Ein Praxisprojekt nur für Frauen wartet noch auf seine Realisierung. Ilona Kiarang, Diplom-Politologin, beschreibt wie es aussehen soll und erklärt, warum ein besonderes Engagement für künftige Absolventinnen erforderlich ist.


Praktikumsbörse für Studentinnen


Zum Beispiel Katrin: Sie studiert Neuere Deutsche Literatur und Französische Philologie und überlegt, ob sie nach der Zwischenprüfung mal 'was Praktisches' ausprobieren soll. Neugier treibt sie und der Wunsch, die Spezialisierung im Haup tstudium zu beschleunigen und den Berufseinstieg einfacher zu gestalten. Ein Praktikum könnte Spaß machen; zu sehen wie LektorInnen arbeiten und was sie selbst an Wissen aus ihrem Studium in einem Verlag einbringen könnte. Oder vielleicht sollte sie sich den Bereich Öffentlichkeitsarbeit vertraut machen? Oder ganz was anderes? Eigentlich wollte sie ja auch mal ins Ausland...

Und jetzt - wie weiter? Ein Berg von Fragen türmt sich vor ihr auf: Wie gehe ich vor? Wo finde ich Adressen? Wie bewerbe ich mich? Und wie würde ich z.B. an ein Praktikum in Frankreich kommen? Guter Rat ist teuer... An ihrem Fachbereich-Fehl anzeige! Da fällt ihr ein, daß es eine neue Initiative gibt, die ihr weiterhelfen könnte: die "Praktikumsbörse für Studentinnen". Hier kann Katrin sich mit Tips versorgen lassen und darüber hinaus das umfangreiche Workshopan gebot nutzen (z.B den Bewerbungsworkshop besuchen). Auch zur Betreuung während des Praktikums und dessen Auswertung gibt es Ansprechpartnerinnen und Arbeitsgruppen.


Das Konzept


Die Praktikumsbörse funktioniert nach dem Prinzip 'Hilfe zur Selbsthilfe'. Hauptaufgaben sind die Beratung und weitere Serviceleistungen, die die Studentinnen mit dem Rüstzeug ausstatten, einen passenden Praktikumsplatz zu finden. Zu den Ang eboten zählen auch Informationsveranstaltungen mit PraktikumsanbieterInnen (z.T. in Zusammenarbeit mit einzelnen Fachbereichen). Längerfristig sind der Aufbau einer Datenbank mit entsprechenden Adressen sowie die Erstellung von Praktikumsleitf&a uml;den für AnbieterInnen und Suchende geplant. Die Erschließung neuer Berufs- bzw. Praktikumsfelder insbesondere für Frauen stellt eine weitere Aufgabe neben der Öffentlichkeitsarbeit und überregionalen Kooperationen dar. Bei fi nanziellen Engpässen soll ein Förderverein Studentinnen im Praktikum einen Zuschuß zu ihren Lebenshaltungskosten zahlen. Schließlich wird eine Evaluierung dieses speziell für Studentinnen zugeschnittenen Ansatzes angestrebt.

Warum ein Praxisprojekt nur für Studentinnen? Hier eine kurze Antwort: Daß Frauen auf dem Arbeitsmarkt meist schlechtere Chancen haben als Männer ist bekannt. Geistes- und sozialwissenschaftliche Fachrichtungen, die von Frauen bevorzug t gewählt werden, bieten obendrein keine guten Aussichten auf den problemlosen Übergang in den Beruf. Das Berufsspektrum von Frauen ist überdies traditionell enger als das von Männern. Dies zu ändern erfordert ein besonderes Engag ement von und für Studentinnen, die frühzeitig ihre fachlichen und überfachlichen Qualifikationen erproben sollten, um später besser bestehen zu können.


Die Realisierung


Leider gibt es die Praktikumsbörse für Studentinnen bisher nur auf dem Papier. Immerhin!

An der Freien Universität haben Mitarbeiterinnen der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung sowie der Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauenstudien und Frauenforschung sich des Themas angenommen. In dem Pilotpro jekt 'Frauenförderung als Beitrag zur Studienreform' (1991 bis 1993) kam die Idee einer Praktika-Anlaufstelle für Frauen auf. Die Entwicklung des Konzepts erfolgte danach in Auseinandersetzung und im Austausch mit verschiedenen bundesweiten (ges chlechtsunspezifischen) Praxisprojekten und (z.T. studentischen) Initiativen an den Fachbereichen der FU. Herausgekommen ist ein Projekt, das Studienreform und Frauenförderung verbindet und damit sowohl den Bedürfnissen der Studentinnen als auch den Erfordernissen des Universitäts- und Gesellschaftswandels Rechnung trägt.

Das Konzept steht, die LSK empfiehlt die Umsetzung. Die derzeitig angebotene Praktikumsberatung ist jedoch noch nicht speziell auf Studentinnen zugeschnitten.

Ilona Kiarang hat eine vom Bezirksamt Kreuzberg finanzierte und auf ein Jahr befristete Mitarbeiterinnenstelle in der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung. Sie arbeitet an der Weiterentwicklung des Projektes und ber&aum l;t Studierende in Sachen Praktikum (Sprechstunde: Donnerstag, 16.00 bis 18.00 Uhr und nach Vereinbarung). Weitere Informationen zur Praktikumsbörse sind unter folgender Anschrift zu erhalten: Projekt Praktikumsbörse für Studentinnen, ZE St udienberatung und Psychologische Beratung, Brümmerstr. 50, 14195 Berlin, Tel.: 838 5244.


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