Neugewählt im Präsidium
Team komplett

„Die Freie Universität hat wieder einen Präsidenten und einen Ersten Vizepräsidenten“, verkündete Prof. Dr. Peter Gaehtgens während der Sitzung des erweiterten Akademischen Senats am 16. Juni 1999 und fügte selbstironisch hinzu, daß er selbstverständlich das Amt des medizinischen Vizepräsidenten bis zur Wahl am 7. Juli übernehmen werde, im Vertreten habe er schließlich eine gewisse Übung.

Damit hat es nun ein Ende. Denn das neue Präsidium ist komplett. So hat der erweiterte Akademische Senat in seiner Sitzung am 7. Juli zwei weitere Vizepräsidenten und eine neue Vizepräsidentin

für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt: Neuer Vizepräsident für den medizinischen Bereich ist Prof. Dr. Werner Reutter, der mit 40 Ja-Stimmen gewählt wurde. Auf den Geographen Prof. Dr. Gerhard Braun entfielen 37 Ja-Stimmen. Für Überraschung sorgte die Wahl der Germanistin Prof. Dr. Gisela Klann-Delius, die 31 Ja-Stimmen bekam. Der bisherige zweite Vizepräsident, Prof. Dr. Werner Väth, wurde mit 30 Ja-Stimmen nicht wiedergewählt. Der Wahl war eine Vorstellungsrunde vorausgegangen, an die sich eine Diskussion mit den Mitgliedern des erweiterten Akademischen Senats anschloß. „Forschung und Lehre sind besser als ihr Ruf“, begann die Vorstellung von Prof. Dr. Gerhard Braun, der sich während seiner Amtszeit vor allem für mehr Transparenz, eine Reduzierung des Verwaltungsaufwandes und eine inhaltliche Vernetzung der Universität mit der Wirtschaft, den Max-Planck-Instituten und anderen Bildungseinrichtungen einsetzen möchte. „Ich bin für eine offene Universität im physikalischen und humanistischen Sinn“, sagte Braun, der sich auch dafür aussprach, keine Studienabschlüsse ohne Beteiligung der Studierenden an der Forschung zu vergeben. Für eine offenere Diskussion und eine bessere Verknüpfung mit Bildungseinrichtungen in Brandenburg, Interdisziplinarität in Forschung und Lehre und eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Human-, Veterinär- und Zahnmedizin trat Prof. Dr. Werner Reutter ein.

Gerade im Bereich der Medizin gäbe es hoffnungsvolle Beispiele für Kooperationen. „Wir müssen über die Fachbereichsgrenzen hinaus mehr aufeinander zugehen“, sagte Reutter. Mit Blick auf das Benjamin-Franklin-Kolleg sagte Reutter, es sei eine Einführung des Bachlors, Masters und Ph.D. zu überlegen.

„Zunächst ein Wort zu meiner Kandidatur“, eröffnete Prof. Dr. Gisela Klann-Delius, die am 16. Juni vom erweiterten Akademischen Senat als Kandidatin vorgeschlagen worden war, ihre Rede. „Erstens ziert es eine Wahl, wenn es eine Alternative gibt, zweitens gehört in das Präsidium eine Professorin, und drittens gehören dem Bären im Wappen nicht die Ohren abgeschnitten“, sagte Klann-Delius, um sich dann u. a. für eine Unterstützung von zeitlich befristeten Forschungsverbünden und eine breite Diskussion um Bachelor- und Masterabschlüsse auszusprechen. Außerdem gäbe es noch einen vierten Grund: „Die FU war mir die liebste Universität, und ich will dafür sorgen, daß sich ihr kritischer Geist bewahrt.“

Der bisherige Vizepräsident Väth resümierte zunächst, was sich in den vergangenen Monaten in dem von ihm betreuten Bereich getan habe: die Einrichtung des ersten geisteswissenschaftlichen Sonderforschungsbereiches, des Italienzentrums und der Filmwissenschaft, um dann geplante Projekte vorzustellen. „Welche Aufgabengebiete wollen Sie denn im künftigen Präsidium einnehmen?“, wollte ein Mitglied des erweiterten Akademischen Senats in der anschließenden Diskussion wissen. „Ich bin zuständig für Human-, Zahn-, und Ve-terinärmedizin“, antwortete Reutter knapp, während Prof. Dr. Väth und Prof. Dr. Klann-Delius sich im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften, Prof. Dr. Braun für die Naturwissenschaften für kompetent hielten. Gegen halb sieben wurde das Wahlergebnis verkündet. Das neue Präsidium ist damit komplett.

Felicitas von Aretin

 

Fragebogen


Der französische Dichter Marcel Proust hat den Fragebogen in seinem Leben zwei Mal ausgefüllt. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ spielt das Spiel seit Jahren weiter, fordert bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft und Politik auf, heitere und heikle Fragen als Herausforderung an Witz und Geist zu beantworten. Wir haben uns erlaubt – Dank an die „F.A.Z.“ – den neuen Vizepräsidenten und der neuen Vizepräsidentin den Fragebogen vorzulegen. So eint zwei Vizepräsidenten die Liebe zur Farbe Blau. Blau ist auch die Farbe der hochaufragenden Lieblingsblume der neuen Vizepräsidentin, die im übrigen nicht zur Heldenverehrung neigt. Blau gilt als kostbare Farbe, als Farbe des Gefühls, als Farbe der Wissenschaft. Doch damit nicht genug. Einigkeit besteht noch in einem anderen Punkt, der nach Gemeinsamkeit verlangt: dem Musizieren. Wir wünschen dem Trio – gemeinsam mit Erstem Vizepräsidenten und Präsidenten – dem Quintett, einen guten musikalischen Start ohne Zwischentöne.

 

Prof. Dr. Gisela Klann-Delius


Prof. Dr. Gisela Klann-Delius, geb. 1944 in Bad Homburg, studierte von 1964 bis 1972 Altphilo-logie, Germanistik, Philosophie, Soziologie und Psychologie in Frankfurt a.M., Marburg und Berlin. 1972 promovierte sie in den Fächern Literaturwissenschaft, Linguistik und Soziologie am Fachbereich Germanistik der Freien Univer-sität. Anschließend übernahm sie dort bis 1978 eine Assistenzprofessur für Linguistik. 1979 erfolgte die Habilitation. Klann-Delius führte von 1980 bis 1984 das DFG-Projekt „Erwerb von Diskursfähigkeit“ durch. Es folgten zahlreiche weitere Projekte, zwischendurch – 1986 – ein Forschungsaufenthalt am Medical Center der Cornell University, New York. Seit 1991 ist Gisela Klann-Delius Professorin am Germanistischen Seminar mit dem Schwerpunkt Psycholinguistik.

Foto: Sven Ehmann

 

 

Prof. Dr. Werner Reutter


Prof. Dr. Werner Reutter, geb 1937 in Hornberg, studierte ab 1956 in Freiburg und München Physik und Humanmedizin. 1962 promovierte Reutter am Institut für Pharmakologie. Nach Stationen im Krankenhaus arbeitete Reutter von 1964 bis 1968 als DFG-Stipendiat am Institut für Biochemie an der Universität Freiburg. 1972 habilitierte Reutter und arbeitete bis 1979 an der Universität Freiburg als Assistenzprofessor. Im selben Jahr erhielt Reutter einen Ruf an das Institut für Molekularbiologie und Biochemie an der Freien Universität Berlin.

Seit 1994 ist Reutter Sprecher des Sonderforschungsbereiches „Zelluläre Signalerkennung und -umsetzung“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Prof. Reutters Spezialgebiet ist die Glykobiologie, die sich mit der Natur der Zuckermoleküle befaßt. 1982 erhielt Reutter den Gerhard-Domagk-Preis für Krebsbekämpfung, 1986 den Sasse-Preis zur Förderung der Immun-therapie.

Foto: Inge Kundel-Saro

 

Prof. Dr. Gerhard Braun


Prof. Dr. Gerhard Braun, geb. 1944 in Kitzingen, studierte von 1963 bis 1969 Mathematik, Geo-graphie und Psychologie für das Höhere Lehr-amt an der Universität Würzburg. An das Stu-dium schlossen sich 1969 das Staatsexamen in Mathematik und Geographie und die Promotion an. Bis 1975 arbeitete Braun als wissenschaftlicher Assistent am Geographischen Institut der Universität Würzburg. 1975 nahm Braun einen Ruf als Professor an der Freien Universität für Theoretische, Empirische und Angewandte Stadtforschung und Geoinformatik an. In den achtziger und neunziger Jahren hielt sich Braun mehrfach als Visiting Professor und Guest Professor an der Wilfrid Laurier University, Waterloo, in Kanada auf. Braun beschäftigte sich in seinen Arbeiten vor allem mit der Stadt- und Städtesystem- sowie Migrations- und Verhaltensforschung. Braun ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften u.a. der Society
of Canadian Studies und der Geographischen Gesellschaft Berlin.