Streiflicht aus der Frühgeschichte des Klinikums

Spuren aus der Bronzezeit


Hätten Sie gedacht, daß das Klinikum auf geschichtsträchtigem Boden steht? Vor 3000 Jahren, in der Bronzezeit also, befand sich auf diesem Gelände ein kleines Dorf mit sieben bis acht Häusern und einer Herdstelle. Ungefähr 36 Menschen lebten damals an den Niederungen des Bäke-Flüßchens, bearbeiteten die umliegenden Felder und ernährten sich von Ackerbau und Viehzucht. Ungefähr 30 Jahre war die Siedlung bewohnt. Dann zwang vermutlich eine langanhaltende Trockenheit die Bewohner, sich einen neuen Siedlungsplatz zu suchen.


So könnte vor 3000 Jahren die bronzezeitliche Siedlung auf dem Klinikumsgelände ausgesehen haben.

Der bronzezeitlichen Siedlung unter dem Klinikum kamen die Archäologen der Bodendenkmalpflege 1958 auf die Spur, als sie bei einer routinemäßigen Begehung die große, geräumte Kleingartenanlage am Teltowkanal vor dem Bau eines Krankenhauses nach Funden absuchten. Dabei entdeckten sie zahlreiche Tonscherben aus der Zeit um 1100 v. Chr. Daß sie dann keine eilige Notgrabung durchführen mußten, sondern zwei Jahre Zeit für eine Ausgrabung im großen Stil hatten, verdankten sie dem Umstand, daß noch in der Planungsphase der Bau eines Bezirkskrankenhauses verworfen und statt dessen mit finanzieller Unterstützung der Benjamin-Franklin Stiftung der Bau eines Universitätsklinikums beschlossen wurde, für den 1960 der erste Spatenstich erfolgte.

Im Verlaufe von drei Grabungskampagnen konnten die Ur- und Frühgeschichtler anhand der Holzpfostensysteme feststellen, wie die Menschen der Bronzezeit ihre Häuser bauten. Die Pfostenbauten aus nur mit Lehm beworfenen Flechtwerkwänden und einfachen Strohdächern hatten eine Größe von 12 bis 35 qm. In unmittelbarer Nähe der Siedlung fand sich ein Brunnen aus einem hohlem Eichenstamm*, in dem rund 100 gut erhaltene kleine Tongefäße lagen. Diese waren - durch Graspolster geschützt - sorgfältig in Reihen aufeinandergestapelt und mit Weidenkätzchen, Lindenblüten, Wildgemüse, Gewürzen, Getreide und wahrscheinlich auch mit Honig gefüllt, wie eine Pollenanalyse ergab.

"Der Glaube an die Götter war für die Menschen der damaligen Zeit eine wichtige Lebenshilfe", sagt Prof. Bernhard Hänsel, Ur- und Frühgeschichtler an der FU. Die vielen Tongefäße waren wahrscheimlich Opfergaben an die Götter. Dabei war das Beste gerade gut genug. Deshalb versenkten sie ihre Gaben in den Brunnenschacht, um die Götter gnädig und versöhnlich zu stimmen. Aber dabei wurde durchaus auch geschummelt: Denn die Bronzezeitmenschen opferten auch Gefäße, die bereits einen Sprung hatten.

Claudia Bohm

* Der Brunnen ist mit vielen anderen Bronzefunden im Rahmen der Ausstellung "Glauben an die Götter-Schätze der Bronzezeit" im Museum für Vor- und Frühgeschichte im Schloß Charlottenburg zu bewundern.


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