Harmlos

...ist das, was sich in den zurückliegenden Wochen in den Sitzungen des Akademischen Senats der FU abspielte, weiß Gott nicht mehr. Schmährufe, Pfeifkonzerte und das Dröhnen von Trommeln mögen einige noch tolerieren. Schließlich ist man an der FU vieles gewohnt. Und die Protestkultur gehört zu ihr, wie der Name an der Tür. Doch wer Unbeteiligte schlicht über den Haufen rennt, um eine Abstimmung zu verhindern, verscherzt sich alle Sympathien. Unbeteiligt war nicht nur der Journalist der Berliner Morgenpost, der in der AS-Sitzung am 4. Dezember vom umstürzenden Pressetisch eingeklemmt wurde. Auch die hochschwangere Journalistin der Berliner Zeitung entging nur knapp einem Unglück, als die Störer den unmittelbaren Sitzungsbereich stürmten. Diese Rücksichtslosigkeit ist durch nichts zu rechtfertigen. Mit Notwehr gegen staatliche Willkür schon gar nicht. Und wer meint, die eigenen universitären Gremien sabotieren zu müssen, um den Staat zu Konzessionen zu zwingen, der verwechselt nicht nur Opfer und Täter, sondern verkennt auch die eigene Macht. Was wir jetzt mehr denn je brauchen, ist die Unterstützung durch die Öffentlichkeit. Wenn es zutrifft, was eine Meinungsumfrage unlängst zutage förderte, daß nämlich 59% der Deutschen sogar einen Solibeitrag zur Finanzierung der Hochschulen zahlen würden, dann ist das mehr als nur ein Zeichen für eine Trendwende in den Beziehungen zwischen Öffentlichkeit und Universitäten. Es ist auch eine Forderung an die Politik, die Universitäten nicht verrotten zu lassen. Wenn der Un(i)mut aufs Volk überspringt und es sich mit uns solidarisiert, wird's für die Volksvertreter gefährlich, denn die nächste Wahl kommt bestimmt. Deshalb sollten wir mit originellen Ideen und überzeugenden Argumenten weiter auf Sympathiewerbung setzen, statt uns mit Schuldzuweisungen zu bekämpfen. Die meisten FU-Angehörigen wollen diesen Weg gehen.

Übrigens: Es gibt auch ein Leben vor und nach dem Streik. Unser Titelthema beschäftigt sich mit den Problemen des studentischen Alltags. Die anstehende Reform des BAföG oder die Vielzahl der Neuregelungen im Studium gehören dazu.

Die Redaktion der FU:Nachrichten wünscht allen Lesern trotz aller Sorgen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr.


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