von Zeichenketten definiert und die Sprachklasse der regulären Sprachen behandelt. Jetzt werden die rekursiven und rekusiv aufzählbaren Sprachen eingeführt.

Die zugrunde liegende Frage dazu ist die der Berechenbarkeit.
Im folgenden sollen die Begriffe entscheidbar, berechenbar und rekursiv gleichwertig sein.

Zunächst nähern wir uns dieser Frage mit der Betrachtung der Turing-Maschine.

Wir können folgende Fragestellungen formulieren, bzw. eine Turing-Maschine damit beauftragen, folgende Probleme zu lösen:

Für die erste Aufgabenstellung erhält die TM als Eingabe die z.B. unär codierte Zahl a, als Ausgabe soll nach der Berechnung die Wurzel aus a auf dem Band stehen. Es stellt sich die Frage, ob diese Aufgabe berechenbar ist.
Letzterer Frage liegt ein Entscheidungsproblem zugrunde, d.h. es ist eine Frage, die mit ja oder nein beantwortet werden kann oder sollte.
Ein Entscheidungsproblem kann als Funktion mit dem Bildbereich {0,1} aufgefaßt werden (Charakteristische Funktion).
Eine entsprechende TM liefert bei positiver Antwort die Ausgabe 1 (an der Stelle des Bandes, wo der Schreib-/Lesekopf beim Halten steht), sonst 0, sofern das Problem überhaupt berechenbar ist.

Eine Sprache L und ein Entscheidungsproblem gehören eng zusammen:

DEFINITIONEN:

These von Church und Turing:

Die Klasse der Turing-Maschinen-berechenbaren Funktionen ist genau die Klasse der "intuitiv" berechenbaren Funktionen.
Dies wird immer eine These bleiben, da der Begriff "intuitiv berechenbar" nicht genau definiert ist. Die These sagt aber aus, daß Turingmaschinen bereits alles berechnen können, was nach unserer Vorstellung berechenbar ist.
Auch erweiterete Turingmaschinen wie solche mit mehreren Bändern können nicht mehr berechnen als normale Turingmaschinen, wie man im Einzelfall beweisen kann.

Abschlußeigenschaften rekursiver und rekursiv aufzählbarer Sprachen

Komplement, Vereinigung und Schnitt rekursiver Sprachen sind rekursiv.

Vereinigung und Schnitt rekursiv-aufzählbarer Sprachen sind rekursiv-aufzählbar.

Wichtiger Satz:

Gegeben eine Sprache L, dann gilt:
(L rekursiv-aufzählbar UND Komplement von L rekursiv-aufzählbar) <=> L entscheidbar

Frage:
Sind die rekursiv-aufzählbaren Sprachen gegen Komplementbildung abgeschlossen?
Antwort:
NEIN, denn wären sie es, dann müßten sie nach obigem Satz entscheidbar sein. Es gibt aber rekursiv-aufzählbare Sprachen, die nicht rekursiv sind, wie wir noch sehen werden.