Das Friedrich-Meinecke-Institut hat eine neue Professorin: Gisela Bock

Ein Hauch Italien


Gegen Bielefeld sprach das Quartett. "Ich habe es während meiner Zeit als Professorin dort nie geschafft, in einem Quartett mitzuspielen, dafür war ich zu häufig in Berlin", sagt Gisela Bock, die seit dem 1. Juli am Friedrich-Meinecke-Institut die Profess ur für "Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung von Westeuropa" innehat. Diese Professur scheint Gisela Bock wie auf den Leib geschneidert, liegt doch ein bewegtes Forscherleben im Ausland hinter ihr, das sie als Forschungsstipendiatin nach Harvard, später als Dozentin nach Essen, Bern, Basel, Florenz und Bielefeld führte. Flexibilität zeigte Gisela Bock nicht nur in der Wahl des Berufsortes. "Ich freue mich, daß ich auf meine alten Tage an der Freien Universität geschlechterübergreifend forschen kann", erzählt Gisela Bock und fügt hinzu, wie sehr es ihr Spaß mache John Locke zu lesen, ohne auf das Geschlecht als historische Kategorie zu schauen.

Bewegtes Forscherleben im Ausland: Gisela Bock ist neue Professorin am FB Geschichtswissenschaften

Aufsehen erregte die Wahlberlinerin zunächst im Bereich der politischen Theorie mit Thomas Campanella und Machiavelli. 1986 entstand die Studie zur "Zwangssterilisation im Nationalsozialismus: Studien zur Rassenpolitik und Frauenpolitik". Spätestens seitde m ist ihr Name eng mit der Geschichte des Nationalsozialismus und mit der Frauenforschung verknüpft.

"Natürlich faszinieren mich beide Themen nach wie vor", sagt Gisela Bock. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit möchte Frau Bock aber an der FU auf westeuropäische Geschichte, insbesondere die Geschichte Englands und Frankreichs verlagern. Im neukonzipierten Diplom studiengang Frankreichstudien deckt Frau Bock die Neuere und Neueste Geschichte ab. Ihre Vorlesung beschäftigt sich mit "Bürgerrechten und Bürgerschaft" - ein Begriff, der in anderen europäischen Sprachen selbstverständlich sei, im Deutschen lange vom viel strapazierten Begriff des Bürgertums verdrängt worden wäre.

Ob sie sich an der Freien Universität wohlfühle. "Seit Studenten da sind, bin ich zufrieden", antwortet sie prompt. Auch wenn sie es vermißt, daß man in Berlin "sonstwo lebt, nur nicht in der FU". Ein Herzensanliegen ist ihr das neue Italien-Zentrum an der Freien Universität. Und natürlich möchte sie sich nach den Jahren am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz einen Hauch italienischer Lebensart bewahren."In Italien bin ich leider viel zu selten", sagt sie, "aber ein Seminar über italienische Geschichte, in dem Texte auf Italienisch gelesen werden, das will ich unbedingt machen".

Felicitas v. Aretin


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