Kurt Hammer verläßt die FU

Mit Leib und Seele Kanzler



Am 31. Januar scheidet Kanzler Kurt Hammer nach Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren aus dem Dienst der FU aus. Gemäß Berliner Hochschulgesetz führt der Kanzler nach den Richtlinien des Präsiden ten "die Geschäfte der laufenden Verwaltung" der Universität aus und ist der Beauftragte für den Haushalt, also zugleich eine Art "Finanzminister".
In seiner Amtszeit , seit April 1989, hatte die Verwaltung nicht nur zu "laufen", sondern Sprünge zu machen. Denn es gab große strukturelle Veränderungen und in den letzten Jahren dramatische Haushaltskürzungen. Kurt Ha mmer hat dies in dem ihm eigenen kollegial-ausgleichenden Stil und mit Umsicht organisiert. Er war mit Leib und Seele Kanzler, der auch dann noch auf wankenden Beinen zu wichtigen Besprechungen in die Universität kam, wenn ihm krankheitsbedingt strik te Bettruhe verordnet war. Er nahm nicht nur am Wohl seiner Universität so unbedingten Anteil, sondern zeigte auch viel menschliche Zuwendung gegenüber Mitarbeitern/innen.

... der Praktiker

Im August 1973 übernahm Kurt Hammer seine erste Funktion in der Zentralen Universitätsverwaltung der FU, als Leiter der damals neu gebildeten Abt. V "Organisation, Personalwirtschaft und Verwaltung". Dafür brachte er dafü ;r einschlägige Erfahrungen und wirtschaftliches Denken mit.
Nach dem Abitur im Jahre 1951 in Mannheim und einer Lehre als Industriekaufmann, ging er 1958 an die Universität Tübingen, wo er 1963 zum Diplom-Volkswirt avancierte. Weitere Stationen: wissenschaftliche Hilfskraft, wissenschaftlicher Angest ellter und schließlich akademischer Oberrat am wirtschaftswissenschaftlichen Seminar der Universität Tübingen und später an der Universität Konstanz. Dort war er insbesondere mit Bibliotheksfragen und akademischer Verwaltung be stens vertraut. Außerdem kannte er von einer längeren Abordnung als Referatsleiter zum Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft auch bildungs- und wissenschaftspolitische Fragen aus einem anderen Blickwinkel.
Als er 1973 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Berlin zog, geriet er an eine von heftigen Auseinandersetzungen geprägte Universität. Der damalige Präsident Rolf Kreibich und sein Team hatten sich eine umfassende demokratisch e Hochschulreform auf die Fahnen geschrieben und verteidigten sie einerseits gegen die konservativen Professoren, die den Verlust ihrer Macht beklagten,und andererseits gegen protestierende Studenten, denen die inhaltliche Veränderung der Universit& auml;t nicht radikal genug war. Kurt Hammer mußte aushelfen, wenn Krisen praktisch gelöst werden sollten, wenn es z.B. um die Umverteilung von Räumen und Personal ging.

... der Ausgleichende

Kurt Hammer hatte Ü mittlerweile stellvertretender Kanzler Ü in der Verwaltung eine undankbare Rolle: Auf der einen Seite der Präsident (ab 1976 Prof. Lämmert), auf der anderen Seite ein souverän agierender Kanzler (Detlef Borrmann). Di ese Konstellation funktionierte lange Zeit gut, sie wurde jedoch nach der Wahl des FU-Präsidenten Heckelmann 1983 schwierig und von politischen Auseinandersetzungen überlagert. Die neue CDU-Mehrheit im Abgeordnetenhaus erzwang eine Aufteilung de r Zentralen Universitätsverwaltung in einen medizinischen und einen nichtmedizinischen Teil zur Entmachtung des Kanzlers. Kurt Hammer übte in dieser Zeit eine wichtige und allseits anerkannte Vermittlungs- und Ausgleichsfunktion aus. Er selbst b lieb in der nichtmedizinischen Verwaltung und übernahm im Jahr 1985 die Haushaltsabteilung (Abt. II).
Nach dem Wechsel von Kanzler Borrmann in die Politik war Kurt Hammer 1989 unangefochten der einzige Kandidat für dessen Nachfolge. Er wurde im November 1990 nach der "Zurücknovellierung" des BerlHG einstimmig zum "wiedervere inigten" Kanzler der FU vom Kuratorium gewählt, auch wenn er zuvor keine blühende Landschaft versprochen hatte.
Unter dem neuen Präsidenten Gerlach (seit 1991) kamen auch grundsätzliche Veränderungen von außen und innen in Gang: Die Veterinärmedizin von der HU und FU wurden in der FU zusammengeführt, andere Fächer wurden an d ie HU verlagert, die Human- und Zahnmedizin verwaltungsmäßig und mit ihrem Haushalt neu geordnet. Beim FU-Haushalt wurde ein größerer Handlungsspielraum erreicht, wobei dieser nun vor allem negativ beim vom Kanzler so genannten "handgesteuerten" Kürzen verwendet werden mußte.

... der Aufmerksame

Kurt Hammer teilte und äußerte auch das Entsetzen über eine Landespolitik, die die Ausbildungsverpflichtung gegenüber der jungen Generation und die Bedeutung von Wissenschaft für die gesellschaftliche Entwicklung offenkundig nur nachrangig behandelte, aber er ließ sich nicht, wie viele andere, dadurch paralysieren. Er behielt sein Gestaltungsinteresse und suchte dazu auch das Gespräch. Dies geschah in der Runde der Abteilungsleiter, in Besprechungen mit einzelnen A bteilungen oder Mitarbeitern und in Diskussionen mit Personalräten und Frauenbeauftragten. Es ging ihm dabei um Effizienz und Verwaltungsreform ("Kennziffernprojekt"), aber auch in den letzten Jahren immer deutlicher um Weiterqualifikation, Motivation und Eigenverantwortung der Mitarbeiter/innen. Daraus erwuchs das hochschulübergreifende Weiterbildungsprogramm "Hochschulmanagement", das die FU federführend für alle Berliner und Brandenburger Hochschulen organisiert.
Kurt Hammer war und blieb sensibel gegenüber Wissenschaft, ihren Anforderungen und ihrer sozialen Verantwortung und gegenüber den sozialen Folgen von Verwaltungs- und Leitungsentscheidungen. Er hat die Verwaltung immer in ihrer Dienstleistun gsrolle gesehen und so geführt. Er war ein guter Kanzler!

Traugott Klose

Leiter der Studienabteilung


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