START und CHE legen neuen Studienführer vor – FU-Physik in der Topgruppe
... freut sich der Bischof

 

Kaum ist die Aufregung über das letzte Ranking (s. FU-Nachrichten 5-6/99, Seite 4) verebbt, sind die Wunden geleckt und ist erkannt, daß das, was seit 1989 regelmäßig an den Grundfe sten des Elfenbeinturms rüttelt, ohnehin nicht ausreichend seriös ist, da geht es schon wieder los. Die Stern-Tochter "START" legte einen Studienführer vor, der zusammen mit dem Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) ausgearb eitet worden war. Zwar wurden Spitzenreiter in den Fächern Informatik, Chemie, Physik, Mathematik, Wirtschaftswissenschaft und Jura vorgestellt, dennoch ist diesmal wirklich alles ganz anders. Nicht die allgemein beste Hochschule soll gekürt ode r mit spektakulären Schüssen aus der Hüfte die Auflage gesteigert werden, sondern Entscheidungshilfe für Abiturienten nach verschiedenen Kriterien vorzulegen, ist Sinn und Ziel der Untersuchung. Prof. Dr. Detlef Müller-Böling und sein Team vom CHE wissen sehr wohl, daß es keinen Sinn macht, wenn irgendeine Uni, alle ihre Fächer irgendwie zusammengerechnet, auf einen guten Platz kommt: "Vielleicht freut sich dann noch der Rektor oder der örtliche Bischof, aber dem Abiturienten, der Physik studieren will, sagt das gar nichts."

Der STARTStudienführer:
Das etwas andere Ranking -
doch Zweifel grundsätzlicher Art bleiben

Der START-Studienführer sagt dem physikalisch ambitionierten Abiturienten, daß er an die Freie Universität Berlin gehen soll. Denn die hiesige Physik ist in der Topgruppe der 50 untersuch ten Hochschulen gelandet, die dieses Fach anbieten. Gesamturteil der Studierenden: Note 1,9. Das Lehrangebot erhält im Urteil der Studierenden die Note 2,6 – das ist der elfte Platz. Offenbar sind Physiker bodenständige Menschen, denn im St udierendenaustausch wird nur der 32. Platz erreicht. Die Bibliothek kam auf Platz 24, und bei der Drittmitteleinwerbung teilt sich die FU-Physik mit der Universität GH Siegen den 17. Platz. Ebenfalls Platz 17 gab es in der Teiluntersuchung "Pr&u uml;fungen" (Prüfungen pro Prof im Semester). An der FU sind das vier. Zum Vergleich: Greifswald bringt es auf 1,5, für Stuttgart werden 14,6 Prüfungen pro Prof und Semester gezählt.

Die anderen untersuchten Fächer schnitten nicht ganz so gut ab, in der Rechtswissenschaft konnte die FU nirgends in die Topgruppe vordringen, die Informatik brachte es auf einen respektablen Mittelf eldplatz, ebenso wie die Mathematik, die Chemie und die Wirtschaftswissenschaft.

Einig ist man sich, daß der Studienführer anders ist als die üblichen Rankings. Es bleiben aber Zweifel grundsätzlicher Art. Im Heimatland der Rankings – in den USA – haben solche Ranglisten sehr konkrete Auswirkungen, die man auf den Penny genau ausrechnen kann. Hierzulande aber haben sie keinen Einfluß auf öffentlich finanzierte Haushaltsansätze, und in harten NC-Fächern kann sich ein Abiturient nicht mal aussuchen, wo er studieren will – das entscheidet die ZVS für ihn.

Susanne Weiss