Die Zukunft des Internets
 
 

 Kurze Geschichte und Status Quo

Entstanden ist das Internet auf Initiative der US-amerikanischen Militärs, wurde dann von den Universitäten für den schnellen und grenzüberschreitenden Informationsaustausch entdeckt und praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit aufgebaut. Mittlerweile werden das World-wide-web (WWW), eine junge Internet-Anwendung, sowie die elektronische Post (e-mail) von einem breiteren Publikum genutzt; wobei bislang nur ca. ein Prozent der Weltbevölkerung Zugang zum Internet hat. In den industrialisierten Staaten beträgt dieser Wert immerhin über zehn Prozent.
 
 

 Wirtschaftliche Zukunft

a) Vertrieb / e-commerce

Für produzierende Unternehmen bietet das Internet eine Möglichkeit, kostengünstig Produkte zu vertreiben. Mittels Online-Formularen können Bestellungen aufgegeben werden, ohne daß ein Verkäufer tätig werden und dafür bezahlt werden mußte. Da sich so erheblich Personalkosten einsparen lassen, wird diese Form des Vertriebes stark zunehmen. Dies ist sowohl denkbar im business-to-business-Bereich als auch im Bereich des Vertriebes mit dem Endverbraucher, sofern eine Senkung der Nutzungskosten  mit einer Weiterentwicklung der technischen Übertragungswege einher geht.

b) Verkauf von Anzeigenplätzen (Banner)

Um redaktionelle Internetangebote gewinnbringend werden zu lassen, wird die Vermarktung dieser durch den Verkauf von Bannerplätzen zunehmend einen höheren Stellenwert einnehmen, da im Gegensatz zum Verkauf von Printobjekten hier keine Vertriebserlöse anfallen. Aktuell stellt sich hier nur die Frage, welche Währung zur Messung der Nutzungsdaten (Kontakte etc.) sich durchsetzen wird. Es muß jedoch eine Währung sein, die direkte Vergleiche zu Print- und Rundfunknutzungsdaten zuläßt. Im Gespräch ist zur Zeit die Währung "AdImpression".

c) Konzentration

Da sich in den USA ein großes Software-Unternehmen, Microsoft, eine starke Marktposition auch im Bereich Internet erkämpft hat, wird es zu Unternehmenszusammenschlüssen und Kooperationen kleinerer Anbieter kommen. Jüngstes Beispiel ist die Übernahme des Browser-Entwicklers Netscape durch den Online-Dienst AOL mit einer Kooperation des Softwareunternehmens Sun, das die Internetprogrammiersprache Java, entwickelt und vertreibt. Diese Konzentrationsentwicklungen werden für den Markt und vor allem für die Nutzer nicht ohne Folgen bleiben. Notwendig wird auch hier eine staatliche Kontrolle.
 
 
 

d) Nachfrage / Kosten

Aufgrund steigenden Drucks auf die Deutsche Telekom durch wachsende Konkurrenz werden die Telekommunikationspreise langfristig günstiger. Auch im Bereich der Provider wird langfristig durch eine große Zunahme der Mitbewerber ein Preisverfall eintreten.
Auch wenn zur Zeit die Gemeinde der Internet- User noch verhältnismäßig gering ist, so werden langfristig die Vorteile des Internets auch von einer breiteren Masse erkannt werden. Wenn dazu noch technische Neuerungen kommen, die die einfachere Handhabung und Benutzerfreundlichkeit erhöhen (z. B. Internet via TV) verbunden mit geringeren Kosten, wird die Anzahl der User sprunghaft ansteigen.
 
 

 Inhaltliche Zukunft

a) Privatpersonen

Das Internet bietet schon heute jedem die Möglichkeit, sich auf einer Plattform, sei es in Newsgroups oder auch auf eigenen Websites öffentlich zu äußern. Im Grunde genommen entspräche diese Form der Publizität am ehesten der medienpolitischen Funktion der Medien: durch die eigene veröffentliche Meinung - und der Möglichkeit des freien Informationszugangs innerhalb des Internets wird die demokratischen Willensbildung der Bürger gefördert. Es existieren in diesem Sinne keine Schranken mehr: jeder kann kostengünstig publizieren, er muß dafür kein Journalist im herkömmlichen Sinne sein, - und kann theoretisch eine Millionenleserschaft erreichen, viel mehr als durch einen in der Zeitung abgedruckten Leserbrief.

b) media-related

Die Suchmaschinen wie yahoo, excite, lycos usw. werden wirtschaftlich zunehmend interessanter werden. Zukünftig wird das Internet das Recherche-Instrument sein, und dadurch von Millionen mehr oder weniger intensiv genutzt werden. Die großen Verlage unternehmen bereits zu diesem Zeitpunkt Anstrengungen, Archive zu digitalisieren, um sie für Suchmaschinen auf dem Informationsmarkt anbieten zu können. Auch hier sind Konzen-trationserscheinungen sichtbar, die sicherlich noch zunehmen werden. Vorstellbar wären Oligopole weniger Konzerne, die vom Nutzer dementsprechend eventuelle Daten verlangen, bevor sie eine Nutzung zulassen, um jene eventuell an die Wirtschaft weiterverkaufen zu können. Hinsichtlich der Werbeaktivitäten im Netz werden die Suchmaschinen vor allem für die Werbewirtschaft vom großen Interesse werden.

c) Online-Dienste

Spezielle Online-Dienste werden zunehmen, vor allem, wenn die Benutzergebühren (siehe auch technische Voraussetzungen bzw. Entwicklungen) v.a. für Privatpersonen sinken: newsletter, internet shopping, online banking etc. sind vorstellbar. Aus Sicherheitsgründen wird jeder User eine digitiale Unterschrift besitzen, um sämtliche Transaktionen via Netz tätigen zu können; mittels einer Software kann rechtsgültig unterschrieben werden.
 
 
 

d) gesetzliche Schranken

Erst vor kurzen reagierte die Politik auf die Sicherheitsfrage im Internet aufgrund der zahlreichen aktuellen Anlässe des „Internetsmißbrauchs", wie bspw. Kinderpornographie. Der BKA hat eine SoKo für die spezielle Überwachung des Netzes eingerichtet. Offen bleibt, ob eine Kontrolle überhaupt möglich sein wird; aufgrund der historischen Entwicklung gibt es in diesem Sinne keine zentrale Kontrollinstanz, die in der Lage wäre, dieses „wildgewachsene" Netz effektiv zu überwachen. Es bleibt zu bezweifeln, ob eine demokratisch gewählte Institution überhaupt gewählt und auch akzeptiert werden würde. Der Mißbrauch des World-wide-web wird zunehmen, solange die Staaten auch nicht in der Lage sind, politisch übergreifende Maßnahmen durchzusetzen.
 
 
 
  Technische Zukunft
 
a) Datenübertragungswege

Noch wird das Internet wie im ersten Abschnitt bereits angedeutet, nur von einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung benutzt; eine rasante Zunahme der Nutzung wird erst dann stattfinden, wenn durch neue Übertragungswege zum einem die Geschwindigkeit erhöht und vor allem die Kosten reduziert werden. Ab diesem Zeitpunkt könnte das Internet ein Massenmedium werden, an dem Millionen partizipieren - und nicht nur wie bisher Unternehmen und private User, die anfallende Kosten tragen können. Das gilt speziell für Europa. In den USA wird aufgrund der geringeren Kosten „electronical commerce" viel mehr genutzt als hier.
Innerhalb der technischen Erneuerungen zeichnen sich folgenden Entwicklungen ab:
Nutzung über Telefonleitung, nämlich über ISDN und ADSL; möglich wäre auch die Übertragung via Stromleitung, Funk oder dem TV-Kabel.

b) Internet-TV

Im Rahmen von „DF-Bouquets" könnten neue Angebotsformen entstehen; z.B. Spielfilmangebote, Internetzugang und spezielle Informationsservice als ein Beispiel von vielen.

c) Softwaretechnologien

Die Browser der Zukunft werden noch viel mehr bieten können als bisher, z.B. durch mpeg etc.; sogenannte Translate-Programme wären dabei vorstellbar, die es ermöglichen würden, daß nur noch eine einheitliche Sprache im Netz existieren würde bzw. automatisch durch eine Software die Muttersprache „internettauglich" in eine Einheitssprache übersetzt wird.
 
 
 
 
 
 

Dezember 1998
Monika Rebholz