Praschl-Bichler 1995

Praschl-Bichler, Gabriele:
Alltag im Barock.
Graz: Styria (Edition Kaleidoskop) 1995.

Der Klappentext stellt das Buch wie folgt vor:

Die politische Geschichte des Barockzeitalters ist eine Geschichte des Umbruchs und wird geprägt von König Ludwig XIV. in Frankreich, den Habsburgerkaisern Leopold I., Joseph I., Karl VI. und schliesslich von Maria Theresia in Wien, August II dem Starken von Sachsen, von Preussens erstem König Friedrich I. und vielen mehr.

In kaum einer anderen Epoche wurden Staat, Kunst und Kultur so sehr als Einheit empfunden, wurden unter der Macht der absoluten Fürsten die Werke von Malern, Architekten und Komponisten so zielgerichtet als Ausdrucksmittel politischer Propaganda eingesetzt.

Die Menschen lebten nach strengen Lebensmustern und innerhalb fest abgegrenzter Kreise. Wie aber bewältigten sie ihren Alltag? Haben Sie schon einmal daran gedacht, wie es ist, wenn man sich den Bart abschabt oder die Zähne mit Asche reinigt? Würden Sie ihr an Epilepsie erkranktes Kind durch die Einnahme junger Tauben zu kurieren versuchen? Sicherlich nicht, aber unsere Vorfahren des 17. und 18. Jahrhunderts haben an diesen Gebräuchen festgehalten. Sie und ihre Zeitgenossen haben aber auch Rechenmaschinen erfunden und jene Kunstwerke geschaffen, durch die die Epoche zu einer der glanzvollsten wurde.

Erstmals wird hier versucht, die Alltagsgeschichte des Barocks, die Bewältigung der anfallenden Alltäglichkeiten in einem reichillustrierten Band zusammenzufassen und übersichtlich darzustellen: Essenskultur, Körperpflege, Bekleidung, Erziehung von Kindern, die Rolle der Frau, Kinder- und Krankenpflege, Berufsleben, die Wohnsituation, Möbel und Hausrat, Kunst, Musik und Literatur, das höfische, städtische und ländliche Leben usw.

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Die Autorin studierte laut Klappentext Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Entsprechend liest man in einem Abschnitt "Zu den Quellen" (S. 16):

Viele überlieferte Dokumente entstammen dem zeitgenössischen Schrifttum und wurden von den wenigen Leuten verfasst, die des Schreibens mächtig waren. Diese durchaus als gebildete Schicht zu bezeichnenden Kopisten oder Autoren gehörten einer Minderheitengruppe der Gesamtbevölkerung an. Deshalb stellen mehr als das Schrifttum Gemälde, Skizzen, Stiche, Drucke oder Teile noch bestehender Architektur, Geräte und Apparaturen einen wertvollen Grundstock von Quellenmaterial des Alltagslebens dar.

Gemalt, geschrieben und geforscht wurde dort, wo jemand lebte - ein weltlicher Fürst oder Kirchenfürst, ein vermögender, bildungshungriger, kunstsinniger Aristokrat, ein durch kaufmännische Leistung oder Wissen sozial aufgestiegener Bürger -, der genug Geld besass, um Aufträge zu erteilen. Dass der Förderer sich damit auch Einspruchsrechte oder die Möglichkeit auf Mitarbeit ertrotzte, ist leicht vorzustellen, weshalb sein Einfluss am Gesamtwerk einen wie auch immer grossen Anteil hatte.

Diese Quellenlage soll allenfalls auftretende Missinterpretationen oder Fehler nicht entschuldigen, sondern nur darauf verweisen, dass es sich schwierig gestaltet, ein wertfreies Bild der barocken Epoche zu entwerfen.

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Sowohl quellenkritischer Hinweis wie Herkunft der Autorin machen verständlich, dass die zahlreichen Hochglanzfarbillustrationen gemäss Bildnachweis (S. 295) ganz überwiegend aus dem Kunsthistorischen Museum Wien stammen. Dasselbe trifft zu für die Umschlagbilder auf der Vorder- wie auf der Rückseite. Votivtafeln befinden sich keine darunter.

Zwar werden in dem Buch zahlreiche für uns relevante Themen angesprochen (Leben mit dem Krieg, Säuglingspflege, Hygiene, Wohnungsverhältnisse, Transport, Bildung). Aber sie beziehen sich grossenteils auf städtische Situationen, auf wohlhabendere Oberschichten, und die Illustrationen kommen aus der Hohen Kunst.

Der Inhalt ist in folgende Kapitel gegliedert:

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