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| Dr. Cathleen Kantner |
15394 HS - Politische Identitätsbildungsprozesse in der
Europäischen Union
Fiktion oder Wirklichkeit?
Mittwoch, 8:30 -10:00 Uhr,
Garystr. 55, 105
Beginn: 18. Oktober
2005Â Â
In dieser Lehrveranstaltung wird die E-learning-Plattform
Blackboard eingesetzt. Bitte melden Sie sich im System unter
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Studierende" sowie auf der OSI-Webseite
zu finden.
Gegenstand des Seminars:
Die Europäische Union bewegt sich in Richtung einer immer engeren Gemeinschaft, sie hat die größte und vielleicht riskanteste Erweiterungswelle ihrer Geschichte zu bewältigen. Gleichzeitig ist die EU auf dem Wege, immer mehr Politikfelder zu vergemeinschaften, und dieser Prozess macht inzwischen auch vor den früheren Kernbereichen nationalstaatlicher Souveränität, der Innen- sowie der Außen- und Verteidigungspolitik, nicht mehr halt. Diese erstaunliche Entwicklung der EU von einer Freihandelszone für die Güter eines Industriezweiges zum weltweit einzigen multinationalen politischen System (mit supranationalen Institutionen, gemeinsamer Gesetzgebung, einem direkt gewählten Parlament usw.) stellt trotz gelegentlicher Rückschläge eine beeindruckende Erfolgsgeschichte dar. Dennoch bezweifeln viele Sozialwissenschaftler, dass die Europäische Union reif für die Demokratisierung und für ihre großen Zukunftsprojekte sei. Denn je weiter die Integration in vormalige Kernbereiche nationaler Souveränität vordringt, die als tief verwurzelt in nationalen Traditionen gelten, desto dringender wird die Frage, wie man sich in so komplizierten Angelegenheiten einigen können solle, ohne auf ein vorgefundenes Substrat gemeinsamer Werte und Traditionen Bezug nehmen zu können. Kurz, man befürchtet, dass ohne eine kollektive Identität als Grundlage für Konsens und Solidarität europäisches Regieren gerade in sensiblen Politikbereichen scheitern müsse. Auf der Grundlage einer gründlichen Klärung des Begriffs "transnationale Identität" werden im Seminar empirische Befunde gemeinsam geteilter - oder nicht geteilter - normativer Grundüberzeugungen der EU-Bürger evaluiert.
Literatur zur Einführung in die Seminarproblematik:
- Brubaker, Rogers W. / Cooper, Frederick (2000). Beyond "identity". Theory and Society 29, 1-47.
- Eisenstadt, Shmuel N./Giesen, Bernhard (1995). The construction of collective identity. European Journal of Sociology 36, 72-102.
- Habermas, Jürgen (1996). Braucht Europa eine Verfassung? Bemerkungen zu Dieter Grimm. In (idem), Die Einbeziehung des Anderen (pp. 185-191). Frankfurt: Suhrkamp.
- Kantner, Cathleen (2004, i.E.). Kein modernes Babel. Kommunikative Voraussetzungen europäischer -ffentlichkeit. Wiesbaden: VS Verlag.
- Niethammer, Lutz (2000). "Kollektive Identität". Heimliche Quellen einer unheimlichen Konjunktur. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt.
- Risse, Thomas/Herrmann, Richard K./Brewer, Marilynn B. (2004). Transnational Identities: Becoming European in the EU. Lanham, MD: Rowman & Littlefield.
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