© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Girolamo da Cotignola, genannt Girolamo Marchesi (1490 (?) Cotignola - nach 1531 (1559 ?) Bologna)
Die Vermählung von Maria und Joseph im Tempel
Pappelholz, 78 x 60 cm.
Erworben mit der Sammlung Giustiniani 1815, erster Vorbesitzer Kardinal Benedetto
Giustiniani.
Danesi Squarzina (Inv. 1621) 1997, I, S. 786, No. 115. Salerno (Inv.
1638) 1960, II, S. 143, No. 137. Landon 1812, S. 13, Abb. 3, 1. - Delaroche
1812, No. 14. Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat.
Nr. 290.
Das Bild, das um 1516 datiert werden kann, zeigt den Blick in einen Tempelinnenraum,
wo der Sposalizio, die Vermählung von Maria und Joseph durch den
Hohepriester, stattfindet. Das heilige Paar, das erhöht auf einem Treppenabsatz
steht, ist umgeben von Zuschauern, die andächtig die Szene betrachten.
Nur ein gescheiterter Freier Mariens wendet sich dem Geschehen ab und versucht
seinen Stab zu zerbrechen, da dieser nicht wie Josephs Stab als Zeichen der
Auserwähltheit zu blühen begonnen hatte. Die links und rechts auf
den Stufen sitzenden Figuren mit Schreibtafeln, eine Sibylle und ein Prophet,
weisen den Sposalizio als Einlösung eines Ereignisses aus, das im
Alten Testament bereits angekündigt worden war. Im Gewölbe über
der Szene schwebt auf Wolken eine Engelsschar, die spielerisch den Heiligen
Geist in Form einer Taube trägt.
Während in dem Inventar von 1621 lediglich das Bildthema genannt wird,
nennt das Inventar von 1638 Garofalo als möglichen Schöpfer: "Un quadro
di figure picciole con il Sposalizio della Madonna con S. Giuseppe con diverse
figurine dipinto in tavola alto palmi 3 ½ largo 3 inc.a senza cornice di
mano si crede di Benvenuto da Garofano." Landon hingegen gibt das Bild dem Raffael-Mitarbeiter
Francesco Penni. Heute scheint aber unter stilistischen Gesichtspunkten vieles
dafür zu sprechen, das Berliner Bild dem ferraresischen Künstler Girolamo
Marchesi, gen. da Cotignola (1481-1550) zuzuschreiben, der in Bologna, Rom und
Neapel tätig war.
Iris Wenderholm
Bibliographischer Hinweis:
Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike
bis zur Gegenwart, 24. Bd., Leipzig 1930, S. 63, s.v. Marchesi, Girolamo.
G. V. Castelnovi: "Il Quattro e il primo Cinquecento", in: La Pittura a Genova
e in Liguria, Bd. I, Dagli inizi al Cinquecento, 2. Aufl., Genua 1987.