Kirchenkreis Lehnin-Belzig
Der Kirchenbau ist ein Apsissaal, der noch einige originale Öffnungen behalten hat. Die Innenausstattung mit einem barocken Kanzelaltar ist absolut sehenswert. Als Besonderheit ist ein in den Scheitelstein des Südportals eingeritztes Krückenkreuz zu nennen.
Lage der Kirche: Lehnsdorf liegt 12 km südwestlich von Belzig. Es ist ein Gassendorf (Hist. Ortslexikon). Die Kirche liegt am Nordrand des Dorfes an der Straße in Richtung Mützdorf. Sie ist von einem sehr großen Friedhofsgelände umgeben.
Ortsgeschichte: Das Dorf hieß bis 1937 Lotzschke und wurde dann in Lehnsdorf umbenannt, nach einer westlich des Dorfes gelegenen wüsten Feldmark Lehnsdorf. 1215 schrieb man in der Ersturkunde "ville Lozeke". Der Name rührt von polabisch Loz-k her, der "Ort, wo es Ruten gibt" (Fischer, 1970). Lehnsdorf wird urkundlich 1214 "Leukensdorp" genannt. Fischer (1970) deutet diesen Namen als "Dorf eines Levikin". Der Personenname soll sächsischen Ursprungs sein. Die Feldmark des heutigen Ortes setzt sich aus insgesamt fünf alten Feldmarken zusammen; die Feldmark des Dorfes Lotzschke (jetzt Lehnsdorf) und die Feldmarken der wüsten Dörfer Preußdorf, Leisdorf und Lehnsdorf sowie der nicht verhuften bzw. nicht in Hufen eingeteilten Mörtelmark. 1565 wurden 30 Dorfhufen, 7 Preußdorfer Hufen und 22 Leisdorfer Hufen gezahlt. 1591 werden dann allerdings 37 1/2 Dorfhufen angegeben sowie 6 Preußdorfer Hufen und 10 Leisdorfer Hufen. Die Hufenzahl der wüsten Feldmark Lehnsdorf wird nicht angegeben. Das Dorf gehörte bis 1215 den Grafen von Falkenstein. Es wurde in diesem Jahr dem Kollegiatstift St. Marien zu Coswig übertragen. Die Landeshoheit war aber wohl schon vor 1426 auf Kursachsen übergegangen. Bis 1550/2 gehörte es zur Vogtei bzw. Pflege bzw. Amt Rabenstein; von 1550/52 bis 1872 zum Amt Belzig-Rabenstein, die das Ober- und Untergericht ausübten. Die Nutznießer der Abgaben sind nur zum kleineren Teil bekannt. So hatte die Familie Brandt v. Lindau schon vor 1419 bis 1592 Hebungen von vier ¼ Lehnhufen. Das Patronat hatte der sächsische Kurfürst. Die Kirche war immer Tochterkirche von Raben. 1575 hatte der Pfarrer von Raben eine Pfarrhufe und andere Einnahmen in Lehnsdorf.
Baustruktur: Die Kirche ist ein Apsissaal (14,40 x 7,80 m) mit westlichem Giebelturm. Die Apsis ist ca. 2,60 m ausgewölbt. Der Westgiebel ist mittig hochgezogen und bildet die Westwand eines Giebelturms. Die Kirche weicht magnetisch um 4° nach Nordosten von der idealen Ostrichtung ab.
Mauerwerksausführung: Das Kirchengebäude besteht aus Feldstein. Für den höheren Teil der Westwand des Giebelturms und für einige Gewände wurden Ziegel verwendet. Das Mauerwerk ist lagig mit gut gequaderten Feldsteinen. Im unteren Teil sind die Lagen ohne Zwischenschichten, etwa ab der Basis der (neuen) Fenster (= zwei Lagen unter den alten Fenstern) haben die Lagen scherbenartige Zwischenschichten. Die Lagenhöhe beträgt ca. 25 cm. Das Feldsteinmauerwerk des Ostgiebels ist unregelmäßig.
Mörtel und Putze: Bei unserem ersten Besuch war lediglich ein Fugenputz auszumachen. Bei der Renovierung der Kirche 2001/2002 wurde dann der Putz auf der Westseite reliefartig herausgearbeitet. Vermutlich war aber die Kirche in der Barockzeit einmal ganz oder teilweise verputzt.
Portale: In
der Westwand
ist keine Öffnung. Das
ursprüngliche südliche
Gemeindeportal ist in den
unteren Teilen mit Ziegeln zugesetzt, wobei das ursprüngliche
Feldsteingewände beseitigt wurde. Der Bogen besteht aus mit
ihrer Längsachse senkrecht zum Bogen stehenden, gut behauenen
Feldsteinen. Er endet in einem keilförmigen "Schlußstein".
In diesen ist ein offensichtlich bauzeitliches
Krückenkreuz (Kreuz
mit Querbalken an den Enden) eingeritzt. Das Portal hat einen
Begleitbogen aus flachen und kurzen gut behauenen Feldsteinen. Zwei
Gewändesteine sind mit Ziegeln des Formats 27 x 13 x 7 cm
ersetzt worden. Das Portal ist im unteren Teil mit Ziegeln des
Formats 27,5 x 13,5 x 7,5 cm zugesetzt.
Das Priesterportal ist
ein relativ neues, flach-segmentbogiges Portal mit Ziegelgewände
(aus Industrieziegeln). Vermutlich war aber das alte Portal auch an
dieser Stelle. Über dem Priesterportal sind einige Ziegel in der
Wand vermauert, die das Format 27,5 x ? x 7 cm haben. Das
flach-segmentbogige
Portal im westlichen Teil der Südseite (Turmbereich)
hat ein Gewände aus Industrieziegeln.
Fenster und
Blenden: Auf der Nordseite
sind drei Fenster; das
östliche und das westliche Fenster sind korbbogig, das mittlere
Fenster ist rundbogig und noch in der ursprünglichen Form
erhalten. Es hat einen Bogen aus mäßig gut behauenen
Feldsteinen. Schräg nach unten (westlich) versetzt befindet sich
ein halbrundes Fenster, das aber nicht zum ursprünglichen
Bestand gehört. Die originalen Fenster messen in der Breite ca.
65 cm, in der Höhe 110 cm.
Fensteranordnung, -stil und
-größe auf der Schiffssüdseite
entsprechen der Nordseite, ausgenommen
das tiefsitzende Halbrundfenster. Dieses ist der obere Teil des halb
zugesetzten Gemeindeportals. Das veränderte, westliche Fenster
besitzt an seiner östlichen Seite noch das originale
Feldsteingewände, das westliche Gewände ist aus Ziegeln.
Beim östlichen Fenster der Südseite hat sich die
ursprüngliche westliche Kante erhalten, die östliche Kante
ist dagegen aus Ziegeln gemauert.
In der Apsis
befinden sich drei Fenster.
Sie messen 110 cm in der Höhe und 55 cm in der Breite. Im First
des Ostgiebels sitzt eine kleine, kreuzförmige Öffnung. Auf
der Nord- und Südseite des Turms ist jeweils ein
Hochrechteckfensterchen unterhalb der Glockenstube.
Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig.
Turm: Der Turm ist ein westlicher Giebelturm mit massiver Westwand. Die übrigen Seiten sind verschiefert. Im Glockengeschoß befindet sich je eine Schallöffnung auf der Nord-, Ost- und Südseite. In der Nord- und Südwand ist außerdem je ein Rechteckfenster unterhalb der Schallöffnungen. Das Turmdach schließt mit Kugel, Windfahne und Stern ab. Die Windfahne trägt die eingravierte Jahreszahl 1862.
Dächer: Der Turmhelm ist achteckig und mit Schiefer eingedeckt. Das Halbkegeldach der Apsis ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Das Schiff ist im Turmbereich mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt; der Rest des Dachs trägt Dachsteine in Form von Doppelrömern.
Innenausstattung:
Die Kirche hat eine flache Holzdecke mit freiliegenden Balken.
Die Decke ist mit ornamentalen
Motiven bemalt.
Im
Schiff ist im Gang und vor dem Altar ein Plattenfußboden. Unter
dem seitlichen Gestühl kommt jedoch noch ein älterer
Fußboden aus Mauerziegeln zum Vorschein. Diese haben das Format
26 x 12 x ? cm. Der Altarbereich ist gegenüber dem Schiffbereich
um eine Stufe erhöht.
Im Apsisbogen steht eine Altarwand
mit Kanzelaltar
und seitlichen Durchgängen aus
dem 19. Jahrhundert, allerdings unter Verwendung von Teilen des 18.
Jahrhunderts. Der polygonale Kanzelkorb ist von gedrehten Säulen
und Ornamentwangen flankiert. Auf den Facetten des Kanzelborbes sind
die Evangelisten dargestellt. Auf den Giebelsegmenten und über
den Durchgängen sind ausgesägte Figuren von David und
Salomon sowie von Engeln angebracht. Über der Kanzel ist ein
kronenartiger Schalldeckel; an dessen Unterseite findet sich eine
aufgemalte Taube.
Unter dem Korb befindet sich das Abendmahlsbild.
Die Mensa ist verputzt und läßt keine Aussage zum Alter
zu. Sie ist jedoch sicher nicht die ursprüngliche Altarmensa, da
sie nicht am richtigen Platz, nämlich in der Apsis steht,
sondern vor der Apsis.
Die Taufe
ist eine relativ einfache, barocke
Holztaufe. Das Gemeindegestühl könnte ebenfalls noch aus
dem Barock stammen.
Die Kirche hat heute nur noch eine Westempore
(ca. 3,55 m Tiefe). Auf der Westempore
ist die Winterkirche untergebracht, die vom Schiff durch eine
gläserne Wand abgetrennt ist. Allerdings sieht man an der Nord-
und Südwand noch die Spuren von Seitenemporen, die 1969
abgerissen worden sind. Es haben sich keine alten Nischen erhalten.
Die Wände sind sauber verputzt und lassen auch keine
Unregelmäßigkeiten in der Wand erkennen. An der Südwand
sind noch geringe Reste einer ornamentalen
Wandmalerei zu sehen.
Außenbereich: Die Besonderheit dieser Kirche ist ein offensichtlich bauzeitliches Krückenkreuz (Kreuz mit Querbalken an den Enden), das in den Scheitelstein des jetzt zugesetzten Gemeindeportals eingearbeitet wurde. Ornamentsteine sind generell sehr selten im Fläming. Auffallend ist auch der relativ große Friedhof, der von einer Feldsteinmauer umgeben ist. Diese ist erst vor kurzem renoviert und die Mauerkronen mit Dachziegeln abgedeckt worden.
Baugeschichte: Die
Lehnsdorfer Feldsteinkirche hatte vermutlich einen hölzernen
Vorgängerbau. Ein Holzrahmen, der vermutlich aus diesem Bau in
den Feldsteinbau übernommen wurde, wurde dendrochronologisch auf
1177 datiert. Baustruktur, Mauerwerksausführung und die Form der
Öffnungen deuten auf einen Baubeginn in der 1. Hälfte des
13. Jahrhunderts hin.
Der Bau hatte ein Gemeindeportal auf der
Südseite. Es haben sich keine Reste eines ursprünglichen
Priesterportals erhalten. Der heutige Zugang zum Altarraum, der
theoretisch das alte Priesterportal vollkommen zerstört haben
könnte, sitzt etwas sehr weit östlich, fast direkt an der
Schiffsostwand. Ähnliche Verhältnisse konnten wir aber auch
am Apsissaal der Haseloffer Dorfkirche beobachten. Wir nehmen daher
an, daß das Priesterportal an der Stelle des heutigen
rechteckigen Portals lag. Das Schiff hatte je drei Fenster auf der
Nord- und Südseite und drei Fenser in der Apsis. Ob die Kirche
schon ursprünglich einen Giebelturm hatte, läßt sich
aufgrund der späteren Umbauten am Turm nicht mit Sicherheit
sagen.
Im 18. Jahrhundert wurde das Gemeindeportal im unteren Teil
mit Ziegeln zugesetzt. Das Priesterportal wurde entweder neu
eingebrochen oder ein bereits vorhandenes Priesterportal an derselben
Stelle erhielt ein neues Ziegelgewände. Auch die jeweils
östlichen und westlichen Fenster der Nord- und Südseite
wurden vergrößert und erhielten jeweils auf einer Seite
neue Ziegelgewände und einen neuen Ziegelbogen. Die
Ziegelformate sind barockzeitlich. Wahrscheinlich wurden auch die
Mauerkronen ausgebessert.
1862: Erhöhung des Dachturms über
dem Westgiebel mit Backsteinen und Anbringung einer
Schieferverkleidung auf den restlichen Seiten.. Vermutlich wurde in
dieser Umbauphase das Turmportal eingebrochen.
1907/08:
Instandsetzung der Kirche - Maurer-, Zimmermanns- und Malerarbeiten
und Herstellung einer Schieferverkleidung des Turmes. Aus dieser Zeit
stammende Ornamentik im Jugendstil ist an manchen Stellen, besonders
an der Decke, noch zu erkennen. Vielleicht ist derselbe Maler, der
die im Jugendstil gehaltenen ornamentalen Malereien in der Kirche zu
Raben angebracht hatte, auch hier tätig gewesen (Pfannenstiel).
1956: Neueindecken des Turmes mit Schiefer.
1969 Herausnahme
der Seitenemporen und Vorziehen der Westempore.
1970: Schaffung
eines Gemeinde- und Unterrichtsraumes auf der Westempore und
Installation einer elektrischen Beleuchtung.
1981 wurde die von
der Mitteldeutschen Orgelbauanstalt Voigt (Bad Liebenwerda) neu
erbaute Orgel im Gemeinderaum auf der Empore aufgestellt.
1988:
Neueindeckung des Kirchendaches mit Doppelrömern und der Apsis
mit alten Biberschwänzen (nach Pfannenstiel).
Im Jahre 2002
wurde der Turm renoviert. Im westlichen Teil wurde das Dach umgedeckt
und bekam gebrauchte Biberschwanzziegel.
Vergleiche: Auffallend an diesem Apsissaal ist die geringe Breite (7,80 m) im Verhältnis zur Länge (14,40 m). Das ergibt ein Längen/Breiten-Verhältnis von 1,85. Ähnliche Proportionen hat die Dorfkirche in Neschholz (13,90 m lang und 7,40 m breit). Diese Kirche hat ein Längen/Breiten-Verhältnis von 1,88. Dagegen haben der Apsissaal von Haseloff (1,41) und und die nicht mehr existierende Kirche von Klein Ziethen (Teltow) (1,62) deutlich andere Längen/Breiten-Verhältnisse. Die Neschholzer Kirche hat jedoch ein Priesterportal, das vom Ostende abgerückt ist, während es bei der Lehnsdorfer Dorfkirche fast am östlichen Rand des Schiffes sitzt (falls das heutige Portal tatsächlich die Position des ursprünglichen Priesterportals markiert).
Bemerkungen: Im neuen Dehio/Brandenburg (2000) wird die Empore immer noch als Hufeisenempore beschrieben, obwohl die Seitenemporen bereits 1969 herausgenommen worden sind. Das für den Fläming einmalige Krückenkreuz im Scheitelstein des zugesetzten Südportals, das nach dem Verwitterungsgrad zu urteilen zum ursprünglichen Baubestand gehört, ist in keiner Publikation erwähnt.
Information und
Dank: Herr Kuhl hat uns freundlicherweise die Kirche gezeigt und
uns dabei noch einige Information zur neueren Baugeschichte zukommen
lassen.
Herr Kuhl, Rabenerstr. 20, Lehnsdorf.
Literatur: Anonymus (1936): Aus der älteren Geschichte von Lotzschke. Zauche- und Fläming-Heimat, 3(1): 1 S., Anonymus (1938): Zur ältesten Geschichte von Lehnsdorf. Zauche- und Fläming-Heimat, 5(24): 2 S., Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S., Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.276, Jaenicke und Witt (1964): Pfannenstiel (1992) Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinerne Zeugen christlichen Glaubens, S.35-9, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.223-226, Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.134/5, Ibbeken und Pfeifer (1999): Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.14, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.576.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Lehnsdorf Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. Reck. Feldsteinbau mit Apsis, A. 13. Jh. Der hohe verschieferte Dachturm mit massiver Wwand 1862. Einige rom. Rundbogenfenster und das s Rundbogenportal (vermauert) erh., die übrigen Öffnungen im 19. Jh. verändert. Test. Um 1900. Das Innere flachgedeckt. Hufeisenempore. Kanzelaltar 18. Jh., mit seinen seitlichen Durchgängen den Apsisbogen füllend, in dieser Anordnung im 19. Jh. zusammengefügt; der polyg. Kanzelkorb flankiert von gedrehten Säulen und Ornamentwangen, unter dem Korb Abendmahlsbild, auf den Giebelsegmenten und über den Durchgängen ausgesägte Figuren; kronenartiger Schalldeckel.
Dehio/Brandenburg: Lehnsdorf Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 8 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer Saalbau mit Apsis aus Feldsteinquadern, 1. H. 13. Jh. Der hohe verschieferte Dachturm mit massiver Westwand 1862. Einige hoch sitzende Rundbogenfenster und das südl. Rundbogenportal (vermauert) erhalten, die übrigen Öffnungen im 19. Jh. verändert. Rest. um 1900. Innen Holzbalkendecke und Hufeisenempore, 19. Jh. - Altarwand mit Kanzelaltar und seitlichen Durchgängen, den Apsisbogen füllend, im 19. Jh. zusammengesetzt unter Verwendung von Teilen des 18. Jh.; der polygonale Kanzelkorb flankiert von gedrehten Säulen und Ornamentwangen, unter dem Korb Abendmahlsbild, auf den Giebelsegmenten und über den Durchgängen ausgesägte Figuren, David und Salomon sowie Engel; kronenartiger Schalldeckel.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Lehnsdorf Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit Apsis 1. H. 13. Jh., der verschieferte Dachturm über dem Westgiebel 1862. - Kanzelaltar mit seitlichen Durchgängen 1. H. 18. Jh. Emporen an 3 Seiten 17./18. Jh. Kelch mit Patene, Zinn, 1686. Walzenkrug 1802, Taufkanne 1839, Taufbecken 1.H. 19. Jh., sämtlich aus Zinn. Glocke 1694 von Johann Koch, Zerbst.
Jaenicke und Witt (1964): Feldsteinkirche in Lehnsdorf. Apsis. Um 1200-1250. Typische Rundapsis einer Flämingkirche in Feldsteinmauerwerk.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit Apsis 13. Jh, der aufgesetzte WTurm von 1862.
Pfannenstiel
(1992): Die Kirche in Lehnsdorf Wenn man von Belzig aus die
Kirche in Lehnsdorf besuchen will, so benutzt man am besten die
kürzeste Verbindung zu diesem Ort, nämlich die Landstraße
von Belzig an Bergholz vorbei über Grubo und Mützdorf. Man
kann auch von Belzig aus auf der Bundesstraße 246 bis
Wiesenburg fahren und dann weiter über Jeserig und Mützdorf
nach Lehnsdorf kommen. Der Ort hieß früher Lotzschke. Er
wurde 1937 umbenannt in Lehnsdorf. Die Kirche ist ein spätromanischer
Bau aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Die bauliche Gliederung ist:
rechteckiges Kirchenschiff nebst Dachturm und Apsis. Die Feldsteine
sind zum größten Teil gut bearbeitet. Die kleinen
Rundbogenfenster und der rundbogige, bis zum Anfang der
Granitsteinwölbung mit Ziegelsteinen zugemauerte ehemalige
Eingang sind aus romanischer Zeit erhalten. Die Südwand des
Schiffes enthält zwei Eingänge, den einen etwas westlich,
den anderen etwas weiter östlich. Auf der Empore an der
Westseite befindet sich ein Gemeinde- und Unterrichtsraum. Das Schiff
hat eine flache Holzdecke (Balkendecke). Die Apsis ist halbrund und
innen gewölbt. Sie wird von dem Altar und zwei seitlichen Türen,
die einen Umgang um den Altar und den Aufgang zu der über dem
Altar befindlichen Kanzel ermöglichen, ausgefüllt. Der
ziemlich hohe Dachturm, der sich an der Westseite der Kirche aus
ihrem Dach erhebt , hat eine massive Westwand und an den übrigen
Seiten ein Balkengerüst, welches mit dicken Brettern verschalt
und mit Schiefer verkleidet ist. Aus seinem mit Schiefer gedecktem
vierseitigem Dach erhebt sich eine lange achtseitige, ebenfalls mit
Schiefer gedeckte Spitze, die mit Knopf, Wetterfahne und einem Stern
versehen ist. Die wichtigsten Instandsetzungen und baulichen
Verbesserungen in neuerer Zeit, die das heutige Aussehen
mitbestimmen, waren: 1862: Erhöhung des früheren Dachturmes
um den Teil, wie die Ziegelsteine an seiner Westseite es deutlich
erkennen lassen, 1907/08: Instandsetzung der Kirche - Maurer-,
Zimmermanns- und Malerarbeiten und Herstellung einer
Schieferbekleidung des Turmes. Aus dieser Zeit stammende Ornamentik
im Jugendstil (Kunstrichtung um 1900), ist an manchen Stellen,
besonders an der Decke, noch zu erkennen. Vielleicht ist derselbe
Maler, der die im Jugendstil gehaltenen ornamentalen Malereien in der
Kirche zu Raben angebracht hatte, auch hier tätig gewesen. 1956:
Neueindecken des Turmes mit Schiefer, 1969 Herausnahme der
Seitenemporen und Vorziehen der Westempore, 1970: Schaffung eines
Gemeinde- und Unterrichtsraumes auf derselben und Installation einer
elektrischen Beleuchtung, 1988: Neueindeckung des Kirchendaches mit
Doppelrömern und der Apsis mit alten Biberschwänzen.
Von
der Innenausstattung ist besonders hervorzuheben der Altar mit der
darüber gese tzten Kanzel, beide aus Holz, aus 18. Jahrhundert.
Der Altaraufsatz hat unten ein kleines Abendmahlsgemälde. Die
von zwei verhältnismäßig starken gedrehten Säulen
flankierte Kanzel zeigt drei Gemälde: in der Mitte Jesus
Christus als Herrn der Welt und seitlich von ihm die Apostel Petrus
und Paulus. Oberhalb der Türen in der Altarwand befinden sich
ausgesägte Figuren. Sie stellen die Könige David und Salomo
dar als Vertreter des alten Testaments und weisen auf die Mitte des
Glaubens in Jesus Christus hin. Die beiden oberhalb der gedrehten
Säulen auf je einem Viertelbogen stehenden Engelfiguren sind
kennzeichnend für den Ursprung dieser Altarwand aus der
Barockzeit.
Der mit Verzierungen versehene Schalldeckel zeigt auf
der Unterseite das Bild einer Taube als Symbol des Heiligen Geistes.
Nicht vergessen werden soll die von der Mitteldeutschen
Orgelbauanstalt Voigt in Bad Liebenwerda 1981 neu erbaute Orgel, die
sich im Gemeinderaum auf der Empore befindet.
Ibbeken (1999):
Lehnsdorf liegt 12 km südwestlich von Belzig. Der
rechteckige Feldsteinbau mit halbkreisförmiger Apsis stammt aus
dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Das ursprüngliche
Rundbogenportal ist halb vermauert, alle anderen Öffnungen bis
auf das kleine Schiffsfenster sind nachträglich gebrochen oder
verändert. Die Regelmäßigkeit des Mauerwerks nimmt
sowohl an der Apsis als auch an der Giebelwand des Rechtecksaales
nach oben deutlich ab. Der hohe, verschieferte Dachturm stammt von
1862, die westliche Stirnwand ist in den Turm hinein fortgesetzt,
ganz wie bei der Ruine von Dangelsdorf. Aufnahme von
Südosten.
Lehnsdorf. Die Apsis ist eine der schönsten
des Fläming. Rundung, Fenster, Form und Steigung des
Schindeldachs und die anschließende Wand des Chorgiebels sind
besonders harmonisch aufeinander abgestimmt. Bis zu den Fenstern ist
die Quadertechnik recht gut, darüber läßt sie etwas
nach. Die Bauecke des Chores zeigt noch saubere Quader, der Giebel
selbst ist, fast eine Regel im Fläming, unregelmäßig
gemauert. Aufnahme von Osten.
Ibbeken und Pfeifer (1997): Lehnsdorf liegt 12 km südwestlich von Belzig. Der rechteckige Feldsteinbau mit halbkreisförmiger Apsis stammt aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Das ursprüngliche Rundbogenportal ist halb vermauert, alle anderen Öffnungen sind nachträglich gebrochen oder verändert. Die Qualität des Mauerwerks nimmt sowohl an der Apsis als auch an der Giebelwand des Rechteckbaus nach oben deutlich ab. Der hohe, verschieferte Dachtunn stammt von 1862, die westliche Stirnwand ist in den Turm hinein fortgesetzt. Aufnahme von Südosten.
Aufnahme der Kirche: Oktober 1999, Oktober 2000, April 2002
Grundriss:
Grundriss der Kirche in Lehnsdorf (nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003