Queikesilver @ Camel Trophy on Tonga - Samoa
Juni 2000 - Juli 2000
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Da stand ich nun mitten im Atlantik bei den Kapverdischen Inseln
auf einem 25m Zweimaster bei den "National Selections"
und bin soeben Teil des "Team Germany" der "Camel
Trophy 2000 - Tonga/Samoa" geworden (zusammen mit einer anderen
Mitbewerberin (Hilke Tiedt)). Konnte es noch gar nicht fassen, zumal
ich vor einer Woche grad noch aus Kanada zurückgeordert worden
bin. Nach einer weiteren Woche in Southhampton/England mit Mountainbike-,
Schwimm-, Orientierungslauf- und hauptsächlich Motorbootstraining
mit anderen Teams, ging es noch drei Tage nach Österreich.
Dort durften wir in der atemberaubenden Bergkulisse uns in Flüssen
und Wasserfällen abseilen (Canyoning), Downhill-Mountainbiketouren
fahren und in Bergseen tauchen.
All das sollte uns auf die dreiwöchige Bootsfahrt zwischen den südpazifischen
Inseln von Tonga und Samoa vorbereiten. Nach einer Woche Eingewöhnungszeit
auf Samoa, die wir hauptsächlich mit touristischen Aktivitäten füllten,
flogen wir mitsamt den unzähligen Journalisten, die uns die ganze Zeit
begleiteten, nach Tongatapu, der Hauptstadt von Tonga. Die ersten drei Tage
verbrachten wir damit die Boote einzuräumen mit Material, das aussah, als
bräuchte man drei Boote dafür. Die Boote waren 6 1/2 m lange Halbschalen-Schlauchboote,
sogenannte RIB-Tecs (Rigid-Inflatable-Boats) mit einem 130 PS Honda-Motor. Auf
dem Boot war ein Stahlrahmen befestigt der wie ein schützender Käfig
um das Boot lag. An ihm waren zwei Fahrräder, ein Wakeboard, Wasserski,
ein Paddelboard sowie allerlei GPS-Ortungssysteme und ein selbstaufblasbarer
Boot-nach-dem-Kentern-Zurückdreher. Dazu kam High Tech in der Fahrkonsole
mit GPS, Fishfinder und alles was so ein Boot noch zum Fahren braucht. Alles
in allem kostete so ein Boot 100.000 $. In den Stauraum kam alles von Rettungsraketen
über GPS, Ankern, vielzuviel Globetrotter-Tütenfrass, Schnorchelausrüstung,
Unmengen von Journalistengepäck und unser eigener Kram. Das Boot war zusätzlich
mit 3 Tanks ausgerüstet worin wir 500!!! Liter Sprit mitführten.
So, genug der Details. Nach einem Treffen mit dem König von Tonga, der
mal der Fetteste König der Welt war und den Tongarekord im Stabhochsprung
hält, ging es endlich los. Alle Boote schossen in irgendwelche Richtungen
davon. Es ging darum in vier Phasen möglichst viele von ungefähr 350
kleinen runden blauen Metallscheiben (Locationmarker) zu finden. Die waren in
der gesamten Inselwelt von Tonga und Samoa versteckt. Man hatte die gesamten
Koordinaten dieser Scheiben in einem Buch plus genauere Angaben wie sie denn
dann auch zu finden seien. Die Suche nach diesen Locationmarkern führte
uns an Plätze, die wir nie ohne GPS und die Koordinaten gefunden hätten.
Wir fanden Marker an Felsen, an toten /lebenden Bäumen, 8-20m unter Wasser
an Korallen oder Steinen befestigt, an Palmen, in alten Fischerhütten in
stockfinsteren Höhlen, in Höhlen in die man Reintauchen musste, an
Bojen, an Ausgucktürmen mitten im Wasser, in halbversunkenen Booten, an
50m Steilwänden genau in der Mitte... Das alles war zu Fuß, mit dem
Boot, mit dem Paddelboard, mit Kletterzeug, schnorchelnderweise, mit Tauchequipment
oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Manche fanden wir auch nicht. Die hatten
entweder die Franzosen versteckt (Wir konnten es ihnen leider nicht beweisen,
aber alle wussten es. Es gab noch mehr Ungereimtheiten bei den Franzosen...)
oder Einheimische haben sie sich mit nach Hause genommen. Einmal haben wir einen
Locationmarker am Haus eines Einheimischen wiederentdeckt, der da nicht hingehörte.
Er hat ihn sich als Schmuck über seine Eingangstür gehängt. Beim
Suchen dieser Marker machten wir einzigartige Erfahrungen. Wir mussten durch
einen ca 4m langen Tunnel in 3m Tiefe tauchen (ohne Flasche) um in eine stockfinstere
Höhle zu gelangen. Keine Taschenlampe mitgehabt? Pech gehabt! Oder bei
einer anderen Höhle stand ein Samoaner vorm Eingang und wedelte mit einer
ca.50cm langen Machete: "Go away" Wenn man ihm zu nahe kam fuchtelte
er wieder gefährlich nahe an meiner Nase damit herum. Nachdem wir ihn davon
überzeugten, dass unser Notblinker ein Superding sei, liess er uns passieren,
allerdings auch nur uns. Die anderen zahlten oder tauschten diverse Sachen.
Beim Schnorcheln wurden wir immer wieder von den unglaublich vielfältigen
und bunten Fischen abgelenkt. Manche sahen nicht mal nach Fischen aus. Wir mussten
mit Neoprenanzügen und Flossen quer durch Dörfer rennen und uns von
den Dorfbewohnern begutachten lassen, kleine Kinder haben uns geholfen die Paddelboards
zu einem See zu tragen. Tauchen war immer an der "Oleander" unserem
Tauchschiff. Ein Walhai krönte hier einen Tauchgang.
All das fand in einer unglaublich kataloggleichen Umgebung statt, die man aber
im vorbeirennen kaum wahrnahm. Nach einer Woche haben ich und meine Teampartnerin
uns auch so zerstritten, dass ein Fortführen des Wettkampfes eigentlich
unmöglich geworden war. Wir beschlossen auszusteigen, nicht aus der Tour,
aber aus dem Gehetze. Wir konnten ja hinfahren wo wir wollten, und mit dieser
Teamkonstellation hatten wir eh keine Chance auf vordere Platzierungen. Von
da an genossen wir unsere kleine Bootstour umso mehr. Wir konnten den ganzen
Tag wakeboarden, Angeln (obwohl wir in der gesamten Zeit nur einen einzigen
Barracuda fingen). Wir sind natürlich auch zu den schönen Spots gefahren,
an denen noch Marker versteckt waren aber alles ohne Hetze.
Das Schlimmste sollte uns aber noch bevorstehen. Mit unseren Schlauchbooten
die Distanz zwischen Tonga und Samoa überwinden... Das sind 650 Kilometer
über den offenen Südpazifik! In zwei Einheiten mit Zwischenstopp auf
Niuatoputapou (kleine Insel mittendrin, von uns liebevoll "New Potato"
getauft). Am ersten Tag fuhren wir 9 1/2 Std. mit dem Wind und mit den Wellen,
was noch einigermassen angenehm war, da wir von den Dünungswellen geschoben
worden sind. Am zweiten Tag ging es 11 1/2 Std. gegen den Wind und gegen die
Wellen. Der Wettkampfleiter meinte noch scherzhaft: "It could be a little
humpy and bumpy..." Es war der Horror. Unsere Höchstgeschwindigkeit
war ca. 14-17 Knoten, was ungefähr 25-30kmh entspricht. Bei fast jeder
Welle ist unser Boot abgehoben und dann mit unglaublicher Wucht wieder in die
nächste Welle geknallt. Nach fünf Stunden war ich fix und alle und
fand das garnicht mehr lustig. Man musste sich permanent irgendwo festkrallen,
damit man nicht aus dem Boot segelt. In Samoa angekommen, fielen alle auf den
Rasen des Campgrounds und schliefen erstmal 12 Stunden durch (bis auf die Norwegerin
Lisa, die die Nacht durchfeierte...).
Das war das Einzige, was ich nicht nochmal wiederholen möchte. Alles andere
war ein unglaubliches Erlebnis, was man sich als Privatperson überhaupt
nicht leisten kann, und wahrscheinlich auch nie wieder erleben wird. Und wir
sind wie es nicht anders zu erwarten war natürlich letzter von den 16 internationalen
Teams geworden, aber wir hatten am meisten Spass! In der anschließenden
Erholungswoche im HOTEL!! ließ ich mir noch als Andenken mitten im Dschungel
ein samoanisches Tattoo in traditioneller Weise "reinhacken". Das
wird mich immer an dieses Erlebnis erinnern. |