Erstes Sommerkolloquium der FU zur Frauen- und Geschlechterforschung
Lust an Differenzen

 

"Wir haben das merkwürdige Phänomen, daß Studierende, die an der Humboldt-Universität ´gender studies` betreiben, an die Freie Universität kommen, um Veranstaltungen zu besuchen", resümiert die Frauenbeauftragte Mechthild Koreuber ihre Erfahrung aus den vergangenen zwei Monaten. So finden allein in diesem Sommersemester an der Freien Universität 123 Lehrveranstaltungen in 24 Fächern im Bereich Frauen- und Geschlechterforschung statt. Das Angebot reicht von einer Veranstaltung zu "Muslimischen Frauen im gesellschaftlichen Prozeß", "Dem Prozeß der Jeanne d´Arc" oder "Der Rechtsprechung des EuGH bezüglich der Gleichheit der Geschlechter" hinzu zum Thema "Körperinszenierung". Die Veranstaltungen werden häufig von Lehrbeauftragten abgedeckt, die häufig unbezahlt arbeiten.

Vorbereitende Sitzung zur Gründung der ZE Frauen- und Geschlechterforschung an der
FU.

Foto: ZE Frauenforschung

Charakteristisch für die Frauen- und Geschlechterforschung an der Freien Universität ist, daß sie "vor allem in geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen studiert werden kann und nicht im Rahmen eines eigenständigen Studienganges wie etwa an der Humboldt Universität zu Berlin" - heißt es in der "Agenda", dem von der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauenstudien und Frauenforschung herausgegebenen Vorlesungs- und Veranstaltungsverzeichnis. Anders als beispielsweise an amerikanischen Universitäten wird Frauen- und Geschlechterforschung an der Freien Universität dezentral angeboten.

"Bei derart vielen Projekten besteht die Gefahr, daß die einzelnen Wissenschaftlerinnen häufig keine Kenntnisse von anderen Projekten haben", sagt Mechthild Koreuber und hat gehandelt: Am 26. Juni 1999 fand das erste Sommercolloquium zur Frauen- und Geschlechterforschung statt, zu der die scheidende Vizepräsidentin, Christine Keitel-Kreidt, die ZE Frauenforschung und Mechthild Koreuber gemeinsam eingeladen hatten. "Die Lust an Differenzen" lautete das Motto, zu Visionen, wie die Frauenforschung an der Freien Universität besser vernetzt werden könnte, war eingeladen. "Es ist doch merkwürdig, daß wir ständig von Profilbildung reden, statt das Profil Frauen- und Geschlechterforschung für die Freie Universität zu beanspruchen", erklärt Mechthild Koreuber und es ist ihr anzumerken, daß sie sich seit langem mit den verschiedenen Fragestellungen, theoretischen Ansätzen und Methoden beschäftigt.

Die Teilnehmerinnen des Kolloquiums waren sich denn auch einig, daß Frauen- und Geschlechterforschung an der Freien Universität auch künftig dezentral stattfinden soll, wenn auch nach außen stärker sichtbar. Hierzu regte Anita Runge von der Zentraleinrichtung Frauenstudien/Frauenforschung zum einen die Ansiedlung einer Gast- oder Stiftungsprofessur zum anderen das Beantragen eines Graduierten-, beziehungsweise eines Promotionskollegs an. Außerdem rief Christine Keitel-Kreidt dazu auf, Projekte zu benennen, die während der Exkursion nach Berlin im Rahmen der geplanten virtuellen Frauenuniversität 2000 vom 1. Juni bis 31. Oktober stattfinden werden. Schon im Herbst 1999 soll es ein weiteres Kolloquium geben zum Thema: "Wie gehen Lehrende praktisch mit gender studies um". Studierende sind herzlich willkommen.

Felicitas von Aretin