Der Erste Vizepräsident zieht Bilanz:

Erfolgreiche Berufungen belegen anhaltende Attraktivität der FU


Gewicht erfolgreich abgeschlossener Berufungs- und Bleibeverhandlungen geben Auskunft über die Attraktivität und den Stellenwert einer Universität. Sinn und Zweck von Berufungen ist neben der kontinuierlichen Ergänzung des bestehenden Lehrkörpers der Auf- und Ausbau neuer forschungsträchtiger Gebiete mit Hilfe einer gezielten Berufungspolitik, weil mit der Besetzung von Professorenstellen zugleich längerfristig wirksame Grundsatzentscheidungen über die künftige Struktur eines Faches getroffen werden. Angesichts des Abbaus universitärer Studienplätze und der Reduzierung von Mehrfachangeboten gewinnen solche strukturellen Entscheidungen besondere Bedeutung.

Wie schon in den Jahren zuvor gelang es der Freien Universität auch in den letzten beiden Jahren, rund 80 Prozent aller Berufungs- und Bleibeverfahren erfolgreich abzuschließen und damit einen weiteren Schritt auf dem Wege der dringend notwendigen Erneuerung des Lehrkörpers zu tun. Vor allem für Kernbereiche der Fächer (sogenannte Eckprofessuren) konnten hervorragende und zum Teil international renommierte Wissenschaftler gewonnen werden. Zu der eindrucksvollen Berufungsbilanz trug der hohe Anteil erfolgreicher Bleibeverhandlungen maßgeblich bei, denn die meisten Professorinnen und Professoren, die einen Ruf an eine andere Universität des In- oder Auslands erhalten hatten, konnten zur Fortsetzung ihrer erfolgreichen Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Freien Universität bewogen werden.

In der Zeit vom 31.10.1993 bis zum 31.10.1995 wurden insgesamt 82 Berufungen durchgeführt und 39 C 4- und 29 C 3-Professuren neu besetzt. Die erfreulich kleine Zahl von nur 10 + 4 abgelehnten Rufen belegt zugleich, daß sehr oft der/die Erstplazierte des Berufungsvorschlages für die Freie Universität gewonnen werden konnte. Vor dem Hintergrund der sich rapide verschlechternden Haushaltslage ist dieses an sich schon gute Ergebnis noch höher zu bewerten.

Fast die Hälfte der 83 positiv abgeschlossenen Berufungs- und Bleibeverfahren betraf die Fächergruppe der Geistes- und Sozialwissenschaften. Der relativ hohe Anteil der Medizin schließt etliche Berufungen im früheren Fachbereich Universitätsklinikum Rudolf Virchow ein, der bis zum 31.03.1995 zur Freien Universität gehörte.

C3 Berufungen nach Fächergruppen Anzahl der Berufenen davon Frauen Rufannahme Rufablehnungen
Medizin 17 2 16 1
Geistes- und
Sozialwissenschaften
13 9 10 3
Naturwissenschaften 3 1 3 0
Summe 33 12 29 4

C4 Berufungen nach Fächergruppen Anzahl der Berufenen davon Frauen Berufungsverhandlungen Bleibeverhandlungen
postiv negativ postiv negativ
Medizin 14 0 11 2 1 0
Geistes- und
Sozialwissenschaften
38 5 22 5 8 3
Naturwissenschaften 18 4 6 3 6 3
Summe 70 9 39 10 15 6

Berufungsbilanz vom 31. Oktober 1993 bis 31. Oktober 1995

In jeder Fächergruppe gelangen einige für das wissenschaftliche Profil der Freien Universität besonders wichtige Neuberufungen, während sich entsprechende Bleibebemühungen auf die Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften konzentrierten. In der Humanmedizin wurde vor allem der klinische Bereich (UKBF) durch Berufungen u. a. in der Chirurgie, der Inneren Medizin (Kardiologie), der Radiologie (Strahlentherapie) und der Urologie gestärkt. Im Fachbereich Veterinärmedizin konnten auch für wichtige Grundlagen- und Querschnittfächer (Tierernährung, Tier- und Umwelthygiene) renommierte Professoren gewonnen werden.

Einen besonders hohen Anteil von Berufungen verzeichneten die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer. Die stärksten Veränderungen vollzogen sich im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, da aufgrund von Rufen an die Humboldt-Universität und in die neuen Bundesländer fünf Professuren, davon allein vier für Betriebswirtschaftslehre, vakant waren und durch zum Teil im Ausland tätige Neuberufene alsbald ausgezeichnet wiederbesetzt wurden. Besonders hervorzuheben sind zwei Besetzungen im Fach Betriebswirtschaftslehre: zum einen für das Fachgebiet Industriebetriebslehre und Produktionswesen, zum andern im Bereich Organisation und Führung. Starke Veränderungen verzeichnete auch der Fachbereich Rechtswissenschaft mit der Berufung mehrerer hervorragend ausgewiesener Wissenschaftler.

Vor allem für die Fächer Wirtschaftsrecht mit den Schwerpunkten Wettbewerbs- und Kartellrecht, Internationales Privat- und Wirtschaftsrecht sowie Verwaltungsrecht wurden renommierte Wissenschaftler gewonnen. Ferner konnte im Fachgebiet Staats- und Verwaltungsrecht der Weggang eines bedeutenden Fachkollegen abgewendet werden. Im Fachbereich Politische Wissenschaft ist besonders die Berufung eines international anerkannten Politologen für das Gebiet Innenpolitik und Öffentliche Verwaltung hervorzuheben.

Im Fachbereich Philosophie und Sozialwissenschaften I konnten drei wichtige C 4-Professuren (für Philosophie, für Publizistik und für Soziologie), im erweiterten Fachbereich Erziehungswissenschaft, Psychologie und Sportwissenschaft und im Fachbereich Geschichtswissenschaften jeweils zwei (Grundschul-, Sozialpädagogik, Alte und Neuere deutsche Geschichte) wiederbesetzt werden. Aus dem Fachbereich Neuere Fremdsprachliche Philologien sind zwei erfolgreiche Bleibeverhandlungen zu nennen. Im Fachbereich Germanistik wurde vor allem die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft durch eine Neuberufung und die erfolgreiche Abwehr eines Auslandsrufes gefestigt.

Ferner konnten in der großen Gruppe der sogenannten Kleinen Fächer, die das Profil der Freien Universität mitprägen, u.a. die beiden seit längerem vakanten C 4-Professuren für Indogermanistik und für Islamwissenschaft neu besetzt werden.

In der naturwissenschaftlichen Fächergruppe schlagen vor allem sechs erfolgreiche Bleibeverhandlungen positiv zu Buche. Im Fachbereich Chemie konnten zwei Professoren - im Fache Biochemie und in der Kristallographie - zum Bleiben bewogen werden, obwohl beide Rufe an ausländische und international renommierte Forschungszentren erhalten hatten. Im Fachbereich Physik brauchte die Professur fiir Angewandte Physik trotz eines Auslandsrufes nicht ausgeschrieben werden.

Darüber hinaus vermochte die Freie Universität mit weiteren sogenannten S-Professuren (Sonderprofessuren), die durch Verträge mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen oder der Wirtschaft eingerichtet und mit einem Anteil von in der Regel 85 Prozent von den außeruniversitären Trägern finanziert werden, die Kooperation mit wichtigen nichtuniversitären Forschungseinrichtungen in Berlin und Potsdam zu verstärken. Das gilt vor allem für die Kooperation des Fachbereichs Geowissenschaften mit dem Geo-Forschungszentrum Potsdam; je zwei C 4- und C 3-Professuren konnten besetzt werden.

Die Freie Universität hat sich die Förderung von Wissenschaftlerinnen zum besonderen Ziel gesetzt. Von entscheidender Bedeutung ist hierbei die Berufung von Wissenschaftlerinnen auf Professorenstellen. Auch wenn es nicht immer gelang, dieses Ziel zu erreichen, konnten bei den C 3-Berufungen immerhin 9 Professorinnen gewonnen werden. Der Anteil der neu berufenen Wissenschaftlerinnen ist in der Fächergruppe der Geistes- und Sozialwissenschaften mit Abstand am höchsten (80 Prozent). Bei den C 4-Berufungen ist der Anteil allerdings niedriger. Erfreulich hoch ist die Zahl der neu berufenen Wissenschaftlerinnen in der Fächergruppe der Naturwissenschaften. Ihr Anteil beträgt hier 50 Prozent.

Trotz des mit der angespannten Haushaltslage verbundenen Abbaus von Studienplätzen und der Notwendigkeit, vor allem die großen Fächer weiter zu verkleinern und neu zu strukturieren, wird die Freie Universität auch in Zukunft darauf achten, bewährte Wissenschaftler, die einen auswärtigen Ruf erhalten, zum Bleiben zu bewegen, und frei werdende Professuren mit renommierten Wissenschaftlern zu besetzen, um so neue Impulse für Forschung und Lehre zu garantieren. Zudem ist die Universität bestrebt, die Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen auszubauen. Mit dieser Berufungspolitik soll der hohe Qualitätsstandard an der Freien Universität auch in Zukunft gehalten und, wenn möglich, gesteigert sowie das Fächerprofil schärfer konturiert werden.

Prof. Klaus Dietz
Erster Vizepräsident der FU


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