Krankheitsverhütung bei Tier und Mensch

Beruf Tierarzt: Vielfalt erfreut


Romane wie James Harriot's "Der Doktor und das liebe Vieh" haben das Bild des Tierarztes geprägt. Der Tierarzt ist ein Mensch, der sich mit Hingabe um die Belange unserer vierbeinigen Freunde, bisweilen sogar um mehr, nämlich auch um ihre zw eibeinigen Besitzer kümmert. Andere Gebiete, z.B. das breite Feld der tierärztlichen Lebensmittelwissenschaften, sind da weit weniger bekannt. Oft wird dieser Bereich fälschlicherweise den Lebensmittelchemikern und technologen zugeordnet. Diese sind zwar für einen Teil der Analytik zuständig, jedoch nicht mit Gesundheitsbelangen befaßt. Die Verhütung von Erkrankungen beim Menschen, die ursächlich vom Nutztier ausgehen, ist Tierärzten vorbehalten.

Fleisch als "Lebensmittel Nummer 1" wird vom Tierarzt von der Gewinnung bis zum Verzehr begleitet. Die Überwachung der Fleischqualität ist dabei eine wichtige Aufgabe. Daneben birgt mangelhafte Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln nicht zu unterschätzende Risiken für den Verbraucher. Man denke nur an immer wieder auftretende Erkrankungsfälle durch Salmonellen, einen Stamm von Escherichia coli, - ein aktuelles "Killerbakterium" - oder Listerien. Eine mögliche Gefährdung durch den Erreger der bovinen spongiformen Encephalopathie (BSE) steht als Warnsignal drohend im Raum. Hier helfen Tierärzte aus der Lebensmittel- und Fleischhygiene die Quelle einer Erkrankung ausfindig zu machen, Methoden zur Erkennung von Erkrankungen zu entwickeln, über die genetische Bestimmung von Verwandtschaftsgraden bösartige Mikroorganismen zu identifizieren, Maßnahmen zu ihrer gezielten Elimination voranzutreiben und gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Dazu gehört auc h die Hygiene im Produktionsgang, die ihren Anfang in einer sorgfältigen Reinigung und Desinfektion nimmt. Die Prüfung von Desinfektionsmitteln unter realitätsnahen Bedingungen dient dazu, die Kontamination von Fleisch mit krankmachenden Keimen so gering wie möglich zu halten und Folgekrankheiten zu verhindern. Den Herstellern von Desinfektionsmitteln für den Lebensmittelbereich werden zudem Kriterien in die Hand gegeben, die es ihnen ermöglichen, Produkte zu entwickeln, die zum einen wirksam und zum anderen für den Verbraucher unbedenklich sind.

Auch für die Mikroorganismen, die für Mensch und Tier gesundheitsfördernde Effekte haben, z.B. Milchsäurebakterien, gilt, daß alle denkbaren Risiken durch wissenschaftliche Untersuchungen ausgeschlossen sein müssen.

So bietet die Lebensmittel- und Fleischhygiene, verbunden mit dem technologischen Aspekt, jedem Tiermediziner ein verantwortungsvolles und abwechslungsreiches Betätigungsfeld für das Studium. Und auch die spätere Tätigkeit im sogena nnten "öffentlichen Veterinärwesen", das Einsatzbereitschaft, Disziplin, Kreativität und auch Durchsetzungsvermögen erfordert, bringt durch Vielseitigkeit auch Freude und Befriedigung.

Gerhard Reuter


Gerhard Reuter ist seit 1969 Professor am Fachbereich Veterinärmedizin der FU, seit 1972 im Institut für Fleischhygiene und -technologie. Seine Schwerpunkte sind u.a. Lebensmittelmikrobiologie und Fleisch qualität

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