...1605...1607...

Der Himmel über "Die vier Jahreszeiten" von Joos de Momper


Der Sternenhimmel

1607

Frühling - Sommer - Herbst - Winter

Illustrationen: StarryNight 2.1 & -- jd --


Ereignisse

12.10.1605
Totale Sonnenfinsternis, sichtbar in Mitteleuropa (siehe unten)
1606
Konstruktion des Galileischen Thermometers
Erscheinungsjahr der Abhandlung "De Stella Nova in Pede Serpentarii"
Johannes Keplers über die dreifache Konjunktion und die Supernova von 1604
28.9.1607
Perigaeum des großen Kometen von 1607 (siehe unten)
26.10.1607
Perihel des großen Kometen von 1607 (siehe unten)
1608
Erfindung des Teleskops durch H. Lippershey (siehe auch ...1610...1613...)

Die Sonnenfinsternis vom 12. Oktober 1605

Antwerpen, 12. Oktober 1605, 13 Uhr 12 Ortszeit

Sonnen- und Mondfinsternisse waren zu Beginn des 17. Jahrhunderts nicht mehr so geheimnisvoll wie noch im Altertum und zum Teil auch im Mittelalter. Sie waren berechenbar und damit erklärbar geworden. Es war bekannt, daß sich bei einer Sonnenfinsternis die Mondscheibe vor die Sonne schiebt und daß bei einer Mondfinsternis der Schatten der Erde über die Mondscheibe wandert. Sonnenfinsternisse finden immer bei Neumond und Mondfinsternisse nahe Vollmond statt.

Damit aus einer Neumondstellung eine Sonnenfinsternis wird, muß der Mond an einer Position sein, wo die um rund fünf Grad zur Ekliptik geneigte Mondbahn die Ekliptik kreuzt bzw. schneidet. Ein solcher Schnittpunkt wird auch Drachenpunkt genannt, wahrscheinlich weil in der Chinesischen Mythologie bei einer Sonnenfinsternis ein Drache die Sonne fressen würde. Dies war am 12. Oktober 1605 der Fall.

Die Finsternis begann ca. 11 Uhr 55 und endete ca. 14 Uhr 28 lokaler Zeit. Im obigen Bild ist die Mondbahn hellgrün und die Ekliptik dunkelgrün eingezeichnet. Es zeigt etwa die größte Bedeckung um 13 Uhr 12 gesehen von Antwerpen aus. Die Sonne wurde maximal bis zu 80-90% bedeckt. Nördlich von Barcelona einige Minuten später war die Bedeckung dagegen total, so daß für wenige Sekunden der Tag zur Nacht wurde.

Mittels Klick auf das obige Bild kann eine Sequenz aufgerufen werden, in der der gesamte Verlauf der Sonnenfinsternis vom 12. Oktober 1605 gezeigt wird (gesehen von Antwerpen aus unter der Annahme, daß an diesem Tag keine Bewölkung herrschte).

Das untere Bild zeigt vom Mond aus einen Schnappschuß von der Erde um 13 Uhr 15 Antwerpener Zeit mit der Totalitätszone der Sonnenfinsternis (kleiner grüner Kreis) über den Pyrenäen.

Mare Frigoris, 12. Oktober 1605, 12 Uhr 57 (GMT)


Der große Komet von 1607

Nach Aristoteles waren Kometen wie Meteoritenschauer Erscheinung in der sublunaren Sphäre, also in der Erdatmosphäre oder nahe darüber. Dies war bis ins 17. Jahrhundert hinein anerkannte Theorie. Tycho Brahe hatte zwar die Meinung vertreten, daß sich die Schweifsterne außerhalb der Mondbahn bewegten. Er konnte jedoch nicht erklären, was Kometen sind, wie sie zu den Planeten stehen und wie ihre Bahnen verlaufen.

1607 erschien ein Komet, der mit großer Wahrscheinlichkeit auch der Komet war, der später den Namen Halleyscher Komet tragen sollte, benannt nach dem britischen Astronom Sir Edmund Halley (1656-1742), der ihn 1682 sah und anhand von Bahnberechnungen voraussagte, daß er 1758 wiederkehren würde. Halley selbst erlebte diese Wiederkehr nicht mehr.

Der große Komet von 1607 am 28. September über Antwerpen

Der Aphel bzw. der sonnenfernste Punkt der Bahn des Kometen liegt hinter der Neptunbahn (5,281 Mrd. Kilometer Abstand zur Sonne), während der Perihel bzw. sonnennächste Punkt zwischen Venus- und Merkurbahn (87,8 Mio. Kilometer Abstand zur Sonne) liegt. Die Bahn ist um 162 Grad gegenüber der Ekliptik geneigt. Die Umlaufzeit des Halleyschen Kometen beträgt etwa 76 Jahre.

An seinem entferntesten Punkt zur Sonne besitzt der Komet eine Geschwindigkeit von 1 km/s, am sonnennächsten Punkt sind es etwa 60 km/s. Die Gesetzmäßigkeit dieses Unterschieds beschrieb Kepler zwei Jahre später im Rahmen der Analysen von Brahes Marsbahndaten (vergl. ...1609... und ...1619...1620...).

Orbit des Halleyschen Kometen 1986

Mindestens dreißigmal wurden schon die unterschiedlichen Auftritte des Kometen beobachtet, die älteste Beobachtung datiert wahrscheinlich von 270 v.Chr.

Aufgrund seiner Bahn kommt der Komet immer wieder nahe an die Erde heran. Eine der größten Annäherungen fand 837 n.Chr. statt, bei der der Kometenkern bis auf 6 Mio. Kilometer bzw. bis auf das 15,5fache der Entfernung Erde-Mond herankam. Der Kometenschweif erstreckte sich bei diesem Rendezvous über die Hälfte des Himmels.

Bayeux-Teppich aus Roberta Etter, Stuart Schneider: Halley's Comet, Cross River Press 1985

Der Komet von 1066 auf dem Bayeux-Teppich

Kometen waren von je her Unglücksboten. 1066 erschien der Halleysche Komet vor der Schlacht des englischen Königs Harolds II. gegen den normannischen Invasor William der Eroberer.

Der gerade erst eingesetzte König verlor die Schlacht mit der Folge einer fast hundertjährigen normannischen Herrschaft über England. Das Erscheinen des Kometen wurde auf dem Bayeux-Teppich festgehalten.

1607 näherte sich der Komet auf 37,5 Mio. Kilometer bzw. 97 mal der Abstand Erde-Mond am 28. September. Um diesen Tag herum war der Komet zirkumpolar unterhalb des Großen Bären (siehe oben). Die Länge des Kometenschweifs betrug etwa 40 bis 50 Bogengrad. Den minimalen Abstand zur Sonne erreichte Halley am 26. Oktober mit 87,3 Mio. Kilometer. Für fast zwei Monate bildete der Schweifstern eine deutliche Erscheinung am Himmel. Mit einem Klick auf die obige Himmelskarte vom 28.9.1607 wird eine Bildsequenz (in Schritten von 1434 Minuten bzw. 23 Stunden und 54 Minuten) dieser Erscheinung von Anfang September bis Anfang November aufgerufen. (Die Bahndaten des Kometen von 1607 sind Voyager II 2.0 entnommen.)

Ähnlich beeindruckend wie 837 war das Auftreten des Halleyschen Kometen 1910, wo zuerst angenommen wurde, daß er auf die Erde stürzen würde, und als dies ausgeschlossen war, daß die Erde durch den Kometenschweif mit Cyangasen fliegen würde. Keines dieser Ereignisse trat ein.

Die letzte Erscheinung des Halleyschen Kometen im 20. Jahrhundert 1986 war durch ungünstige Bahnverhältnisse auf der nördlichen Hemisphäre nicht besonders eindrucksvoll. Dafür erreichte die europäische Raumsonde Giotto am 14.3.1986 eine Annäherung von rund 600 Kilometer an den Kern und konnte die ersten Bilder vom "Innenleben" eines Kometen zur Erde funken.

Zeichnung der Kernregion vom Halleyschen Kometen 1986

In der 2. Hälfte des Jahres 2061 wird der große Komet von 1607 wieder auf der Erde zu sehen sein, sofern nicht durch Klimakollaps die Oberfläche durch eine undurchdringliche Wolkenschicht wie auf der Venus eingehüllt ist oder eine andere menschengemachte Katastrophe alle möglichen Zeugen auslöscht.


- Zum "Himmels-Index",
- zum Jahr ...1603... (Zum Sternenhimmel und Bayers "Uranometria" 1603),
- zum Jahr ...1609... (Die Mondfinsternis von 1609 und Keplers "Astronomia nova"),
- zum Jahr ...1610...1613... (Galileis Sidereus Nuncius und die Jupiter-Neptun-Konjunktion von 1613),
- zum Jahr ...1614...1618... (Die Sonnen- und Mondfinsternis von 1614 und 1616 und die Kometen von 1618),
- zum Jahr ...1619...1620... (Keplers "Harmonices Mundi" und die Mondfinsternisse von 1620).


-- jd --