uniRadio

365 Stunden Programm = ein Jahr


Montag, 7. Januar, 9 Uhr, ein ganz normaler Redaktionstag im uniRadio beginnt. Ein ganz normaler Redaktionstag? Nicht ganz. Nach den Weihnachtsferien ist die Redaktion zum ersten Mal wieder gut besetzt, allerdings die Mehrzahl der StudentInnen sind A nfänger, denn es ist der erste Tag der neuen Praktikanten. Wie muß ich das Mikrofon halten? Wie schreibe ich eine Nachricht? Am Ende, um 17 Uhr muß eine Sendung stehen, die sich von der journalistischen Qualität anderer Sendungen ni cht unterscheidet. Für die Neulinge viel Ratlosigkeit und Angst. Doch mit Journalismustraining im Schnellgang ist um 17 Uhr jeder irgendwie in der Sendung vertreten und zwar so, daß der Moderator nicht sagen muß: "Sorry, heute uniRad io von Anfängern für Anfänger!" Und das ist wieder ganz normal. 123 Studierende aus unterschiedlichen Studienrichtungen der beteiligten Hochschulen wurden als Praktikanten im ersten uniRadio-Jahr wie an diesem Tag ins "kalte" ; Radio-Wasser geworfen, um sich nach vier Wochen intensiver Radio-Praxis Jungjournalisten nennen zu können.
Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Medium, Nachrichten, Sprech- und Interviewtraining, Technikübungen am Computer und im Studio und last but not least die tägliche Umsetzung des Gelernten in die Praxis von uniRadio-"Live at Fiv e", all das ist ein als Ausbildungskonzept in der Radio-Landschaft einzigartig gutes Ergebnis, das zum ersten Geburtstag von uniRadio am 15. Januar gefeiert wurde. Und doch war dies nicht der wichtigste Grund zum Feiern. In einer Zeit massiver Bedroh ung des Bestands von Ausbildung und Forschung durch eine rigide Sparpolitik des Senats hatten 13 Hochschulen und Universitäten aus Berlin und Brandenburg den Mut, dieses uniRadio als gemeinsames Projekt aufzubauen und zu finanzieren. Sie haben ein Ko nzept entwickelt, mit dem die Kompetenz und Vielfalt der Berlin-Brandenburger Hochschullandschaft journalistisch einer breiten ·ffentlichkeit nahegebracht wird.
"Live at Five" hat regelmäßig und teilweise mit exklusiven Informationen die Spardebatte begleitet, hat den Berliner Wissenschaftssenator Peter Radunski ins "Verhör" genommen. Live-Reporter begleiteten die Studenten proteste. Mancher Experte sprach im uniRadio zum ersten Mal zu einem aktuellen Thema und wurde von den anderen Medien "entdeckt". Ein Wissenschaftler des Lateinamerika-Instituts lieferte Hintergründe zur Geiselnahme in Peru, ein FU-Professo r porträtierte seinen ehemaligen Doktoranden: den serbischen Oppositionsführer Djindjic. Am Wochenende bereichern Wissenschaftssendungen, Vorträge, Literatur-, Musik- und Kulturmagazine sowie das Studentenmagazin RX-5 die Diskussion.
Aber keine Feier ohne Kritik. UniRadio muß thematisch noch vielfältiger werden, exklusiv Themen machen, um sich in einer breiten ·ffentlichkeit noch mehr zu etablieren. Das ist für eine eigenständige Insel im englischsprachigen R aum, der Voice of America auf 87,9, nicht leicht, aber langfristig machbar. Ein erster Schritt ist jedenfalls gelungen. Im journalistischen Kollegenkreis wird uniRadio ernstgenommen. Und das kann nun wieder gefeiert werden.
Dr. Andreas-R. Wosnitza

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