Schlamau (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Kirche in Schlamau ist eine dreiteilige Feldsteinkirche ohne Querwestturm. Allerdings ist die Apsis in einem Gruftanbau an der Ostseite des Chors versteckt. Die Innenausstattung ist verhältnismäßig einfach.

Lage der Kirche: Schlamau liegt westlich von Belzig. Es ist ein unregelmäßiges Angerdorf mit Dorfteich auf dem Anger (Historisches Ortslexikon). Die Kirche liegt auf dem Anger und ist vom ehemaligen Friedhof umgeben.

Ortsgeschichte: Der Ort wird erst 1388 erstmals urkundlich erwähnt ("Slamove"). Zuvor erscheint noch 1361 ein "Nycolao Slamouwen" in einer Zerbster Urkunde. Fischer (1970) gibt zwei Möglichkeiten der Deutung des Names. 1. nach einem polabischen "Slomov" = "Ort, wo es Stroh gibt", oder 2. nach einer anderen Übersetzung von "Slomov" = "Ort am Windbruch". Die Besitzgeschichte ist kompliziert. Vor 1388 hatte die Familie Seedorf die Wassermühle im Ort. 1443 waren die Rechte an der Wassermühle und dem Dorfteich im Besitz der Familie v. Querfurt. Dieser Teil ging 1443 in den Besitz der Familie v. Kracht über, die ihn wiederum 1456 an die Brandt von Lindau verkauften. 1388 hatte die Familie Seedorf drei freie Höfe im Dorf. 1389 wurde ein Hof an die Brandt von Lindau verkauft. Um 1420 hatte die Familie von Thümen die Pacht von 9 wüsten Hufen sowie einen Hof mit allen Rechten. 1524 wurden diese Rechte an die Brandt von Lindau verkauft, die somit im Besitz des ganzen Dorfes waren. Meist gab es in Schlamau 6 Hüfner (Schulzengut, 3 Vierdorfhüfner, 2 Zweidorfhüfner). Die Hufenzahl läßt sich aufgrund der unbekannten Größe des Schulzengutes nicht ermitteln, sie ist aber verhältnismäßig gering. Auch über Pfarrhufen finden sich keine Angaben.

Baustruktur: Die Kirche war ursprünglich eine dreiteilige Anlage mit Schiff (11,45 m x 8,40 m), eingezogenem Chor (5,20 m x 5,80 m) und Apsis (ca. 180 cm Auswölbung) sowie einem westlichen, verschieferten viereckigen Dachturm. Die Apsis wurde bei einem Umbau 1746 mit einem rechteckigen Gruftanbau (5,80 m lang) ummantelt. Nach der Position des zugesetzten originalen Fensters in der Südwand des Schiffs ist die Kirche um ca. 1 m mit unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk aufgestockt worden. An der Nordseite des Chors ist ein Sakristeianbau von 1746. Die Kirche ist magnetisch gemessen annähernd Ost-West ausgerichtet.

Mauerwerksausführung: Der Ursprungsbau ist ein Feldsteinbau. Die Anbauten an der Nordseite des Chors und an der Ostseite sind überwiegend aus Ziegeln gemauert mit untergemischten Feldsteinen. An der Nordwestecke des Nordanbaus maßen wir ein Ziegelformat von 28,5 x 13 x 7,5-8 cm. Die Mauerwerksausführung der Kirche ist lagig mit ungequaderten, nur außen behauenen Feldsteinen. Es kommen regelmäßige Zwischenlagen vor. An der Südostecke des Schiffs befindet sich ein nach Süden zeigender Fundamentrest.

Mörtel und Putze: In der Mitte zwischen den beiden segmentbogigen Fenstern in der Nordseite, also an der Stelle der mittleren Fensterachse, ist ein größerer Bereich ganz verputzt. Ansonsten hat die Kirche einen Fugenputz.

Portale: Das zugesetzte Westportal ist segmentbogig mit einem Ziegelgewände. Der Bogen besteht aus stehenden Bindern. Das zugesetzte Priesterportal in der Südwand des Chors mit einem Feldsteingewände ist rundbogig mit einem Begleitbogen. Der einzige Zugang zum Inneren ist das Portal in der Südwand des Schiffes. Es ist außen rechteckig mit einem verputzten Ziegelgewände; innen ist es korbbogig. Über dem Portal ist eine Inschrifttafel angebracht.

Fenster und Blenden: Die Südseite des Schiffs besitzt zwei lange, mäßig breite segmentbogige Fenster mit Ziegelgewände. Ein rundbogiges, originales Fenster zwischen den beiden heutigen Fenstern ist zugesetzt. Es mißt ca. 100 x 65 cm. Die Nordseite hat zwei segmentbogige große Fenster. In der Chor-Südseite befindet sich ein derartiges Fenster. Das Fenster in der Chornordwand war ursprünglich kürzer und ist durch das Dach des Sakristeianbaus fast völlig verdeckt.

Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig. Ein Triumphbogen ist nicht mehr vorhanden.

Turm: Der Turm ist ein kleiner, quadratischer Dachturm auf dem westlichen Ende des Schiffsdachs. Die Außenseiten sind verschiefert. Er besitzt je eine Schallöffnung auf Nord-, West- und Südseite. In der Ostseite sitzt eine kleine Öffnung direkt über dem First des Schiffsdachs. Der Turm schließt mit einem Knopf, Kreuz und zwei Sternen ab.

Dächer: Chor und Schiff sind unter einem einheitlichen und breiten Dach zusammengefaßt, das mit Dachsteinen in Form von Doppelfalzziegeln gedeckt ist. Im Bereich des Chors kragt es weit über und ist nach Osten abgewalmt. Der Turm hat ein Zeltdach und der Ostanbau ein Satteldach. Letzteres ist mit Doppelbibern eingedeckt, ebenso der Nordanbau.

Innenausstattung: Der Innenraum ist flachgedeckt mit rotgestrichenen Querbalken. Die Decke selber ist grau gestrichen. Der Fußboden ist im Chor und auf den Gehwegen des Schiffs ein Plattenfußboden. Unter den Bänken haben sich noch ältere Mauerziegel erhalten. Die Kanzel ist modern, der untere Teil ist mit Ziegeln gemauert. In den Brüstungsfeldern des Kanzelaufbaus wurden jedoch gemalte Evangelistendarstellungen aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts angebracht (vermutlich stammen sie von einer älteren Kanzel, die nach der Renovierung 1701 aufgestellt worden ist). Der Altar ist eine einfache, gemauerte Mensa ohne Aufsatz. Das qualitätvolle Altarkruzifix stammt wohl aus der Zeit um 1700. Die kelchförmige Steintaufe ist eine neuere Arbeit. Die Taufschale aus Zinn stammt dagegen aus dem Jahr 1741. Die Westempore, ebenfalls aus der Zeit der Renovierung (1701) hat 8 Tafelbilder, die verschiedene Apostel zeigen. Ursprünglich reichte die Empore auf der Nord- und Südseite bis an den Chorbereich heran. Auf der Westempore steht die Orgel mit schönem Orgelprospekt. Weitere Ausstattungsstücke der Kirche sind eine spätgotische Schnitzfigur eines Bischofs und ein Opferstock aus Eiche mit Beschlägen von 1701.

Außenbereich: Über dem Eingangsportal in der Südwand ist eine Tafel angebracht, die besagt, dass die Kirche 1701 erneuert worden ist.

Baugeschichte: Aufgrund der Mauerwerksausführung (lagig mit kleinen, ungequaderten Feldsteinen) ist ein früher Baubeginn anzunehmen, vielleicht sogar noch in der 2. Hälfte des 12. Jahrhundert. Das Schiff hat(te) vermutlich drei Fensterachsen. Im Chor war vermutlich nur je ein Fenster auf der Nord- und Südseite. Das Priesterportal befand sich in der Südwand des Chors, das Gemeindeportal in der Südwand des Schiffs. Wahrscheinlich gehörte auch ein Westportal zum ursprünglichen Bestand an Öffnungen.
Die Glocke datiert von 1469. Sie könnte in Zusammenhang mit der Errichtung eines neuen Dachturmes stehen. Ohne Hinweise im Dachstuhl der Kirche bleibt dies jedoch reine Spekulation.
1701/2 wurde die Kirche durch Hans Friedrich und August Friedrich von Brandt erneuert. Vermutlich stammen die Fenster und das Südportal aus dieser Zeit. Auch die Innenausstattung scheint fast vollständig nach diesem Umbau aufgestellt worden zu sein. 1740 erfolgte der Sakristeianbau an der Nordseite des Chors sowie wahrscheinlich auch der Gruftanbau an der Ostseite des Chors (Faehndrich, 1883). Dabei wurde die Apsis völlig ummantelt.
1824 wurde eine Glocke umgegossen und etwas vergrößert. (Mehlhardt, 1976). 1868 wurde die Kirche renoviert und die Fenster verändert. Die Hälfte der Kosten wurden vom Patron übernommen. Nach Faehndrich (1883) schenkten die vier Töchter des damaligen Gutsbesitzers je ein Fenster. Es ist aber unklar, was an den Fenstern verändert wurde, vielleicht wurden sie nach unten verlängert. Die Kirche besitzt in Chor und Schiff insgesamt fünf gleichartige Fenster. Ein kürzeres Fenster in der Nordwand des Chores, aber mit ähnlichem Segmentbogenschluß ist durch das Dach des Sakristeianbaus fast völlig verdeckt. Der untere Teil ist innen blendenartig zugesetzt. Daraus ist wohl zu schließen, dass der Sakristeianbau ursprünglich ein niedrigeres Dach hatte und die Fenster wahrscheinlich kürzer waren. Das Fenster der Chornordseite wäre demnach als ein Fenster zu interpretieren, das noch die Zustände des Umbaues von 1701/2 zeigt. 1868 wurde auch die Orgel eingeweiht, die von Orgelbauer Bär in Niemegk angefertigt worden war.
Um 1960 wurden die Nord-und Südemporen entfernt. 1996 wurde die Kirche innen neu gestrichen.

Vergleiche: Es gibt viele dreiteilige Dorfkirchen im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Es gibt jedoch nur sehr wenige, die vergleichbare Maße und Proportionen haben. Das Schiff der Dorfkirche in Zauchwitz weist mit 11,80 m x 8,45 m ähnliche Maße auf. Allerdings wurde der Chor dieser Kirche beseitigt und das Gebäude in Schiffsbreite noch Osten gebaut, so dass die Proportionen des Chors nicht verglichen werden können.

Bemerkungen:

Information und Dank: -

Literatur: Faehndrich (1883), Die Herrschaft Wiesenburg ..., S.347ff., Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.97/8, Rohrlach (1977) Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.391-3, Mehlhardt (1976): Märkische Dorfkirchen Teil 16, Potsdamer Kirche, 1 (v. 4.1.1976) (ohne Seitenzählung), Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.30, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.416, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.966/7.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Schlamau Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. Feldsteinbau aus Schiff, eingezogenem Chor und Apsis, 1. H. 13. Jh. Eingreifende Erneuerung 1701: rck. Ummantelung der Apsis in Chorbreite, durchgehendes Satteldach mit OWalm, am Chor seitlich überkragend, verschieferter Dachreiter über dem WGiebel, Veränderung der Öffnungen; nur das rundbogige rom. Chorportal (vermauert) erh. Sakristeianbau an der NSeite des Chores 1740, etwa gleichzeitig der ö Gruftanbau. Das Innere flachgedeckt, in der Apsis Halbkuppel. WEmpore. 4 bar. Tafelbilder ehem. Kanzelfüllungen) mit den 4 Evangelisten in Ovalfeldern, 1. H. 18. Jh., an der modernen Kanzel wiederverwendet. Die WEmpore wohl Rest einer größeren Anlage vom A. 18. Jh., in den Brüstungsfeldern gemalt Christus und 8 Apostel. Gutes Altarkruzifix um 1700, Holz, Fassung modern.

Dehio/Brandenburg: Schlamau Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer Feldsteinbau aus Schiff, eingezogenem Chor und Apsis, 1. H. 13. Jh. Eingreifende Erneuerung 1701 durch Hans Friedrich und August Friedrich Brand v. Lindau (Inschrifttafel über dem Eingang): Ummantelung der Apsis, durchgehendes Satteldach mit Ostwalm, am Chor seitlich überkragend, verschieferter Dachreiter über dem Westgiebel, Veränderung der Öffnungen. Nur das rundbogige romanische Chorportal (vermauert) und einige kleine hochsitzende Rundbogenfenster zu erkennen. Sakristei auf der Chornordseite 1740, etwa gleichzeitig der östl. Gruftanbau. Innen flachgedeckt, in der Apsis Halbkuppel. Westempore. - Vier barocke Tafelbilder (ehem. Kanzelfüllungen) mit den vier Evangelisten in Ovalfeldern, 1. H. 18. Jh., an der modernen Kanzel wiederverwendet. Die Hufeisenempore vom A. 18. Jh., um 1960 zur Westempore umgebaut, in den Brüstungsfeldern gemalt Christus und acht Apostel, stark übergangen. Gutes Altarkruzifix, um 1700, Holz, Fassung modern.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Schlamau Dorfkirche Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis 13. Jh., 1701 durchgreifend wiederhergestellt, dabei die Apsis rechteckig ummantelt, das einheitliche Dach seitlich des Chores überkragend. Über dem Westgiebel verschieferter Dachturm. Sakristei an der Nordseite des Chores 1740, Gruft von 1746. - Kanzel modern, in den Brüstungsfeldern gemalte Evangelistendarstellungen aus der 1. H. 18. Jh. Westempore mit 8 Tafelbildern, Apostel, wohl 1701. Schnitzfigur eines Bischofs, spätgotisch. Altarkruzifix um 1700, qualitätvolle Arbeit. Opferstock, Eiche mit Beschlägen, 1701. Taufschale, Zinn, 1741.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Feldsteinbau mit Apsis 13. Jh, nach O erweitert 1701 unter Einbeziehung der Apsis, mit Sakristei von 1740 und Gruft von 1746, Glocke von 1469.

Aufnahme der Kirche: Januar 2000, September 2002

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Schlamau (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003