© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Girolamo da Cotignola, genannt Girolamo Marchesi (1490 (?) Cotignola - nach 1531 (1559 ?) Bologna)
Heilige Familie
Um 1525
Öl auf Holz, 57,5 cm x 51,5 cm
auf der Rückseite Siegel mit dem auf den Hinterbeinen stehenden Löwen; Siegel
VG; Siegel des Preußischen Finanzministeriums.
Erworben 1815 in Paris mit der Sammlung Giustiniani. - Erster Vorbesitzer Kardinal
Benedetto Giustiniani.
Danesi Squarzina (Inv. 1621) 1997, Nr. 195. - Salerno (Inv. 1638) 1960, II,
Nr. 79. - Delaroche 1812, Nr. 17. - Landon 1812, S. 127. - Verzeichniss 1826,
Nr. 15.
Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Kat.Nr. 209.
Auf dem Buch, das der Heilige Joseph in den Händen hält und in dem die Madonna
liest, stehen in hebräischen Buchstaben die Anfangsverse des Lobgesangs: "Magnificat
Anima Mea Dominum". Wahrscheinlich wurde das Gemälde vom Kardinal Benedetto
Giustiniani während seiner Amtszeit als Gesandter in Bologna gekauft, da es
nicht in der "Entrata della Guardarobba" von 1600 verzeichnet ist, die erstellt
wurde, bevor der Kardinal dieses Amt erhielt. Hingegen erscheint das Werk im
Inventar von 1621 als "Una Madonna in tavola con nostro Signore in braccio che
dorme e San Gioseppe che guarda il libro della Madonna". Nur im Inventar von
1638 findet sich eine Zuschreibung an die emilianische Schule: "(Nella stanza
grande de quadri antichi) Un quadro d'una Madonna con S. Gioseppe che leggono
un libro aperto, e Christo bambino in grembo della Madonna depinto in tavola
alta palmi 2.1/2. larga 2. incirca [fatto nella scuola de Correggi come si crede]
Senza cornice".
Es sollte allerdings auch festgestellt werden, daß es sich hier um eines der
qualitätvollsten Werke Marchesis handelt, der gerade in derartigen kleinformatigen
Kabinettbildern oft wesentlich gröber gearbeitet hat. Hingegen scheint in der
schönen künstlerischen Auffassung des Kindes, das im Arm seiner Mutter schläft,
ein Einfluß spürbar, der eher Lotto und seiner Madonna del latte im Puschkin
Museum in Moskau zuzuschreiben ist, als der zauberhaften Phantasie Gengas, mit
dem der Künstler früher zusammenarbeitete. Auf welchem Weg den Künstler die
Ideen Lottos erreichten, ist schwer zu sagen. Es ist nicht auszuschließen, daß
dieses Bild in einer uns unbekannten Version im Gepäck eines der vielen Händler
aus Bergamo, die Handelsinteressen in den Marken hatten und daher zwischen den
beiden Orten pendelten, durch die Romagna reiste.
Iris Wenderholm
nach Mauro Lucco, in: Ausst. Kat. Caravaggio e i Giustiniani, Rom 2001, Kat.
B14.
Bibliographischer Hinweis:
R. Fontanarossa: "Per Lorenzo e Bernardino Fasolo: il catalogo ragionato dei
dipinti", in: Artes VI (1998), S. 49-50, 57.