Eine wissenschaftliche Hausarbeit ist die Königsklasse, wenn man das wissenschaftliche Schreiben als Sport sehen möchte. Daher bringt sie auch am meisten Probleme mit sich, und das nicht nur für ausländische Studierende.
Bei einer wissenschaftlichen Hausarbeit spielen verschiedene Aspekte zusammen. Sie sollen üben, wissenschaftliche Texte zu verfassen. Sie sollen auch beweisen, dass Sie das können. Bei einer deutschen wissenschaftlichen Hausarbeit wird von Ihnen verlangt,
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dass Sie sich in Ihrem Thema auskennen (Sie müssen die relevanten Forschungsdiskussionen kennen und in der Lage sein, diese auch darzustellen, ebenso wie wichtige Fachbegriffe, die definiert werden müssen),
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dass Sie wissenschaftlich arbeiten können (Sie müssen in der Lage sein, selbständig Sekundärliteratur zu finden und diese zu lesen, ebenso müssen Sie sie sinnvoll verwenden, zitieren und die verschiedenen Aspekte miteinander in Beziehung setzen. Sie müssen „kritisch“ lesen, also einzelne problematische Aspekte nicht unkommentiert übernehmen, sondern sie ansprechen und ggf. kontextualisieren. Sie müssen Ihre eigenen Behauptungen sinnvoll belegen sowie Probleme und Definitionen ggf. analysieren),
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dass Sie in der Lage sind, das Thema wissenschaftlich darzustellen (dies umfasst zum einen sprachliche Aspekte, einmal natürlich die Fähigkeit, sinnvolle Sätze auf Deutsch zu formulieren, andrerseits die Fähigkeit, die relevanten Fachausdrücke angemessen zu verwenden sowie das Beherrschen eines wissenschaftlichen Schreibstils; zum anderen umfasst dies auch die Frage der Gliederung: Man muss Ihren Gedanken- und Argumentationsgang, Ihre Schlussfolgerungen etc. verstehen und nachvollziehen können),
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dass Sie in der Lage sind, eigene Gedanken zu entwickeln (Sie sollen also, zumindest in den meisten Fällen, nicht einfach nur den derzeitigen Forschungsstand wiedergeben, das wäre dann eher ein Referat, sondern Sie sollen auch eigene Ideen dazu entwickeln).
Dies alles ist natürlich nicht einfach, es gibt jedoch viele Hilfestellungen. Bereits in der antiken Rhetorik wurden die verschiedenen Schritte, die zum Abfassen einer Rede nötig sind, gründlich geordnet und beschrieben (vgl. für einen Überblick Ueding/Steinbrinck 2005: 211-237). Diese Schritte sind im Prinzip nach wie vor gültig. Sie bestehen in den lateinischen Fachbegriffen) aus:
- Intellectio: Die Klärung des Redegegenstandes
- Inventio: Das Finden (und Erfinden) des Stoffes
- Dispositio: Das Ordnen des Stoffes
- Elocutio: Das Ausformulieren
- Memoria: Das Auswendiglernen der Rede
- Actio: Das Halten der Rede
Während die Schritte fünf und sechs bei einer Hausarbeit keine Rolle spielen (Sie tragen die Arbeit ja nicht vor, sondern geben sie schriftlich ab), so ist doch der Rest m.E. nach wie vor eine sehr sinnvolle Hilfe, um „die Arbeit an der Arbeit“ zu strukturieren (Sie werden hier in anderen Werken aber viele andere Systematiken finden). Besonders wichtig ist dabei, dass der Großteil der Arbeit bereits vor dem Schreiben stattfindet, in der Planungsphase (ansonsten wird das alles sehr schnell chaotisch).
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