© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Jusepe de Ribera (Játiva bei Valencia 1591 - Neapel 1652)
Brustbild eines Mannes
Öl auf Leinwand, 76 x 63,5 cm
Erworben 1815 mit der Sammlung Giustiniani. Erster Vorbesitzer Marchese Vincenzo
Giustiniani (?). Salerno (Inv. 1638) 1960, II, Nr. 6. - Paillet-Delaroche undatiert
(1808), Nr. 93 (als Caravaggio "tête de caractère"); Delaroche 1812, Nr. 101 (als
Caravaggio "tête de caractère"); Landon 1812, S. 123, Abb. 58 (als Caravaggio
"tête de caractère"); Verzeichniss 1826 Nr. 99.
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat. Nr. 354.
Es war Salerno, der, obwohl er die Zuschreibung an Caravaggio anzweifelte,
das Portrait mit dem unter Nr. II, 6 im Inventar Vincenzo Giustinianis erwähnten
Bildnis des deutschen Malers Sigmund Lair identifizierte: "Un altro quadro con
un ritratto di Gismondo Tedesco Pittore dipinto in tela da testa [di mano di
Michelangelo da Caravaggio] con sua Cornice nera profilata d'oro." Wegen der
Unvereinbarkeit des Alters des Dargestellten (Lair starb 1629 mit 86 Jahren)
und der vermutlichen Entstehungszeit bleibt jedoch die Frage, ob es sich um
ein Bildnis des deutschen Malers handeln kann. Caravaggio kannte Laire persönlich,
wir wissen jedoch nicht, ob je ein von Caravaggio gemaltes Portrait des "Gismondo
Tedesco" existiert hat, wie das Inventar von 1638 und G. M. Silos, Pinacoteca,
Rom 1673, S. 89, versichern. Es existieren mindestens zwei Repliken des Portraits:
eine mit unbekanntem Aufbewahrungsort und eine zweite, die sich seit 1992 als
Geschenk des Barone di Bardonaro, Principe di Torremuzza, Don Gabriele Ortolani
in der Galleria Regionale della Sicilia in Palermo befindet. Das Bild in Palermo
zeigt den Mann so, als handele es sich um ein Gegenstück zu dem Berliner und
dem von Vannugli publizierten Gemälde. Der Dargestellte blickt nach rechts und
blättert in einem Buch, vor ihm auf dem Tisch liegt eine Feder, während seit
der jüngsten Restaurierung auf der rechten Seite eine Mitra zu sehen ist, weshalb
es sich laut Abbate und Spinosa nur um einen Hl. Augustinus handeln könne. Unter
den zahlreichen Ribera zugeschriebenen Werken wird im Inventar von 1638 neben
drei weiteren Kirchenlehrer-Darstellungen, die sich im Vorzimmer der Wohnung
des Kardinals befanden (1638, II, Nr. 141-144), auch ein Hl. Augustinus genannt,
über den sich jedoch nicht mehr sagen läßt, als daß sein großes Format sicher
mit dem Bild in Palermo übereinstimmt. Wir wissen nicht viel über die in Rom
ansässigen Spanier wie z.B. Riberas Bruder, den "Gris Spagnuolo", den Giustiniani
erwähnt. Was der Diskussion über das Bild jedoch noch hinzuzufügen wäre, ist
ein von Gallo transkribiertes Dokument, demzufolge Riberas Aufenthalt in Rom
bereits 1613 anzusetzen wäre und in dem davon berichtet wird, daß Ribera wie
zahlreiche andere Künstler - darunter auch Sigmund Lair, der vielleicht doch
nicht so alt war, wie Baglione sagt - zu einer "congregazione" der Accademia
di S. Luca eingeladen worden sei.
Iris Wenderholm
nach Silvia Danesi Squarzina, in: Ausst. Kat. Rom 2001, Caravaggio e i Giustiniani,
Kat. D20.
Bibliographischer Hinweis:
A. Vannugli: "Sigismondo Laire. Note documentarie su un ‚nome senza opere' nella
Roma del Seicento", in: Studi Romani 33, 1-2 (1985), S. 15-17.