Lokale Homepage  |  TUC Homepage  |  Weblog  |  impressum

Urbane Fortbewegungsräume – Hafen & Bahnhof

Zwischenbericht des Dissertationsprojekts

Dieser Bericht wurde für die Betreuer des Graduiertenkollegs geschrieben. Nach dem ersten Semester in einem Graduiertenkolleg verlangt die DFG einen Bericht, in dem die Fortschritte der Arbeit an der Dissertation beschrieben werden. Aufgrund dieses Berichts kann dann über die Fortsetzung der Förderung entschieden werden. Diese Entscheidung wird vom Graduiertenkolleg gefällt – in diesem Fall, wie meistens, war sie positiv.
Ich veröffentliche diesen Bericht im Netz, da ich den Fortschritt meiner Arbeit an diesem Projekt im Web dokumentieren möchte. Ich freue mich über jede Art von Rückmeldung. Zusätzlich zu diesem Bericht habe ich auch weitere Berichte, mehrere Essays und einige Beispielsstudien auf meiner Webseite verfügbar gemacht, einiges davon auf Englisch.

Autor: Lars Frers, August 2003

Ich veröffentliche diesen Text unter der Creative Commons License.
Creative Commons License

Inhalt

Einleitung

In diesem Zwischenbericht werde ich nicht noch einmal das Promotionsprojekt als Ganzes rekapitulieren und vorstellen, sondern mich auf die Punkte konzentrieren, an denen ich im Verlauf des vergangenen Semesters besonders gearbeitet habe; Punkte an denen ich Änderungen, Einschränkungen und Erweiterungen meines Projekts vorgenommen habe.

Die Arbeit an meinem Dissertationsvorhaben hat im ersten Semester des Kollegs vergangenen Monaten in verschiedenen Formen statt gefunden, die ich kurz darstellen werde. Anschließend werde ich auf die inhaltlichen Änderungen detaillierter eingehen und schließlich noch einen Ausblick auf die Arbeit in den kommenden Monaten geben.

Im Rahmen des vom Kolleg ausgerichteten Oberseminars, der dort gelesenen Texte und der durchgeführten Diskussionen hat sich mein Technikbegriff geschärft und mit Bezug auf meinen sowohl räumlich als auch sozial definierten Untersuchungsgegenstand konkretisiert. Für das vom Kolleg ausgerichtete Kolloquium habe ich mein Projekt noch einmal reformuliert. Im Verlauf der Reformulierung sind mir einige Stärken und Schwächen des Projektes deutlich geworden, weshalb ich den im Exposé dargestellten historischen Anspruch meines Projektes relativiert habe, um statt dessen das Interesse an der Wechselwirkung zwischen Technik, räumlicher Gestaltung und sozialer Kontrolle stärker hervorzuheben. In der an meine Projektvorstellung anschließenden Diskussion habe ich einige interessante (Literatur)Hinweise erhalten, die ich in der weiteren Ausarbeitung meines Projektes verwerte. Ein weiterer entscheidender Ort der Auseinandersetzung mit meinem Projekt war das Kolloquium zum Thema Space, Place, Power. In diesem Forum fand zum einen eine wiederkehrende, intensive Auseinandersetzung mit dem Raumbegriff statt, zum andern konnte ich für das Kolloquium einen in der Form sehr freien und für mich stimulierenden Vortrag vorbereiten und halten. Im Vortrag und in der anschließenden kontroversen Diskussion standen entscheidende methodologische Fragen im Mittelpunkt. Diesen Fragen werde ich mich in diesem Bericht ebenfalls widmen, bevor ich im Anschluss noch einige Bemerkungen zur Literatur und Forschungsausrüstung mache.

Zum Inhaltsverzeichnis

Zum Technikbegriff

Die Spanne der im Kolleg verhandelten Technikbegriffe war außergewöhnlich weit – von umfassenden Konzepten wie Mumfords Megamaschine und Heideggers Technik als Kehre bis zu detaillierten Untersuchungen über Prozesse der Technikgenese wie bei der Studie von Pinch/Bijker. Ich werde mich jedoch für die Arbeit an meinem Projekt nicht für einen bestimmten Technikbegriff entscheiden, statt dessen sollen die untersuchen Aspekte des von mir untersuchten Gegenstands vorgeben, wann ich welche Technikbegriffe einsetze. So kann sich z.B. bei einer Perspektive auf das Bahntransportsystem als Ganzes tatsächlich ein kritischer Rückgriff auf Mumfords Megamaschine anbieten, während bei der Untersuchung der Rolle von Glastüren in Bahnhofsräumen und Passagierterminals eine konkretere und auf Details von Technik abzielende theoretische Perspektive angemessener ist. Norbert Wieners Kybernetikbegriff könnte hier in Hinblick auf Steuerungs- und Rückkopplungseffekte einer solchen Technologie verwendet werden.

Neben diesen für mich direkt gegenstandsbezogenen Konzepten hat sich mein Technikverständnis auch auf einer allgemeineren Ebene weiterentwickelt. Dem entsprechend möchte ich einige Aspekte meines grundsätzlichen Technikverständnisses hervorheben: Technik kann als Medium betrachtet werden, welches die Auseinander­setzung zwischen Mensch und Umwelt konfiguriert. In dieser Perspektive wird deutlich, dass Technik nicht bloß Objekte liefert, auf die sich menschliches Handeln bezieht, Technik kann vielmehr das sich-auf-Objekte-Beziehen selbst formen, ermöglichen oder verändern. Die Anlage eines Gleises und des dazugehörigen Bahnsteiges wird zum Gehen, Stehen, Einsteigen etc. genutzt, sie erzeugt darüber hinaus aber auch Formen des Wartens und des Abschiednehmens, die unser Erleben einer Bahnreise und vielleicht sogar einer Beziehung zu einem anderen Menschen prägen.

Ein weiterer Begriff steht im Zusammenhang mit diesen Überlegungen. Technik soll nicht als statischer Artefakt, als abgeschlossene Entwicklung mit bestimmten Funktionen verstanden werden – mich interessiert der Umgang mit Technik und das technische mit der Umwelt umgehen. Es geht also um die (alltägliche und außeralltägliche) Praxis. Der Begriff Praxis soll hier sowohl auf den kontingenten Charakter von Technologie verweisen, als auch die Bedeutung der zeitlichen und prozessualen Dimensionen betonen. Im praktischen Handeln werden technische Artefakte mit wechselnden, oft unvorhergesehenen Funktionen und Bedeutungen versehen. Sie sind Bestandteil von anderen Handlungsabläufen und Prozessen, sie treten unter bestimmten Bedingungen zu Tage (z.B. die Klimaanlage eines modernen Passagierterminals). Diese Praktiken sind immer konkret und als solche, als konkreter Umgang sollen sie auch untersucht werden. Für meine Dissertation wähle ich eine sehr starke Interpretation des Praxisbegriffs und will möglichst nah an die beobachtbaren Details, das Konkrete und Komplexe der Praxis herankommen. Vor diesem Hintergrund wird es zwar eine besondere Herausforderung für meine Arbeit sein, den Weg zurück ins Allgemeine, Übertragbare und Vergleichbare zu finden. Ich hoffe allerdings, diese Herausforderung zu bewältigen und die Gefahren der Verwicklung im Konkreten umschiffen zu können – als Belohnung für dieses Unterfangen verspreche ich mir eine Untersuchung, die dem Gegenstand angemessen ist und die Ihren Leserinnen den subtilen und doch wirkungsmächtigen Einfluss von Technik auf menschliches Handeln vorführt. Eine Untersuchung also, die einen Teil der körperlichen und sozialen Dimensionen von Technik nachvollziehbar macht und somit auch Räume für Veränderung eröffnen könnte.

Zum Inhaltsverzeichnis

Theoretischer Anspruch der Dissertation

In meiner Projektskizze habe ich den hybriden Charakter von Häfen und Bahnhöfen und der dort präsenten Architektur und Technik hervorgehoben. Hier versammeln sich alte und neue Technik, Schienentechnik, Poller und Bahnhofshallen die viele Jahrzehnte alt sind koexistieren mit neuesten Plasmadisplays und Schalterterminals. Diese Parallelität alter und neuer Technik sollte es mir unter anderem ermöglichen, Technologie als einen Trägheitsfaktor im Kontext von gesellschaftlichem Wandel zu thematisieren und zu untersuchen, wie sich im Zusammenhang mit der Veränderung von Technologie neue Alltagspraktiken entwickeln. Im Verlauf des vergangenen Semesters und insbesondere während der Vorbereitung meiner Projektvorstellung für das Kolleg hat es eine Verschiebung meines Anspruchs von der historischen Dimension des Untersuchungs­gegenstandes zur Fokussierung auf Aspekte der sozialen Kontrolle gegeben. Ich werde das Thema gesellschaftlicher Wandel und Technologie als Trägheitsfaktor vielleicht am Rande behandeln und statt dessen dem Zusammenhang von Technik, Architektur und Selbst- und Fremdkontrolle erhöhte Aufmerksamkeit widmen.

Diese Verschiebung hat vor allem zwei Gründe: Zum einen würde die Rekonstruktion von gesellschaftlichem und technologischem Wandel an den Untersuchungsorten einen sehr großen Arbeitsaufwand mit sich bringen, der auf Kosten der Beobachtungszeit im Feld zu erbringen wäre; da ich jedoch, wie oben dargelegt, großen Wert auf Detailgenauigkeit und Komplexitätsberücksichtigung legen möchte, scheint mir der Verlust an Zeit im Feld und für Beobachtungsanalyse zu groß. Zum anderen ist mir klargeworden, dass sich meine eigentliche Motivation und Leidenschaft (und oft auch das Interesse anderer) für dieses Projekt aus dem Verstehenwollen der Zusammenhänge von materieller Umwelt und sozialem Kontrolle speist. Diese Zusammenhänge sollten also auch im Zentrum der Untersuchung stehen.

Dennoch kann die historische Dimension der betrachteten Räume auch im Rahmen eines so reformulierten Anspruches relevant werden, denn vielleicht lassen sich vor Ort unterschiedliche Konstellationen sozialer Kontrolle finden, je nachdem, aus welcher Zeit die für die Konstellation, für den beobachteten räumlichen und zeitlichen Handlungszusammenhang, relevante Technologie und/oder Architektur stammt. Fassaden aus Stahl und verspiegeltem Glas dürften eine andere Art von Sichtbarkeit und damit einhergehender Kontrolle produzieren, als eine klassische Steinfassade aus der Gründerzeit.

Zum Inhaltsverzeichnis

Auswahl der Untersuchungsorte

In Bezug auf die Orte, an denen ich meine Beobachtungen machen werde, haben sich ebenfalls Fortschritte ergeben. Ich werde mich weiterhin auf die beiden Typen Bahnhof und Hafen beschränken. Es wurde zwar vorgeschlagen, eventuell auch noch Flughäfen als verwandte Fortbewegungsräume mit in die Untersuchung aufzunehmen, dies halte ich jedoch für problematisch, zum einen, weil dies auf Kosten der Untersuchung von Hafen und Bahnhof ginge: Dies wäre insbesondere deshalb problematisch, weil ich sowohl den zu untersuchenden Bahnhof als auch den zu untersuchenden Hafen bzw. Passagierterminal nicht als geschlossenen Containerraum betrachten werde, sondern auch die Einbettung in die Umgebung und die Ankunft und das Verlassen dieser Orte thematisieren will. Zum anderen zeichnen Häfen und Bahnhöfe sich meist dadurch aus, dass sie Teil des gewachsenen Stadtgefüges sind, sie haben eine große Ausstrahlung auf und Wechselwirkungen mit dem umgebenden Stadtraum, den häufig so benannten Hafen- und Bahnhofsvierteln und der restlichen Stadt. Flughäfen sind im Gegensatz dazu mehr oder weniger weit aus dem Stadtraum ausgelagert und häufig nur über spezielle Shuttleverbindungen oder mit dem Automobil erreichbar.

Nun zu den tatsächlichen, konkreten Orten, an denen ich meine Untersuchung durchführen werde. Der Bahnhof, mit dem ich mich in meiner Dissertation auseinandersetzen werde, ist der Darmstädter Bahnhof. Im Prinzip gibt es in meinem Projekt nur ein paar Kriterien, die für die Auswahl des Bahnhofs entscheidend sind. Ich wollte wiederum aus Gründen der angestrebten Detailgenauigkeit und keinen Großstadtbahnhof untersuchen, zumal diese spezifischen großstädtischen Räume häufig von verschiedenen wissenschaftlichen und journalistischen Akteuren beschrieben und analysiert werden, während Bahnhöfe aus Klein- und Mittelstädten nicht angemessen in der Forschung berücksichtigt sind. Ansonsten sollte der zu untersuchende Bahnhof sich in seiner technologischen Ausstattung, in seiner Architektur und in den dort zu findenden Geschäften und Einrichtungen nicht zu sehr von anderen Bahnhöfen einer vergleichbaren Größenordnung unterscheiden. Alle diese Faktoren sind für den Darmstädter Hauptbahnhof gegeben (d.h. auch er wurde in den letzten 10 Jahren zum Teil umgestaltet und mit mallähnlichen Funktionen angereichert, es gibt ein modernes Großdisplay im Eingangsbereich, neue Fahrkartenautomaten in den Eingangsbereichen usw.) – er hat zusätzlich den großen Vorteil, vor der Haustüre zu liegen. Ich kann dort also mit geringem zeitlichem und finanziellem Aufwand meine Beobachtungen durchführen.

Ähnliche Faktoren werden für die noch nicht endgültig erfolgte Auswahl des zu betrachtenden Hafens ausschlaggebend sein. In den Diskussionen der vergangenen Monate hat sich in Bezug auf den Beobachtungsraum Hafen klar das Problem der Größe dieses Ortstypus gestellt. Um den zu beobachtenden Raum übersichtlicher zu machen und eine stärkere Vergleichbarkeit mit dem Ortstyp Bahnhof zu gewährleisten werde ich mich nicht den Hafen als Ganzes konzentrieren, sondern von einem Passagierterminal als Kernraum der Beobachtung ausgehen, der dann wiederum in einen größeren sozialräumlichen Zusammenhang eingebettet wird. Zu diesem Zeitpunkt in Frage kommende Einrichtungen befinden sich in Rostock/Warnemünde, in Kiel, in Cuxhaven, in Travemünde, in Stralsund und eventuell in Norden/Norddeich. Die Entscheidung für einen dieser Orte wird spätestens bis zum Beginn des nächsten Semesters nach einer Besichtigung der aufgezählten Häfen fallen.

Zum Inhaltsverzeichnis

Das Raumkonzept

Die Weiterentwicklung meines Raumkonzepts hat sich vor allem in der produktiven Auseinandersetzung mit Martina Löws relationalem Raumkonzept ergeben. Die Lektüre ihres Buches und Diskussionen bei meinen Projektvorstellungen im Kolleg und im Kolloquium Space, Place, Power haben mich es mir ermöglicht, mich in den mit dem Begriff des Raumes verbundenen Definitionsfragen zu orientieren und meinen Raumbegriff an einer bestimmten Position zu verorten. An dieser Stelle möchte ich dazu nur ein paar kurze Anmerkungen vorbringen.

Raum als relationale Anordnung von Objekten und Akteuren und die Produktion von Raum durch Spacing, durch anordnendes Handeln der Akteure sind für meine Arbeit fruchtbare theoretische Ansätze, mit denen sich insbesondere die im Raum stattfindenden Wechselwirkungen und Ordnungsprozesse hervorragend analysieren lassen. Wenn ich dieses fortgeschrittene Konzept von Raum zu Grunde lege, brauche ich nur noch zwei andere Komponenten, um die für meine Studie relevanten Aspekte des Raumbegriffs theoretisch klar zu erfassen. (a) Für diese Arbeit sind Körperlichkeit und Materialität von großer Bedeutung, deshalb möchte ich in Bezugnahme zu Richard Sennett und Henri Lefebvre die Rolle des körperlichen Subjekts und seiner Praxis im Raum betonen (die Bezüge zwischen Stein und Fleisch bzw. die Bedeutung der spatial practice). (b) Um die Dynamik, die Kontextgebundenheit und die Kontingenz des zu beobachtenden Geschehens theoretisch möglichst stark zu machen, will ich auf analytischer Ebene nicht von ‚dem Hafenraum’, nicht einmal von einem relationalen Hafenraum sprechen, sondern nur von Konstellationen im Raum.

Der Konstellations­begriff ist zentraler Bestandteil meines Verständnisses vom Raum und von sich im Raum abspielenden Prozessen. Mit ihm will ich verdeutlichen, dass das Geschehen im Raum zwar entsprechend zu bestimmten Regeln und Gesetzen verläuft, das aber immer eine Vielzahl von Faktoren den Ablauf des Geschehens beeinflusst. Eine Konstellation kann von häufig Wiederkehrend sein, sie kann aber auch selten sein und nur unter bestimmten Ausnahmebedingungen auftreten; eine Konstellation kann sowohl von flüchtig und von kurzer Dauer als auch für längere Zeit existent sein.

Zum Inhaltsverzeichnis

Zu Methodologie und Methode

Auf methodologischer Ebene konnte ich vor allem auf drei Quellen für Anregungen zurückgreifen, die für die Weiterentwicklung meiner Arbeit wichtig waren.

  1. Erstens waren dies Diskussionen mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten des Kollegs und Texte, die ich aus diesem Kreis empfohlen bekommen habe. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang besonders Texte zur Film- und Fotoanalyse (z.B. von Ehrenspeck/Lenzen und Bibliografien wie die von Hackenberg/Wenczel) und neuere stadtsoziologische Texte (wie beispielsweise Urban Encounters von Helen Liggett, in dem das Geschehen im Stadtraum über das Medium Fotografie erschlossen und analysiert wird).
  2. Zweitens sind Kontakte und Texte aus meinem bisherigen Studium wichtig. So bin ich zur Zeit in Verbindung mit Douglas Maynard von der University of Wisconsin/Madison, der mich mit Hinweisen und Kontakten zu Konversationsanalyse unter Einbezug von Videomaterial unterstützt hat (vgl. hier z.B. die Workplace Studies von Christian Heath und seiner Arbeitsgruppe). Die erneute Lektüre von Texten aus dem Feld der Science and Technology Studies mit Blick auf die dort verwandten Methoden und Konzepte war ebenfalls sehr aufschlussreich (so verwendet Karin Knorr-Cetina beispielsweise das Konzept des „enlarged Observer“, der sich durch die Verwendung technischer und sozialer Mittel eine veränderte und erweiterte Perspektive auf den Gegenstand erschließt).
  3. Schließlich ist mein Betreuer, Helmuth Berking, für die Weiterentwicklung und Formulierung meines methodologischen Vorgehens von großer Bedeutung. Helmuth Berking unterstützt mich mit Literaturhinweisen zur Urban Anthropology und kann meine Arbeit aus dem Licht ethnografischer Forschung und dort entwickelter Positionen betrachten und ergänzen. Des weiteren weist er mich einerseits mit gezielten kritischen Fragen immer wieder auf problematische Aspekte meines Projektes und ermutigt mich andererseits immer wieder dazu, mein Projekt trotz aller methodischen und theoretischen Risiken anzupacken, es gerade wegen der von mir gefällten methodologischen Entscheidungen voranzutreiben und auch gegen Widerstände durchzuführen.

Diese vielen Anregungen aus unterschiedlichen Quellen konnte und kann ich hervorragend für meine Arbeit fruchtbar machen. In der Auseinandersetzung mit anderen über mein methodisches Vorgehen konnte ich meine grundsätzlichen Positionen (den Fokus auf Materialität, das Involviertsein im Feld, die Subjektivität meiner Beobachtungsposition, die Entscheidung, Alltagspraktiken und nicht Diskurse zu untersuchen und die entscheidende Bedeutung einer sehr intensiven Reflexion meiner Rolle im Feld) weiter schärfen und erfolgreich vermitteln.

Zum Inhaltsverzeichnis

Zur Literatur

Einen Teil der Literatur, die ich in den vergangenen Monaten bearbeitet habe wurde bereits in den vorigen Abschnitten erwähnt. Ich habe bisher vor allem Literatur zu den genannten, grundsätzlichen Themenbereichen verwendet, mich in der letzten Zeit aber auch zunehmend den detaillierteren Aspekten meines Projektes gewidmet. Neben stadtsoziologischer Literatur und methodischen Abhandlungen, sichte ich derzeit diverse Literatur über meine Forschungsgegenstände; d.h. ich suche nach und lese Texte über die Geschichte des Darmstädter Bahnhofs, sowie Texte, die sich mit Bahnhöfen und Bahnhofsarchitektur im allgemeinen befassen, und Veröffentlichungen der Deutschen Bahn. Literatur zu Häfen und zum Fährverkehr konnte ich zum Teil auch aus dem Hessischen Bibliotheksverband ausleihen, einen besseren Zugriff auf Quellen werde ich nach Festlegung auf einen Hafen vor Ort bzw. in der Hamburger Staatsbibliothek und den Universitätsbibliotheken in Kiel und Rostock erhalten.

Zum Inhaltsverzeichnis

Rückblick & Ausblick

Abschließend möchte ich gerne betonen, wie fruchtbar und produktiv das soziale und das akademische Umfeld des Graduiertenkollegs für mein Dissertationsprojekt sind. Ich habe in den vergangenen Monaten viele Anregungen verschiedenster Art bekommen, kann mich mit anderen Graduierten und mit den Professorinnen und Professoren über unterschiedliche Themen, die sowohl meine Dissertation als auch die Arbeiten anderer berühren austauschen und meinen Arbeit aus der Perspektive anderer neu verstehen und ergänzen. Die Vorstellungen meines Projekts sowohl vor dem Kolleg als auch im Kolloquium sind wichtige und notwendige Fixpunkte für das Vorankommen mit der Arbeit gewesen. Das Seminar war etwas ambivalenter, einerseits hat die Vorbereitung der Texte und des Referats verhältnismäßig viel Zeit verschlungen, andererseits konnte ich aus den gelesenen Texten auch inhaltlichen Gewinn für meine Arbeit ziehen.

Für die nächsten Wochen hoffe ich, dass sich eine Lösung des derzeit für mein Projekt dringlichsten Problems – der Beschaffung einer DV Kamera – finden lässt, so dass ich auch die ersten videogestützten Beobachtungen durchführen kann – über die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes einer Videokamera auf dem Gelände der DB AG werde ich mir die notwendige Klarheit verschaffen und nach Festlegung auf einen Hafen dasselbe für das betroffene Hafengelände tun. Für die kommenden Semester hoffe ich auf eine weitere produktive Auseinandersetzung mit anderen innerhalb des Kollegs, bin gespannt darauf, wie sich das Methodenseminar im nächsten Semester gestalten wird und bin zuversichtlich, in den nächsten Monaten weitere große Fortschritte machen zu können:

Ich werde die Hintergrundrecherche zu den Themen Hafen und Bahnhof abschließen, die Einbettung beider Orte in ihre Umgebungen erfassen und rekonstruieren, an beiden Orten jeweils grundlegende ethnografische Beobachtungen machen, und diese in Hinblick auf anschließende, fokussiertere Beobachtungen auswerten und schließlich für beide Orte eine exemplarische Videoanalyse durchführen. Insbesondere freue ich mich darauf, im Verlauf des nächsten Semester meine empirische Beobachtungen und die Videoanalysen gemeinsam im Kollegskreis vorstellen, auswerten und diskutieren zu können.