Reppinichen (Ev. Dorfkirche)

Diese Rechteckkirche aus gotischer Zeit ist durch die letzten größeren Umbauten stark verändert und nach Osten verlängert worden. Vom Ursprungsbau sind nur noch die Mauern des westlichen Teils des Schiffs und ein jetzt zugesetztes Portal in der Südwand erhalten.

Lage der Kirche: Reppinichen liegt westlich von Belzig. Es ist ein Straßenangerdorf mit spindelförmigen Anger (Historisches Ortslexikon). Die Kirche liegt auf dem Anger.

Ortsgeschichte: Das Dorf wurde erst sehr spät urkundlich als "Reppinken" erwähnt (1419/20). Fischer (1970) deutet den Namen als polabisch Repejnik = "Ort, wo es Kletten (oder Disteln) gibt". Das Dorf fiel im 15. Jahrhundert wüst (1487 wüste Dorfstätte) und wurde erst 1571 durch die Initiative von Friedrich Brandt von Lindau wieder besiedelt. Jeder der 16 Hüfner erhielt zwei Hufen. 1592 hatte der Schulze auch die wüste Dorfstätte Hirschhorn, deren Feldmark anscheinend in der Reppinichener Feldmark aufging. Im 30-jährigen Krieg ging das Dorf wieder unter, und die Kirche war "halb verwüstet". Im Jahre 1684 wohnten nur der Schulze und der Schäfer im Ort. Das Dorf gehörte von 1487 bis 1755 den Brandt von Lindau und kam 1755 bei der Teilung der Brandt´schen Güter an die v. Watzdorf in Mahlsdorf. 1765 bis 1846 gehörte es den v. Trotta gen. Treyden zu Mahlsdorf und von 1846 bis 1872 den v. Goldacker zu Mahlsdorf. Das Patronat war bis 1755 im Besitz des Gutes Wiesenburg und nach der Brandt´schen Teilung im Besitz des Gutes zu Mahlsdorf. Über die frühe Kirchenorganisation ist nichts bekannt. 1534 hatte der Pfarrer von Reetz den Zehnten von der Feldmark des wüsten Dorfes Reppinichen. 1575 bis 1970 war Reppinichen Tochterkirche der Pfarrei Reetz, die zur Superintendentur Belzig gehört.

Baustruktur: Das Kirchengebäude ist eine Rechteckkirche (18,00 m lang, 7,50 m breit) mit später angebautem, eingezogenem Westturm (2,80 m lang, 6,50 m breit); die Kirche ist nach Osten verlängert worden (um ca. 5,70 m; urspr. Länge 10,30 m).

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist überwiegend ein Feldsteinbau. Der Turm hat im unteren Teil ein Feldsteinmauerwerk mit mosaikartigem Gefüge. Im höheren Teil besteht sein Mauerwerk aus Ziegeln. Auf Nord- und Südseite des Turms sind kleine Ziegel-Anbauten angebracht, die nicht die Länge des Turmes haben. Der Westgiebel des Schiffs ist in Backstein ausgeführt. Der ursprüngliche Bau hat ein Mauerwerk mit einem Lagengefüge aus großen gespaltenen Feldsteinen und Zwischenlagen aus scherbigen Feldsteinen. Die Westecken weisen mäßig gut behauene Ortsteine auf. Das Mauerwerk der Verlängerung nach Osten zeigt dagegen ein mosaikartiges Gefüge.

Mörtel und Putze: Die Kirche ist steinsichtig verputzt.

Portale: Bei dem zugesetzten Südportal ist vermutlich nur noch die Position ursprünglich. Das Gewände ist beseitigt, der Rundbogen besteht aus zwei Reihen stehender Binder, allerdings handelt es sich überwiegend um neue Ziegel, z.T. wurden aber auch noch einige alte Ziegel verwendet; die Formate sind jedenfalls sehr unterschiedlich. Bei etwa 9 m - von der Westwand des Schiffes gemessen - ist eine Unregelmäßigkeit in der Südwand des ursprünglichen Baus zu erkennen. War hier ein Priesterportal? Allerdings liegt diese Position für ein Priesterportal sehr weit östlich. Wahrscheinlich hatte der Ursprungsbau nur ein Mittelportal. Der heutige Zugang zur Kirche ist durch das Westportal im Turm.

Fenster und Blenden: In der Südseite befinden sich vier große rundbogige Fenster, wobei die beiden östlichen Fenster etwas breiter sind. Die Nordseite hat wie die Südseite vier große rundbogige Fenster mit Putzfaschen. Auch hier sind die beiden östlichen Fenster etwas breiter. Die Ostseite der Kirche ist fensterlos. Im mittleren Geschoß des Turms ist auf Nord-, West- und Südseite je ein Rundfenster.

Innenbögen: Die Kirche besitzt keine Innenbögen.

Turm: Der Turm ist ein gegenüber dem Schiff stark eingezogener Westturm mit Anbauten auf Nord- und Südseite. Er sitzt mit seiner Ostwand auf der Westwand des Schiffs auf. Das Glockengeschoß besitzt auf jeder Seite eine große Rundbogenarkade mit eingestellter Mittelsäule. In die Windfahne sind die Jahreszahlen 1880 und 1977 eingraviert.

Dächer: Das Satteldach des Schiffs ist nach Osten abgewalmt und trägt eine Deckung aus Biberschwanzziegeln. Der Spitzhelm des Turms besitzt ein Kupferdach.

Innenausstattung: Wir haben das Innere noch nicht gesehen.

Außenbereich: Im Außenbereich fiel uns nichts Bemerkenswertes auf.

Baugeschichte: Die Baugeschichte ist wegen der tiefgreifenden Umbauten von 1701 und 1857 sehr schwierig zu rekonstruieren. Aufgrund der Ortsgeschichte muß der Bau bis spätestens 1450 erfolgt sein, denn wohl bereits 1450 ist das Dorf wüst gefallen. Wahrscheinlich ist der Ursprungsbau aber deutlich älter. Die Mauerwerksausführung deutet eher auf das 14. Jahrhundert hin. Das Mauerwerk ist auch untypisch für einen eventuellen Neubau zu Ende des 16. Jahrhunderts, als das Dorf neu besiedelt wurde.
Der Ursprungbau war wahrscheinlich ein Rechteckbau; eine zwei- oder dreiteilige Baustruktur ist wegen des Mauerwerks (Lagen von großen Feldsteinen mit scherbigen Zwischenschichten) und der geringen Breite der Kirche unwahrscheinlich. Es gab wahrscheinlich nur ein Portal auf der Südseite und je zwei Fenster auf Nord- und Südseite (eventuell auf der Nordseite auch nur ein Fenster). Die Vergleichskirche in Garrey und die Kirchenruine Schleesen (Lkr. Wittenberg) haben keine Westportale.
Es ist anzunehmen, dass die Kirche nach der Wiederbesiedelung des Dorfes 1571 wiederhergestellt worden ist, auch wenn von diesem Umbau nichts dokumentiert ist. Vielleicht stammt der gerundete Ziegelbogen des Südportals von dieser Instandsetzung.
Die im 30-jährigen Krieg "halb verwüstete" Kirche wurde 1701 von Benno Friedrich Brandt von Lindau dem Jüngeren wieder hergestellt. 1857 wurde die Kirche nach Osten verlängert und "ausgebaut". 1880 wurde der masive Westturm mit einem neuen Eingang zur Kirche errichtet. Die Kirche hatte vorher einen hölzernen Turm (von 1701?). Der alte Eingang in der Südwand des Schiffs wurde zugesetzt. Der Turm erhielt eine neue Uhr (nach Faehndrich, 1883).

Vergleiche: Der ursprüngliche Kirchenbau von Reppinichen (10,30 m lang, 7,50 m breit) vor seiner Ostverlängerung stimmt am besten mit der ursprünglichen Kirche in Garrey überein. Der Ursprungsbau dieser Kirche (vor ihrer Ostverlängerug) war 10,65 m lang und 7,60 m breit. Allerdings haben sich von diesem Bau keine originalen Öffnungen erhalten; die jetzigen Öffnungen stammen von einem bereits in der Gotik erfolgten Umbau. Aber sehr wahrscheinlich hatte dieser Bau nur ein Mittelportal.
Der ursprüngliche Kirchenbau von Reppinichen (10,30 m lang, 7,50 m breit) ist relativ kurz und breit (L/B-Verhältnis 1,37). Sehr ähnliche Proportionen hat die Kirchenruine Schleesen (1,39 L/B-Verhältnis), die allerdings etwas größer ist (11,50 m lang, 8,30 m breit). Diese Kirche hatte in der Ostwand ein sehr schmales Fenster, dessen Abschluß von zwei spitzwinklig angelegten Ziegeln gebildet wurde. Eine Entstehung im 14. Jahrhundert ist wahrscheinlich.

Bemerkungen: Die Kirche ist im Dehio/Potsdam nicht enthalten.

Information und Dank: -

Literatur: Faehndrich (1883), Die Herrschaft Wiesenburg ..., S.379ff., Boettger-Seni (1940), Ein Dorf von dem man wenig hört (Reppinichen). Kreiskalender Zauch-Belzig, 14: 3 S., Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.94, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.360/1, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.30, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.922.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Brandenburg: Reppinichen Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Rechteckiger spätgotischer Feldsteinbau, 1703 erneuert, 1857 nach Osten beträchtlich erweitert. Westl. neuromanischer Backstein- und Feldsteinturm, 1880. Innen einheitlich neubarocke Einbauten und Ausstattung unter Einfluß der Heimatschutzbewegung, 1903. Glasfenster mit Wappen v. Bülow.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Reppinichen Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau von 1703 unter Verwendung von mittelalterlichen Resten; 1857 erweitert, Westturm 1880. Die Einbauten 1903.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau von 1703 auf ma Fundamenten, 1857 erweitert und ausgebaut, 1880 massiver WTurm.

Aufnahme der Kirche: November 1999

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Reppinichen (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003