Promovieren in Deutschland

Studien


Berlin NaFöG-Studie 2001

Kommentar: Die Promotionsförderung nach den jeweiligen Landesgesetzen zur Nachwuchsförderung (NaFöG) ist in den letzten Jahren zum Stiefkind unter der Promotionsförderung avanciert. Durch die relativ geringe Höhe (613,55 € plus 102,26 € Sachkostenpauschale) und Länge (eher zwei als drei Jahre Förderung) sind diese Stipendien weniger attraktiv als die Stipendien anderer Fördereinrichtungen, die 1,5 bis 3mal höher liegen. Entsprechend unterrepräsentiert unter den StipendiatInnen sind nicht nur ältere Menschen (denen dies zu wenig Geld sein dürfte), sondern auch die Natur- und Ingenieurswissenschaften und Medizin (denen sich bessere Möglichkeiten bieten), Sprach-, Kultur- und KunstwissenschaftlerInnen dagegen überproportional vertreten. Umgekehrt schließen erstere öfter bzw. früher ihre Dissertationen ab als die letzteren (dazu passen die Ergebnisse von Enders/Bornmann, vgl. deren Aufsatz zur Promotionsdauer). Die Gründe für lange Promotionszeiten bei teilweise über das NaFöG-Programm geförderten DoktorandInnen wird zum einen berechtigterweise in der geringen Höhe und Länge der Förderung gesehen und eine Aufstockung empfohlen. Andere Defizite wie eine mangelnde soziale und inhaltliche Einbindung in universitäre Strukturen (die wieder in den Sozial- und Geisteswissenschaften stärker ausfallen) können innerhalb der Struktur der Stipendien nicht behoben werden.

Die Studie hier oder im Internet unter http://bibliothek.wz-berlin.de/pdf/2001/p01-001.pdf

Eine Zusammenfassung in den WZB-Mitteilungen hier bzw. unter http://www.wz-berlin.de/publikation/pdf/wm94/wzbmit94-45-47.pdf


Und eine kurze Zusammenfassung von der Homepage: "Zweite Evaluation der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nach dem Nachwuchsförderungsgesetz (NaFöG)

Martina Röbbecke, Dagmar Simon

Promovieren mit Stipendium - Zweite Evaluation der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses nach dem Nachwuchsförderungsgesetz (NaFöG); WZB-Discussion paper P 01-001, 75 S.


Das Land Berlin vergibt seit 1985 auf der Grundlage des "Nachwuchsförderungsgesetzes" (NaFöG) Promotionsstipendien an besonders qualifizierte Doktorandinnen und Doktoranden der Berliner Hochschulen. Das Stipendium beträgt monatlich 1200,- DM und wird für zwei Jahre, in Ausnahmefällen auch für drei Jahre gewährt. Mit welchen Ergebnissen werden diese Mittel eingesetzt? Wie erfolgreich sind die Stipendiatinnen und Stipendiaten? Ist das NaFöG ein wirkungsvolles Programm der Promotionsförderung, und wie könnte es verbessert werden? Zur Beantwortung dieser Fragen hat das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung eine Evaluation des NaFöG durchgeführt, deren Ergebnisse hier vorgestellt werden.


Grundlage der Evaluation war eine schriftliche Befragung aller Doktorandinnen und Doktoranden, die in den Jahren 1991 bis 1995 ein Promotionsstipendium erhalten haben. Dabei zeigten sich unter anderem folgende Ergebnisse:

* Etwa drei Viertel aller Befragten haben die Promotion erfolgreich abgeschlossen. Damit ist die Abschlussquote im Vergleich zu einer Begutachtung des NaFöG im Jahr 1991 deutlich gestiegen.

* Die ehemaligen NaFöG-Stipendiatinnen und Stipendiaten waren zum Zeitpunkt der Promotion durchschnittlich jünger als die anderen Promovierenden der Berliner Universitäten. Ein großer Teil der Befragten hat die Doktorprüfung mit hervorragenden Noten abgeschlossen.

* Die Promotionsdauer betrug durchschnittlich 4,9 Jahre. Dabei gibt es erhebliche fächerspezifische Unterschiede: während in den medizinischen Fächern eine durchschnittliche Promotionsdauer von 3,5 Jahren ermittelt wurde, benötigten die Promovierenden in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern durchschnittlich 5,3 Jahre.

Neben dem generellen Befund, dass sich das NaFöG bewährt hat, konzentrieren sich die abschließenden Empfehlungen der Evaluation insbesondere auf die lange Promotionsdauer. In der Studie wird eine deutliche Erhöhung des Stipendiensatzes empfohlen, damit sich die Promovierenden auf die Arbeit an ihrer Dissertation konzentrieren und nicht nebenher erwerbstätig sein müssen. Zugleich wird eine Verlängerung der Stipendienlaufzeit auf drei Jahre vorgeschlagen, da es offensichtlich kaum möglich ist, eine Dissertation in zwei Jahren anzufertigen. Eine Ursache für die lange Promotionsdauer liegt allerdings auch in Defiziten der wissenschaftlichen Betreuung, die von Seiten der Universitäten dringend behoben werden müssen.


    PGDok der GEW: Promovieren in Deutschland 10.12.03
    Verbesserungen und Ergänzungen an jmoes@gmx.de