Die Begriffe Analyse und Politikanalyse

(Volker von Prittwitz/15. September 2010)

 

 

 

Analysieren bedeutet wörtlich Auflösen (aus dem Altgriechischen analyomai)  Werden Stoffe in der analytischen Chemie materiell aufgelöst, so richtet sich Analyse üblicherweise darauf, einen Gegenstand nach einem Modell gedanklich aufzulösen, um ihn besser verstehen und handhaben zu können. Analyse ist also modellgestützte, erkenntnisorientierte Untersuchung. Dabei werden Modellgrundlagen (Theorie) und empirische Untersuchungsmethoden bestmöglich miteinander verknüpft, um letztlich praxisrelevante Erkenntnis zu gewinnen.

Mit der Politikanalyse wird dieser Analysebegriff auf Politik bezogen - keine Selbstverständlichkeit angesichts dessen, dass viele Menschen Politik als undurchschaubar oder als nicht rational nachvollziehbare  Kunst interpretieren. Politik soll demnach theoriegestützt empirisch untersucht und so besser verstanden werden. Dabei werden Theoriekenntnisse der Politik und empirische Untersuchungsmethoden bestmöglich kombiniert. Wissenschaftliche Politikanalyse forciert damit die Theorieentwicklung wie die empirische Methodendiskussion der Politikwissenschaft.

Ein häufig verwendetes Basismodell der Politikanalyse gründet sich auf den mehrdimensionalen Politikbegriff aus öffentlichem, allgemeinwohlorientiertem Handeln (public policy), politischem Prozess zwischen Akteuren (politics) und dem institutionell-politischem System (polity). In Rahmen dieses übergreifenden Modells ergeben sich zahlreiche Submodelle. Außerdem kann Politik auch nach anderen Basismodellen analysiert werden.

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Genaueres zur wissenschaftlichen Politikanalyse siehe in:

Prittwitz, Volker von (2007): Vergleichende Politikanalyse, Stuttgart (UTB 2871)

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Wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Formen der Politikanalyse

Da sich der Analysebegriff historisch im wissenschaftsnahen Bereich entwickelte, wird er traditionell auf wissenschaftliche Erkenntnis bezogen. Politik kann jedoch auch in anderen Medien modellgestützt aufgelöst werden, so im Journalismus (Journalistische Politikanalyse)  und in Kunst und Unterhaltung (Beispiel Politisches Kabarett). Auch in nichtwissenschaftlichen Medien werden bestimmte Modellannahmen mit bestimmten Methoden der Auflösung kombiniert. Anders als im wissenschaftlichen Bereich geht es dabei aber nicht primär um allgemeine Erkenntnisse, sondern um tagesaktuelles Verständnis, formale Umgestaltung oder Unterhaltung.

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Prittwitz, Volker von (1994): Politikanalyse, Opladen (UTB 1707), Teil C)

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