Zum Unfalltod des Wissenschaftsastronauten und Hochschullehrers Reinhard Furrer

"Sein Tod entsprach seinem Leben"

Reinhard Furrer liebte das Aufregende und Extreme

Er war Astronaut, Fluglehrer, Wissenschaftler, Universitätsprofessor, Buchautor und Extremsportler. Er liebte den Reiz und das Risiko und seine Abenteuerlust kannte keine Grenzen. Reinhard Furrer lebte ein ungewöhnliches Leben, das auf ungewöhnliche Weise zu Ende ging. Am 9. September stürzte Reinhard Furrer zusammen mit dem 39jährigen Piloten Gerd Kahldemann während einer historischen Flugschau auf dem Gelände der Flugversuchsanstalt Berlin-Johannisthal ab. Das Fliegen war sein Leben, aber auch sein Verhängnis. Sein Kollege Prof. Karl Kirsch, Weltraummediziner an der FU, brachte es auf einen Nenner: "Sein Tod entsprach seinem Leben, das waghalsig war und sich auf einer öffentlichen Bühne abspielte". FU-Präsident Gerlach würdigte Furrer als "einen der in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung wichtigsten Hochschullehrer".

Der gebürtige Österreicher verbrachte seine Kindheit und Jugend im Allgäu, wo er auch das Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur studierte er in Kiel und Berlin Physik. Im Herbst 1967 begann er eine experimentelle Diplomarbeit zum Thema "Entwicklung und Untersuchung einer Lichtquelle für das extreme Ultraviolett". Im Sommer 1969 schloß er sein Studium mit "sehr gut" ab und promovierte 1972. Sieben Jahre später krönte er seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Habilitation in der Experimentalphysik an der FU.

Nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt in den USA, bei dem er auch an der Universität von Chicago lehrte, arbeitete er nach seiner Rückkehr am Institut für Raumsimulation der deutschen Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Köln.

1983 wurde der aktive Junggeselle unter 700 Bewerbern als Wissenschafts-Astronaut für die D1-Mission ausgewählt. Am 30.10.1985 startete er als dritter deutscher Astronaut an Bord der US-Raumfähre "Challenger" ins All. In der europäischen Raumstation "Spacelab" führte Furrer physikalische Experimente durch. Dort untersuchte er unter anderem die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf Materialverarbeitung und den menschlichen Körper. 1987 wurde er Professor für Weltraumwissenschaften an der Freien Universität und auch Leiter eines privatwirtschaftlich geführten Weltraum-Instituts.

Reinhard Furrer war ein Mensch mit vielen Gesichtern. Er liebte das Extreme, riskierte Kopf und Kragen, wenn er von einer Sache überzeugt war. Seine Interessen waren breit gefächert: Neben seiner Tätigkeit als Wissenschaftler und Astronaut pflegte er waghalsige Hobbies. So war er begeisterter Skifahrer, Hochseesegler, Pilot und Taucher. Er überquerte sechsmal den Atlantik mit einem einmotorigen Sportflugzeug - ohne Begleitung. Es reizte ihn, in Dimensionen vorzustoßen, die den meisten Menschen verschlossen bleiben.

Für politisches Aufsehen sorgte er bereits während seines Studiums in Berlin, als er Menschen aus der damaligen DDR zur Flucht in den Westen verhalf. Sein Leben war immer gefährlich, aber nie langweilig.

Monika Bloch


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