Interview mit Christine Färber

Christine Färber zieht Bilanz ihrer Arbeit als Frauenbeauftragte


 

 

FU/N: Frau Färber, Sie arbeiten seit acht Jahren als Zentrale Frauenbeauftragte der Freien Universität. Wie hat Sie Ihr Amt verändert?

Färber: Ich bin mit 26 Jahren zur Frauenbeauftragten gewählt worden. In diesem Alter verändert man sich einfach noch sehr stark. Insofern ist vieles nicht dem Amt zu zuschreiben. Mich hat dieser Job hart gemacht, das ist auch einer der Gründe, warum ich aufhöre. Eine Frauenbeauftragte muß sich ständig abgrenzen. Aus politischen Gründen mußte ich sehr viel mehr fordern, um das zu erreichen, was ich wollte. Das liegt mir eigentlich nicht. Zudem tragen Sie als Frauenbeauftragte sehr viel Verantwortung. Das hat mich schon verändert.

FU/N: Gehen Sie mit einem lachenden und/oder weinenden Auge?

Färber: Ich gehe freiwillig. Für mich war es gut, dieses Amt acht Jahre auszufüllen, genau so wie es jetzt für mich als Person gut ist aufzuhören. Ich empfinde das als entlastend. Natürlich hänge ich sehr an der FU. Ich bin ein sehr engagierter Mensch, und deshalb wird das Amt mir auch fehlen.

FU/N: Wenn Sie die vergangenen acht Jahre Revue passieren lassen, was war Ihr größter Erfolg?

Färber: Ich bin sehr zufrieden, daß wir einen geschlechtergerechten Mittelbau geschaffen haben. Ich hätte nicht erwartet, daß dies möglich ist: An der Freien Universität haben Männer und Frauen zumindest bei der Einstellung inzwischen gleiche Chancen, auch wenn natürlich immer noch nicht gleich viele Frauen wie Männer promovieren und habilitieren. Außerdem haben wir viele Professorinnen berufen. In weiten Teilen lehnen die Professorinnen Frauenpolitik nicht mehr ab, sondern tragen sie mit. Stolz bin ich auch, daß ich mit allen Statusgruppen gut zusammengearbeitet habe.

FU/N: Was ist Ihnen in Ihrer Amtszeit nicht gelungen?

Färber: Mir ist nicht gelungen, Verfahrenssicherheit herzustellen für Frauen, die sich bei mir wegen sexueller Belästigung beschweren. Denn für Studentinnen und Nachwuchswissenschaftlerinnen mit zeitlich befristeten Stellen ist es unzumutbar, länger als ein Jahr auf Klärung zu warten. Außerdem ist es für mich schwierig zu beobachten, daß Bereiche, die ich aufgebaut habe oder versucht habe zu erhalten, nun zur Disposition gestellt werden, wie beispielsweise die Größe der Kindertagesstätte, ohne die Gleichberechtigung und familiengerechte Strukturen nicht möglich sind. Aber man könnte es ja schon als Erfolg werten, daß es die Kita überhaupt noch gibt, je nachdem, was Sie unter Erfolg und Mißerfolg verstehen.

FU/N: Wie hat sich ihr Verhältnis zur Hochschulleitung im Laufe ihrer Amtszeit entwickelt?

Färber: Das ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Als ich anfing, vertrat Herr Väth den gerade als Senator wegberufenen Präsidenten Heckelmann, dann wurde Herr Gerlach Präsident, und seitdem Herr Gerlach verunglückt war, ist Herr Gaehtgens mein Ansprechpartner. Auch der Kanzler hat gewechselt. Mit Herrn Gerlach habe ich intensiv und gut zusammengearbeitet, auch wenn es zwischendurch Phasen gab, die schwierig waren. Doch haben wir uns immer wieder zusammengerauft.Viele meiner Konflikte liegen in dem Amt der Frauenbeauftragten begründet. Das muß man ganz klar trennen können. Eine Frauenbeauftragte muß mit jeder Hochschulleitung professionell zusammenarbeiten können, das war mir immer wichtig.

FU/N: Welche Tips geben Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg?

Färber: Ich wünsche mir, daß Mechthild Koreuber viel Unterstützung von den Frauen an der FU bekommt, dazu kann sie selber nicht viel beitragen. Aber man muß sich dieser Basis immer wieder versichern. Mechthild Koreuber verfolgt dies ohnehin als politisches Programm, deshalb ist sie ja schließlich gewählt worden. Es ist daher mehr Eulen nach Athen tragen, als ein Tip. Mein Tip ist, nicht nur mit bestimmten politischen Gruppierungen oder Statusgruppen zu arbeiten. Man sollte zunächst alle als Partner sehen.

 

Die ehemalige Frauenbeauftragte der FU: Christine Färber. Die Politologin schied am 19. März aus ihrem Amt als Frauenbeauftragte aus, das sie seit 1991 innehatte. Derzeit schließt Christine Färber ihr Dissertationsverfahren zum Thema "Steuerungsinstrumente in der Frauenförderung an Hochschulen” ab. In die Amtszeit von Christine Färber fielen u.a.1993 die Verabschiedung der Frauenförderrichtlinien durch den Akademischen Senat und die Etablierung des "Anreizsystems Frauenförderung”, wonach zwei Prozent der Mittel für Forschung und Lehre der Freien Universität nach Leistungen in der Frauenförderung vergeben werden. Zudem hat sich Christine Färber im Bereich der Weiterbildung für Frauen engagiert und sich für den Erhalt der Kindertagesstätte eingesetzt. Christine Färber ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Foto: Ausserhofer