Leibniz-Preis

Dynamisch in die Berge


Von der Auszeichnung habe er mehr beiläufig erfahren, erzählt der Geologe Onno Oncken. So habe ihn der Dekan des Fachbereichs Geowissenschaften eines Tages angerufen und ihm zum Leibniz-Preis gratuliert. Der Hauptausschuß der Deutschen Forschungsgemeinsch aft (DFG) hat den höchstdotierten Förderpreis in diesem Jahr an dreizehn Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vergeben, um, wie es in einer Pressemitteilung der DFG heißt, „Ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern, ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweiter n und sie von administrativen Arbeitsaufwand zu entlasten“. Beim Einsatz der Mittel haben die Preisträger größtmögliche Freiheit. Und diese weiß der welterfahrene Geologe zu nutzen, der seit 1994 eine C4-Professur (S) am Fachbereich Geowissenschaften inneh att.

Bislang hat Oncken sich vor allem durch seine Studien zu den geodynamischen Ursachen gebirgsbildender Prozesse einen Namen gemacht. Nun will der Fachmann für Gebirgsentstehung die ihm zugedachten 1,5 Millionen DM verwenden, um die physikalischen Mecha nismen der gebirgsbildenden Prozesse zu erforschen. „Einfach gesagt wollen wir vom Beschreiben zum Erklären kommen“, meint Oncken, der die gebirgsbildenden Prozesse im Labor und im Rechner reproduzieren möchte. „Für mich ist es eine einmalige Kombination, die Forschungsmöglichkeiten mit allen ihren internationalen Kontakten am GeoForschungszentrum in Potsdam zu nutzen und gleichzeitig im Kontakt mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs am Geologischen Institut der FU zu sein“, sagt Oncken. Auch wenn die Geowiss enschaftler natürlich durch die derzeit laufende Umstrukturierung besonders gebeutelt seien. „Durch den Generationswechsel bei den Geowissenschaftlern gehöre ich wahrscheinlich zu den wenigen, die die Umstrukturierung überstehen“, sagt Oncken.

Dynamische Z eiten sind dem ehemaligen Stipendiaten der Studienstiftung des Deutschen Volkes in die Wiege gelegt. Geboren 1955 in Kehl, ging Oncken in Neu Dehli, Paris, Brüssel, Washington und Athen zur Schule. Später wurde der Geologe seßhafter, studierte und promovie rte in Köln im Fach Geologie/Paläontologie, war Post-Doc-Stipendiat der Thyssen-Stiftung in Münster, habilitierte sich am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Frankfurt 1988, um für drei Jahre an der Universität Würzburg Professor zu sein. 1992 erfolgte die Berufung als Leiter des Bereichs Struktur, Evolution und Geodynamik der Lithosphäre an das GeoForschungs Zentrum Potsdam. Unter Leitung Onckens habe sich das Verständnis über die Massenverlagerung bei Gebirgsbildungen grundlegend verände rt, läßt die DFG wissen. Besonders zwei geowissenschaftliche Großprojekte sind dabei hervorzuheben, zum einen ein 500 km langes Querprofil durch den Ural und ein 400 km langes Profil vom Pazifikrand Nordchiles über die Westkordillere nach Bolivien.



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