Seminar: Wie + wohin entwickelt sich das Internet?

Lehrbeauftragter: Wolfgang Roehrig

Wie nutze ich das Netz heute und wie nutze ich es in 10 Jahren?

Ein paar Vorbemerkungen zu meiner derzeitigen Situation, sowohl technisch als auch verstaendnistheoretisch: ich habe seit knapp zwei Jahren einen Account an der Universität und besitze seit sechs Monaten eine eigenes Modem mit Anschluß i n meinem Zimmer. Das erleichtert die Sache natürlich um einiges. Tägliches Email schreiben gehört zu meinem Alltag, da auch sehr viele Freunde (national und international) eine Email Adresse haben. Snail-mail ist ohnehin zu aufwendig, zu la ngsam und vor allem zu teuer. Da aber mein Modem sehr langsam ist, gestaltet sich das herumschwirren im WWW sehr mühsam. Zu lange Ladezeiten verderben mir sehr schnell den Spaß. Aus diesem Grund nutze ich das Netz überwiegend zum e-mailing . Natürlich gehe ich auch ins Netz, um mir Wege zur Universität zu ersparen (KVV’s, Termine, etc.). Oder um mit Hilfe von Suchmaschinen Informationen über bestimmte Themen herauszufinden. Dabei stört mich allerdings die Unstrukturierth eit des Netzes. Zu viele redundante Informationen versperren den Weg zu interessanten und gewünschten Themen. Das finde ich sehr schade, denn eigentlich findet sich im Netz ja wirklich zu jedem erdenklichen Thema irgendwas. Nur "kurz" ins W WW zu gehen, ist beinahe unmöglich, zum Einen wegen meines zu langsamen Modems, zum Anderen wegen der unübersichtlichen Informationsfülle. Das zieht dann folgende Konsequenzen nach sich: entweder eine enorm hohe Telefonrechnung oder aber & Auml;rger darüber, daß ich zwar jede Menge gesehen habe, nur leider nicht das was ich gesucht habe. Dennoch gehe ich noch manchmal an die ZEDAT, setze mich dort an einen Rechner (sofern einer frei ist) und gebe mich dem hemmungslosen Netzrausch im Geschwindigkeitswahn hin. Das hat nur den großen Nachteil, daß die ZEDAT für mich ungünstig zu erreichen ist und meistens auch alle Rechner besetzt sind...

Ich könnte mir aber vorstellen – unter gewissen Voraussetzungen – daß ich das Netz in fünf oder zehn Jahren stärker und öfter benutzen werde. Zu diesen

 

Voraussetzungen gehören technische Neuerungen auf Netzgebiet: die Tarife müßten billiger werden, die Technologien für Zugänge (Modems, ISDN, usw.) sollten ebenfalls billiger und leistungsstärker werden und die Sicherheit en der Übertragungswege sollten um einiges verbessert werden. Dann könnte ich mir vorstellen, einen beträchtlichen Teil meiner täglichen Erledigungen via Netz zu erledigen. Darunter könnte natürlich e-commerce fallen, denn bi sher sehe noch gewaltige Defizite in Codierungsmöglichkeiten und Netzsicherheit.

In zehn Jahren gehört das "Fenster zur Welt" auch zum ganz banalen Lebensstandard, etwa wie Radio heute: man zahlt eine Gebühr an eine staatliche Verwaltungsgesellschaft (etwa wie GEZ), und ist ständig rund um die Uhr online. O b Einkäufe, Lehrveranstaltungen, Heiratsvermittlung oder Tierarzt ( evtl. mit "vet-cam"), alles 24 Stunden im Netz verfüg- und abrufbar. Ich würde dann auch nur noch online mit Freunden "weggehen": meine Freunde z.B. in München und ich hier in Berlin. Dazu müßte es bequeme, tragbare Vernetzungsmöglichkeiten geben. Wir könnten zu jeder Zeit miteinander kommunizieren und mit Hilfe von sogenannten "go-out-cams" jeden Schritt des anderen m iterleben. Natürlich kann man sich auch online zuprosten.

Aber abgesehen von Freizeitaktivitäten online würde ich das Netz auch im wissenschaftlichen Bereich stärker nutzen. Bücher könnten seiten- oder kapitelweise heruntergeladen werden, ganz ohne amazon.com... Größere Dat eien, Bilder und Tonaufnahmen wären dann übertragungstechnisch kein Problem mehr.

Voraussetzung für all diese Möglichkeiten ist jedoch die Herausbildung und Durchsetzung eines "WWW-Standardes". Sowohl beim Browser als auch bei den Servern. Der Streit Netscape <=> Explorer hat sich in zehn Jahren hoffentlich zugunsten des Users entschieden. Dann sollte man mit seinem Rechner (tragbar oder zu Hause im Wohnzimmer) wirklich alle Sites öffnen können, egal auf welchem Server sie liegen. Die undurchschaubare Vielfalt von Tools, z.B. für die untersch iedlichsten Plug-ins mit ihren dazugehörigen Anwendungsschwierigkeiten, sollten dann der Vergangenheit angehören....

Soweit mein Ausblick auf die Zukunft des Netzes in den nächsten zehn Jahren. Möge nur das Positivste eintreffen.